Neustart der Web-Agenturen

19.04.2006
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Losgetreten wurde die positive Entwicklung in der Branche durch die Millionen von Bundesbürgern, die in den vergangenen Jahren ihre Begeisterung für den elektronischen Handel entdeckt haben. Bereits 2004 hatte Vorstand Schrader die "AEG-Troika" als Triebfeder ins Gespräch gebracht: Amazon, Ebay und Google locken die Privatnutzer ins Web. Vor allem der Auktionsbetreiber hat hierzulande das Online-Eis gebrochen: Inzwischen wird über Ebay nach Angaben des Unternehmens in Deutschland jede Sekunde ein Kleidungsstück, alle zwei Minuten ein Notebook und alle elf Minuten ein Kühlschrank gehandelt. Pro Tag wechseln 13 Bagger über die Plattform den Eigentümer.

E-Skeptiker auf dem Rückzug

Angesichts solcher Zahlen mussten selbst überzeugte E-Skeptiker in den strategischen Entscheidungszirkeln der Old Economy hellhörig werden. "Die Firmen haben nach langer Zeit letztlich doch eingesehen, dass das Internet ein wichtiges Medium für Marketing und Vertrieb ist", bilanziert ein Web-Spezialist trocken. Ist der Groschen erst einmal gefallen, wird in den meisten deutschen Unternehmen kein Pardon mehr gegeben: Das Internet ist nicht mehr nur ein weiterer Absatzkanal, sondern die Zukunft. Auch deshalb geht wieder was in der Branche.

Syzygy will jetzt ernten

"Online und Offline wachsen immer stärker zusammen." Michael Riese, Vorstandschef der Pixelpark AG
"Online und Offline wachsen immer stärker zusammen." Michael Riese, Vorstandschef der Pixelpark AG

"Das Klima im Markt hat sich ab Mitte 2005 erheblich gebessert", berichtet Syzygy-Vorstandschef Marco Seiler, und: "Deutschlands hoher Reifegrad im E-Commerce kommt uns jetzt entgegen." Nachdem das Unternehmen in den beiden vergangenen Jahren den Umsatz um sechs beziehungsweise sieben Prozent steigern konnte, peilt der CEO dank der Auftragslage in der ersten Jahreshälfte 2006 ein organisches Wachstum von 20 Prozent an: "Von solchen Werten haben wir schon lange nicht mehr gesprochen." Zwar sei die Szene nie wirklich tot gewesen, sagt Seiler, "doch jetzt blüht sie wieder".

"Ich verstehe auch nicht, wieso das Internet immer totgeredet wurde", wundert sich Michael Riese, Vorstandschef der Berliner Pixelpark AG - "so, als sei es zwischendurch abgeschaltet worden." Das Unternehmen hat den Turnaround nach zwei Jahren inzwischen abgeschlossen. In einer ausdauernden Einkaufstour verstärkte sich Pixelpark mit Kompetenzen in den Bereichen IT und Werbung. Dabei wird die Strategie verfolgt, den Kunden das komplette Paket an Diensten vom hübschen Frontend bis zur Anbindung der drögen Daten im Backend anbieten zu können - einschließlich der klassischen Offline-Werbung. "Online und Offline wachsen immer stärker zusammen", sagt Riese.