Skurriles aus Hannover

Neulich…auf der CeBIT

03.03.2011
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

3. Von langsamen Köchen und halbgaren Entschuldigungen

"Die Art der Erschöpfung, die einem Messen zufügen, gleichen keiner auf der Erde bekannten Erschöpfungsform. Fast scheint es, als würde jeder vorbeilaufende Mensch - und sei er auch engelsgleich, freundlich, technikbegeistert, zukunftszugewandt - ein wenig Energie abziehen. " So umschrieb Blogger Sascha Lobo seinen Zustand nach drei Tagen CeBIT. Dass man nach drei weiteren Tagen in der Tat in neue Schlappheits-Dimensionen vorstösst, liegt nicht nur an Luft oder Lärmkulisse in den Messehallen, sondern am Essen.

Als CeBIT-Veteran erwartet man keine kulinarischen Raffinessen und ist schon froh, wenn es zwischen Vortrag und Kundengespräch für ein belegtes Brötchen reicht. Umso größer ist die Vorfreude, wenn der Chef am Abend in ein kleines, aber feines Restaurant einlädt. Wildfang-Steinbutt mit Hummer auf gerahmten Schwarzwurzeln mit Limonen-Vanillekartoffelpüree oder Filetsteak vom US-Beef mit lauwarmem Hummer auf Gänselebersauce. Die Speisekarte las sich exquisit, ebenso die Preise mit 70 Euro pro Menü.

Doch der Magen wurde bitter enttäuscht, schließlich musste er sich eineinhalb Stunden gedulden, bis er mit der Vorspeise in Berührung kam. Danach dauerte es noch einmal fast genau so lange, bis das besagte Rinderfilet auf dem Tisch landete. Als wir gerade beherzt nach dem Besteck greifen wollten, eilte die Bedienung herbei, um uns die Teller samt Filets wieder wegzunehmen. Das sei die Bestellung für den Nachbartisch, lautete die halbgare Entschuldigung. Halbgare Entschuldigungen scheinen die wirkliche Spezialität dieses Restaurants zu sein, denn schon zuvor hatte die Bedienung unser stundenlanges Warten mit dem Hinweis kommentiert, hier werde alles frisch zubereitet und das brauche eben seine Zeit.

Am nächsten Abend lautete unsere Devise "Keine Experimente", und wir entschieden uns für einen Italiener. Dort kam das Essen zwar schneller, wenngleich dem Rucola-Salat das Dressing und den Tagiatelli das Besteck fehlte. Der freundliche Kellner brachte beides auf Nachfrage und entschuldigte sich unter Verbeugungen. Das dicke Ende bleib nicht aus: Nicht nur, dass wir fast 45 Minuten auf die Rechnung warten mussten. In dieser entdeckten wir gleich drei Gerichte, die wir nicht gegessen haben. Und das, obwohl der Kellner uns zwei Mal vorher gefragt hatte, was wir eigentlich gegessen hatten.