Umsatz steigt, Gewinn schrumpft, Auftragseingang bricht ein

Neukunden skeptisch bei EDS

01.08.2003
DALLAS (CW) - Die Probleme beim weltweit zweitgrößten IT-Dienstleister EDS halten an. Zwar legte der Konzern bessere Zahlen vor als erwartet, doch der Auftragseingang bereitet Sorge.

Seit vier Monaten ist Michael Jordan als CEO im Amt, und seine Bilanz kann sich zumindest auf dem Papier sehen lassen. Nachdem das erste Quartal 2003 unter der überwiegenden Führung seines Vorgängers Richard Brown noch mit einem Fehlbetrag von 126 Millionen Dollar oder 26 Cent pro Aktie endete, steht nun wieder ein Plus in den Büchern. Insgesamt belief sich der Nettogewinn auf 128 Millionen Dollar oder 28 Cent je Anteilschein. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres relativieren sich allerdings die Zahlen: Im April, Mai und Juni 2002 konnnte EDS 316 Millionen Dollar oder 64 Cent pro Aktie auf der Habenseite verbuchen. Damit brach der Gewinn um 56 Prozent ein.

Dagegen legte EDS beim Umsatz im Jahresvergleich zu. Mit Einnahmen von 5,52 Milliarden Dollar übertraf der Dienstleister den Wert aus dem Jahr 2002 um zwei Prozent, als der Outsourcing-Spezialist in seinem zweiten Geschäftsquartal etwa 5,4 Milliarden Dollar einnahm. Allerdings mussten die EDS-Verantwortlichen einräumen, vom schwachen Dollar profitiert zu haben. Ohne Wechselkursschwankungen wären die Einkünfte um drei Prozent gesunken. Dennoch übertraf EDS die Erwartungen der Finanzanalysten, die im Schnitt mit lediglich 5,39 Milliarden Dollar Umsatz gerechnet hatten. "Die Marktbedingungen bleiben angespannt", kommentierte CEO Jordan die Zahlen. "Insgesamt sind die Ausgaben für IT-Services nach wie vor dürftig und die Verkaufszyklen länger geworden."

Für EDS scheint es derzeit schwierig, neue Kunden zu gewinnen. Der Auftragseingang sackte von 6,2 Milliarden Dollar im zweiten Quartal 2002 auf nun 3,4 Milliarden Dollar. Schon in den ersten drei Monaten dieses Jahres hatten sich die Turbulenzen um das Unternehmen in einem schwachen Neukundengeschäft niedergeschlagen. Bis Ende März hatte das Unternehmen Serviceaufträge im Wert von drei Milliarden Dollar akquiriert. Das waren 58 Prozent weniger als in den ersten drei Monaten 2002, als Kunden EDS noch mit Services im Wert von 7,2 Milliarden Dollar beauftragten. Die Anleger reagierten erschrocken auf diese Zahlen, obwohl das Unternehmen hinsichtlich Umsatz und Gewinn etwa den Erwartungen entsprach. Innerhalb von zwei Tagen fiel die Aktie von 23,7 Dollar auf 21,8 Dollar.

Möglicherweise haben sich die Anleger auch von den Ausführungen des Finanzvorstandes Robert Swan beeindrucken lassen. Dieser hatte - allerdings nicht überraschend - angekündigt, die Buchungsregeln bei EDS zu ändern, und zwar rückwirkend zum 1. Januar 2003. Damit könnten sich die gemeldeten Zahlen nochmals verändern. Zu dem Schritt hatte sich EDS entschlossen, nachdem im März die Probleme mit Altverträgen eskalierten. EDS pflegte bislang die durchaus übliche Percent-of-Completion-Methode, bei der Einnahmen je nach Projektfortschritt verbucht werden. Das hatte allerdings dazu geführt, dass Schwierigkeiten zu spät bemerkt wurden. So entdeckte der seit März amtierende Jordan bei seiner anfänglichen Bestandsaufnahme mehrere Outsourcing-Verträge, die für EDS ein Verlustgeschäft darstellten. Die Unregelmäßigkeiten und die lange Zeit aufrechterhaltenen optimistischen Prognosen der vormaligen EDS-Führung riefen eine offizielle Untersuchung der US-amerikanischen Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) hervor. (jha)