Embedded Computer Technology

Neuformierte Kontron AG strebt die Weltmarktführerschaft an

10.03.2000
MÜNCHEN - Die Kontron Embedded Computers AG, Eching, hat große Pläne. Zum einen ist für das Frühjahr 2001 der Börsengang ins Visier genommen, zum anderen peilt man mittelfristig die Weltmarktführerschaft im Segment Embedded Computer Technology (ECT) an.Von Beate Kneuse*

Embedded Computer - sprich: miniaturisierte Computer mit integrierter Software für die Kommunikation von Mensch und Maschine - finden sich heute bereits in Geldautomaten und Bankterminals, bei Auto-Navigationssystemen, in intelligenten Telefonanlagen, in Röntgenapparaten oder in Videoanlagen in U-Bahnen. In den kommenden zehn Jahren werden sie Expertenprognosen zufolge auch in Consumer-Produkten wie Kühlschränken, TV-Geräten oder Stereoanlagen zum Einsatz kommen. Nach Wachstumsraten von jährlich 20 bis 30 Prozent (seit 1990) rechnen Marktforscher im nächsten Jahr mit einem Weltmarktvolumen von rund 4,9 Milliarden Mark.

Entsprechend optimistisch bewertet denn auch Hannes Niederhauser, Vorstandschef der Kontron Embedded Computers AG, das Wachstumspotenzial für sein Unternehmen, das sich im vergangenen Jahr eigenen Angaben zufolge unter den fünf führenden Anbietern der Welt etablieren konnte. 1990 als Boards AG gegründet, kauften sich acht Jahre später Niederhauser sowie die Venture-Capital-Gesellschaft 3i in das Unternehmen ein und unterstützten damit die Alt-Gesellschafter Elmar Zeising und Rudolf Wieczorek. Im Februar vergangenen Jahres erwarb man die Embedded-Computer-Technology-Division der zu diesem Zeitpunkt in Liquidation befindlichen BMW-Tochter Kontron und gliederte sie rückwirkend zum 1. Januar 1999 in das Unternehmen ein. Im Juli 1999 folgte die Übernahme der ECT-Division des kanadischen Anbieters Teknor Industrial Computers. Danach wurde das Unternehmen in Kontron Embedded Computers AG umfirmiert.

Mit Hilfe der Akquisitionen hat sich die kleine Technologieschmiede von einst zu einem Global Player gemausert, das 1999 einen Umsatz von 109 Millionen Mark erzielte, zu dem die Geschäfte in Nordamerika rund 50 Prozent beisteuern. Der Jahresüberschuss belief sich auf 11,3 Millionen Mark. Rund 390 Mitarbeiter stehen derzeit auf der Gehaltsliste.

Expansion über weitere Zukäufe geplantIm Visier ist laut Niederhauser jetzt mittelfristig die Pole-Position im Weltmarkt für Embedded Computer Technology. Die hält derzeit der US-Produzent Radisys, der seine Umsätze allerdings zu 90 Prozent in den USA erzielt und sich mit seinen Lösungen vor allem auf den TK-Markt konzentriert. "Wir selbst konnten auch bereits einige Kunden im TK-Segment gewinnen", erklärt Niederhauser, "haben unsere Stärken derzeit jedoch im Mobile- und Transportation-Bereich." So seien beispielsweise rund 50 Prozent der europäischen Luftraumüberwachungssysteme mit Technologie von Kontron bestückt. Gleichwohl soll der Wachstumsmarkt Telekommunikation nunmehr konsequent in Angriff genommen werden. Ausbauen will man zudem die Präsenz in Asien. Zwar hat man bereits ein Vertriebsbüro in Singapur aus der Taufe gehoben, damit soll das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht sein. Generell werde man, so Niederhauser, vor allem auch über weitere Firmenzukäufe expandieren. Das nötige Geld für die Wachstumspläne soll der Gang an den Neuen Markt bringen. Er ist derzeit noch vagen Zeitplänen zufolge für das kommende Frühjahr angesetzt.

* Beate Kneuse ist freie Journalistin in München.