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Neues von der Sapphire: xApps und Web Dynpro

06.06.2002
SAP hat in Orlando sein Framework "mySAP.com Technology" mit Application Server und neuem Presentation Layer vorgestellt. Dieses bildet die Basis der neuen integrativen "xApps".

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Einen ganzen Sack voller Neuigkeiten hatte die SAP AG zur US-Hausmesse Sapphire 2002 nach Orlando, Florida, mitgebracht. Neben eine globalen Partnerschaft mit Adobe, dessen PDF-Format papierlosere Geschäftsprozesse in mySAP.com ermöglichen soll (Computerwoche online berichtete), gibt eine neue Anwendungskategorie namens "xApps" und das Framework "mySAP.com Technology" inklusive Application Server und dem neuen Presentation Layer "Web Dynpro".

Bei den xApps oder "Cross Applications" handelt es sich laut SAP um funktionsübergreifende Softwarelösungen, die auf bestehenden Anwendungen aufbauen. Sie sollen es ermöglichen, unternehmensübergreifende und adaptive Geschäftsprozesse zu schaffen und zu automatisieren. Der Hersteller will damit bei gleichzeitigem Schutz bestehender Investitionen in IT, Geschäftsbeziehungen und Mitarbeiter Verfahrensänderungen und -innovationen in der Wertschöpfungskette unterstützen. Als erste xApp soll Ende des Jahres das "Ressourcen- und Programm-Management" (RPM) auf den Markt kommen.

Die Cross Applications zeichnen sich SAP zufolge durch vier Hauptmerkmale aus: Sie arbeiten funktionsübergreifend und integrieren unterschiedliche Anwendungen verschiedener Hersteller über Unternehmensgrenzen hinweg, sie stellen Funktionen aus verschiedenen Komponenten bedarfsgerecht zusammen, sie sind auf kollaborative Prozesse, sprich Teamarbeit ausgerichtet, und sie nutzen die mySAP.com-Technology-Infrastruktur. Als weitere Beispiele für mögliche Einsatzgebiete nennen die Walldorfer beispielsweise Produktneueinführungen, Fusionen und Übernahmen oder Business Change Management.

"Die wirkliche Herausforderung in der Integration liegt heute nicht mehr auf der Technologie-, sondern vielmehr auf der Anwendungsebene", erläutert Vorstand Shai Agassi. "Unternehmen benötigen Anwendungen, die verschiedene, bestehende Applikationen mit entscheidungsrelevanten Geschäftsinformationen verknüpfen." Vorstandssprecher Hasso Plattner blies in seiner Keynote ins gleiche Horn: "Wir bringen unterschiedliche Aspekte von Information, die wir in unserem System gespeichert haben, mit dem Geschäftskontext zusammen [...] um eine intelligentere Kommunikation zwischen Menschen und Systemen zu erhalten." Erste Prototypen solcher Anwendungen demonstriert in Orlando das Partnerunternehmen Accenture.

Bruce Richardson, Analyst von AMR Research, sieht xApps als eine Möglichkeit, mithilfe derer Unternehmen ihre vorhandenen Anwendungen nutzen können, um Daten aus CRM- (Customer Relationship Management), SCM- (Supply Chain Management) und anderen Anwendungen herauszuziehen. "Niemand hat den Mumm, sein ERP-System auszuwechseln. Die xApps sind eine Art zu sagen: Dies ist der Geschäftsprozess für das was sie tun wollen, und so wird es gemacht."

mySAP.com Technology ist komplett

Mit mySAP.com Technology, das auch die technische Grundlage für die Cross Applications bildet, wollen die Walldorfer eine offene Web-Services-Plattform offerieren, die Menschen, Informationen und Prozesse aus beliebigen Unternehmensanwendungen - selbstverständlich inklusive R/3, mySAP.com und xApps - zusammenbringt. Kernkomponente ist der neue Presentation Layer Web Dynpro. Dieser gestattet laut Plattner die Gestaltung professioneller und einfach zu bedienender Benutzerschnittstellen.

Web Dynpro wird die User Interfaces bestehender und zukünftiger Anwendungen ersetzen und den "technischen Grundstein und die Web-Services-Grundlage" für SAP bilden. Es stellt eine Entwicklungsumgebung bereit, mit der sich Browser-basierte Anwendungen gestalten und standard-basierte Ablaufumgebungen erstellen lassen, die automatisch das verwendete Endgerät berücksichtigen und die Lücke zwischen J2EE (Java 2 Enterprise Edition), ABAP (Advanced Business Application Programming) und Microsofts .Net schlagen. "Diese universelle Schnittstelle für alle SAP-Anwendungen ist signifikant schneller", versprach Plattner. "Sie lässt sich auf der Design- und auf der Runtime-Ebene anpassen."

Ergänzend kündigte SAP die Verfügbarkeit seines Web Application Server an, der gleichzeitig die Web-Dynpro-Ablaufumgebung für J2EE und ABAP enthält. Dieser soll auf Basis nativer und plattformunabhängiger Web-Techniken Geschäftsanwendungen hosten, die als Web-Services geschrieben sind. Der Application Server ist außerdem Grundlage der neuen "Exchange Infrastructure", bei der mithilfe von XML-Messaging beliebige externe Anwendungen und Techniken integriert werden sollen. SAP verstärkt in diesem Bereich übrigens die Zusammenarbeit WebMethods, dessen Adapter für die Anbindung genutzt werden sollen.

Neuigkeiten für den Mittelstand

Das bereits im März angekündigte KMU-Angebot "Business One" zielt auf kleine und mittlere Unternehmen bis zu 250 Mitarbeiter und deckt laut Hersteller deren Bedürfnisse in den Bereichen Buchhaltung, Logistik, Vertriebsunterstützung und Berichtswesen ab. Durch die Integration des Produkts mit mySAP.com sollen Schnittstellenprobleme vermieden und Zentralen in die Lage versetzt werden, kleinere Ableger einfacher zu kontrollieren und Informationen mit ihnen auszutauschen. "Was für eine Mittelständler gut ist, ist nicht das Richtige für Coke", erklärte Plattner. "BO ist leicht einzurichten und zu erlernen. Wir können die Software in einem Tag installieren und in fünf Tagen damit in Produktion gehen. Das ist Software, die man in entfernten Filialen installieren kann. Sie schickt alle Informationen an die nächstgrößere Niederlassung oder die Zentrale." (tc)