Linux-fähig und leichter zu administrieren

Neues Solaris skaliert besser

12.04.2002
MÜNCHEN (CW) - Sun Microsystems dürfte im Mai oder Juni dieses Jahres die neunte Generation seines Unix-Derivats Solaris freigeben. Verbessert werden Skalierbarkeit, Systemadministration und Linux-Unterstützung.

Wenn Sun die Hauptversionsnummern von Solaris ändert, wie demnächst von 8 auf 9, ist damit ein Wechsel der Threading Library angezeigt. Ganz neu ist die jetzt erscheinende nicht. Sie war bereits als alternative Library zum Ausprobieren in der Version 8 enthalten und wird mit Solaris 9 offiziell eingeführt. Das bedeutet nicht, dass Modifikationen an älteren Anwendungen notwendig wären, sie werden unverändert auf dem neuen Sun-Unix laufen. Allerdings müssen unabhängige Softwarehäuser ihre Applikationen für Solaris 9 neu zertifizieren lassen.

Bessere Leistung möglichPrimäres Ziel der Neuerungen von Sun ist eine Verbesserung der Skalierbarkeit des Betriebssystems hinsichtlich der Zahl der Prozessoren in einem System. Wenn sich beispielsweise bisher eine Applikation auf Maschinen mit bis zu acht symmetrischen Prozessoren ohne besondere Anpassungen skalieren ließ, so soll das künftig für bis zu doppelt so viele CPUs gelten. Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass die Performance einer Anwendung im gleichen Ausmaß steigt. Dafür ist auch die Architektur einer Software von Bedeutung.

Die bessere Skalierbarkeit ist ein wichtiges Argument bei Sun. Sie soll Anwender überzeugen, dass es sich lohne, bei Solaris zu bleiben, statt zu Linux zu wechseln. Ein weiteres Argument dafür bietet Sun mit Programmier-Schnittstellen (APIs) und Tools, die es möglich machen, Linux-Anwendungen für Intel-basierende Umgebungen auf Solaris 9 zu kompilieren. Die Lauffähigkeit dieser Programme soll das "Linux Compatibility Assurance Tool" (Lincat) sicherstellen. Durch die Integration von Linux-Kommandos und -Libraries verspricht Sun, dass zahlreiche Programme aus der Open-Source-Welt ohne Veränderungen auf Solaris 9 funktionieren werden.

Mit Verbesserungen der Systemadministration kommt Sun der selbst erklärten Sparzwang-Maxime "Do more with less" entgegen. Das Ressourcen-Management wurde optimiert. Ausgefeilter als bisher soll sich den Anwendungen zu vorgegebenen Zeiten Systempower zuweisen lassen. CPU-Belastungen, Prozesse, Speicher etc. sind feiner zu überwachen und zu dirigieren. Ein "Reconfiguration Coordination Manager" (RCM) überwacht in Echtzeit Änderungen der Konfigura-tion, beispielsweise bei neuen Partitionierungen oder Hardwarekomponenten.

Zentrale Server-SteuerungNoch einmal verbessert hat Sun nach Presseberichten die "Jump-Start"-Technik, mit der sich Server replizieren lassen. Dafür sind nun endgültig keine manuellen Eingriffe mehr erforderlich. Ein zentraler Rechner kann räumlich verteilten neuen Servern remote das Betriebssystem und Anwendungen zuspielen und das System neu starten.

Das dürfte die Quote menschlicher Fehler - der bedeutendste Faktor für Sicherheitsprobleme - deutlich senken. Und es wird sehr viel einfacher, Patches und Sicherheitsmaßnahmen gegen Hacker-Attacken von einem einzigen wohlbehüteten Server auf ausnahmslos alle Systeme in einem Unternehmen zu verteilen. Faktisch lässt sich hinter diesem Feature schon die Basis eines Tools für das Software-Management erkennen, das Sun unter dem Titel "iChange" plant. (ls)