Neues Programm löst Programmbündel ab:Eine Milliarde Mark für die Informationstechnik

15.06.1979

BONN - Für das neue Programm "Informationstechnik", das Bundesforschungsminister Dr. Volker Hauff jetzt der Presse in Bonn vorstellte, sollen von 1980 bis Ende 1983 "Mittel in der Größenordnung von einer Milliarde Mark" bereitgestellt werden. Die Hauptschwerpunkte des neuen Programms beschrieb Hauff so: die Wechselwirkung zwischen Gesellschaft und Informationstechnologie zu verbessern, die Informationstechnologie als Schlüsseltechnologie zu beherrschen und die Kommunikations-lnfrastruktur zu verbessern.

Das neue Programm, das voraussichtlich im November 1979 vom Kabinett verabschiedet wird, soll 1980 bestehende Einzelprogramme im Bereich der Informationstechnik ablösen. Hauff betonte nachdrücklich, daß das überwiegend produktorientierte DV-Programm nach einer entsprechenden Auslaufphase eingestellt werden wird - wobei dies "zeitverschoben bei Kleinrechnern" sein könne. Es gäbe jedoch keine durch Veränderung des Programminhalts herbeigeführte "künstliche Verlängerung". Wörtlich sagte Hauff zum DV-Programm: "Wir wollen keine Dauersubvention, sondern nur die Förderung solcher Maßnahmen, die vom Markt tatsächlich unterstützt werden."

Bei der Höhe der Mittel habe sich das Bundesministerium für Forschung und Technologie an den Förderungsmaßnahmen der westlichen Industrienationen orientiert. Auf eine Frage der COMPUTERWOCHE, wie Hauff das bundesdeutsche informationstechnische Know-how im Vergleich zu den Wettbewerbskonkurrenten beurteile, sagte der Minister "Wir haben im Bereich Bauelemente mit Sicherheit keine Spitzenstellung, während wir im Bereich der Anwendungstechnologie sehr hohes Niveau haben."

Ausgesprochen beunruhigt zeigte sich Hauff darüber, daß auf dem Personalsektor im Informatikbereich ein klares Defizit bestehe. Hier wolle er zusammen mit dem Bildungsminister neue Ausbildungswege erschließen. Hauff, der das neue Programm zunächst nur als Konzept verstanden wissen will, über das der Bundestag und die Öffentlichkeit nun diskutieren sollen, um Anregungen zu liefern, bemüht sich vor allem darum, die Diskussion über die "Wünschbarkeit technischer Entwicklungen" voranzutreiben, um hier zu vernünftigen Entwicklungen zu kommen. Technologische Entscheidungen, "von sozialwissenschaftlichen Begleitdiskussionen" getragen, reichten in der Zukunft nicht mehr.

Die Förderung im Rahmen des neuen Programmes solle der längerfristigen Zukunftssicherung dienen, erklärte Hauff, indem sie erweitertes Wissen, neue Methoden oder moderne Technologien für die Produkte von morgen schaffen helfe. Die Vorhaben würden zum Teil, so Hauff weiter, mehr den Charakter von Grundlagenforschung haben und durch ein hohes Entwicklungsrisiko gekennzeichnet sein. Der BMFT-Chef wies unter anderem darauf hin, daß die Nutzung der Informationstechnik für die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit unserer Volkswirtschaft vielfältige Chancen böte, gleichzeitig würden aber auch die Risiken zu beachten sein die sich daraus ergeben. Neben den heute bereits viel diskutierten Problemen der Arbeitsplatzveränderungen und des Datenschutzes könnten vor allem zunehmende Abhängigkeiten und Verletzlichkeiten die Folge vermehrten Technik-Einsatzes sein. Die in dem Programmentwurf angesprochenen Probleme seien keine notwendige Konsequenz des Technik-Einsatzes an sich, sondern eine Frage der zweckmäßigen und gesellschaftsbewußten Gestaltung.