Drittmittel

Neues Portal will Wirtschaftseinfluss an Hochschulen aufdecken

24.01.2013
Eine Stiftungsprofessur, die Finanzierung eines teuren Geräts, die Umbenennung eines Hörsaals auf den Namen eines Unternehmens: Solche Verbindungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sollen mit Hilfe von Studenten auf der Seite "Hochschulwatch" aufgelistet werden.

Auf einer neuen Internetseite sollen Beispiele für fragwürdige Verbindungen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft angeprangert werden. "Wir haben die Sorge, dass [..] Wirtschaftsinteressen immer mehr Einfluss nehmen auf das, was an den Hochschulen im Bereich von Lehre und Forschung stattfindet", sagte die Vorsitzende von Transparency International Deutschland, Edda Müller, am Donnerstag bei der Vorstellung des Projekts in Berlin. Nutzer können auf der Seite "Hochschulwatch" eigene Texte schreiben und Dokumente hochladen. Vor allem Professoren, Dozenten oder Studierende sollen von Beispielen berichten.

Initiiert wurde die Seite von der Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland, dem Freien Zusammenschluss von Studentinnenschaften (FZS) und der Zeitung "taz". Die "taz" prüft Einträge, bevor sie öffentlich gemacht werden.

Müller kritisierte, dass Kooperationsverträge zwischen Unternehmen und Universitäten nicht veröffentlicht werden müssten. Auf diese Weise sei unklar, ob die Hochschulen den Unternehmen für ihr Geld Gegenleistungen einräumten. Sie befürchtet, dass Unternehmen die Auswahl von Professoren oder die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen beeinflussen könnten. "Der Zweck heiligt nicht die Mittel, Universitäten sind keine Werbeflächen", sagte sie.

Unternehmen entdeckten Hochschulen zunehmend als Markt, sagte der Student Erik Marquardt, Vorstand des FZS. "Man kommt sozusagen gar nicht mehr zur Mensa, ohne auch mindestens ein Angebot für ein neues Sparkonto oder einen Handyvertrag zu bekommen", bemängelt er.

Auf der Webseite sind über 400 Hochschulen aufgelistet. Das Projekt ist auf ein Jahr begrenzt. Transparency International Deutschland will die Hinweise im Anschluss auswerten. (dpa/tc)