Wie die Verbundnetz Gas AG ihre Verfügbarkeit sichert

Neues Management für ein State-of-the-art-Netzwerk

22.10.1999
MÜNCHEN (CW) - Die 24-Stunden-Verfügbarkeit ihrer geschäftskritischen Applikationen ist für die Verbundnetz Gas AG (VNG) in Leipzig überlebenswichtig. Um sie zu gewährleisten, hat der Energieversorger Anfang dieses Jahres das System-Management-Framework "Tivoli" durch die Monitoring- und Performance-Tools des "Candle Command Center" (CCC) ergänzt.

Die VNG betreibt in Leipzig zwei Rechenzentren - eines, das für die Gasversorgung verantwortlich zeichnet, und eines, das für die betriebswirtschaftlichen Applikationen zuständig ist. Die zur Steuerung des Gasversorgungs-Netzes erforderlichen Daten der Netz-, Regel- und Verdichterstationen sowie der Untergrund-Gasspeicher fließen über ein spezielles Datennetz ("Fernwirknetz" genannt) online an das zentrale "Regelzentrum". Es überwacht und steuert das komplette Versorgungssystem mit moderner Meß-, Regel- und Kommunika- tionstechnik.

Das "kommerzielle" Rechenzentrum der Leipziger sammelt und verwaltet unter anderen auch die Informationen aus den VNG-Systemen für die Gaswirtschaftliche Planung (GPS), Gasabrechnung (GAS), das Geografische Informationssystem (GIS) und das Netztechnisches Planungssystem (NPS).

Die Verfügbarkeit dieser riesigen und hochsensiblen Datenmengen ist für VNG bares Geld. Um den ständig steigenden Anforderungen an Kapazität und Geschwindigkeit gerecht werden zu können, hat das Unternehmen sein IT-Netz seit der Privatisierung 1990 in mehreren Ausbaustufen auf den neuesten Stand der Technik gebracht.

Die lokalen Netze an den insgesamt 23 Standorten wurden schrittweise in einem Wide Area Network (WAN) verbunden, so daß mittlerweile jeder der rund 1000 Arbeitsplätze vernetzt ist. Die technische Grundlage für das neue Netz bildet ein ATM-Backbone, das auf der LAN-Seite durch Ethernet und im standortübergreifenden Bereich durch ISDN-Verbindungen ergänzt wird. Außerdem paßte die VNG alle aktiven Netzkomponenten - Router, Switches etc. - dem erforderlichen Leistungsvolumen an.

Das stürmische Wachstum der zu übermittelnden Datenmengen - verursacht nicht zuletzt durch den Einsatz des GIS zur Luftüberwachung des Leitungssystems - stellte also immer höhere Anforderungen an die Infrastruktur. Damit stieg gleichzeitig der Aufwand für die Verwaltung des neuen Netzes. Der Einsatz eines Netz-Management-Werkzeugs wurde immer dringlicher.

Die Aufgabe eines solchen Tools bestand vor allem darin, die Verfügbarkeit der vier wichtigsten Systemkomponenten zu überwachen. Dazu zählen das GIS, das selbstentwickelte Abrechnungssystem, das im vergangenen Jahr eingeführte System zur Steuerung des Gasflusses sowie ein Projektsteuersystem, mit dem sich die mehreren hundert parallel geführten Bauvorhaben planen und kontrollieren lassen.

Für das System-Management setzt VNG "Tivoli" von IBM ein. Dieses Framework schließt bereits ein Werkzeug für das Verfügbarkeits-Management ein. Zudem lautet die Vorgabe bei VNG wie in anderen Unternehmen, möglichst integrierte Lösungen zu verwenden.

In diesem Fall hätte das jedoch bedeutet, daß Dietmar Braunert und sein Team ein Gutteil Eigenleistung hätten erbringen müssen. "CCC bietet viele vorgefertigte Funktionen, die wir mit Tivoli erst hätten erstellen müssen", erläutert der Leiter Informationsverarbeitung bei VNG.

Die Entscheidung für CCC fiel, nachdem Candle Ende 1998 eine Testinstallation bei VNG eingerichtet hatte. Einer der Gründe, die für den Anbieter sprachen, war die persönliche Betreuung des Kunden. "Die ist uns besonders wichtig, und bei Candle war sie vorbildlich", lobt Braunert.

Daneben sprachen auch die Integrierbarkeit in die Tivoli-Umgebung und die schnelle Einsatzfähigkeit für die Software. Nur zwei Wochen benötigte VNG, um das Tool an die eigenen Bedürfnisse anzupassen und auszutesten. Danach ließen sich bereits erste Ergebnisse vorweisen.

CCC dient dazu, komplette Netze in heterogenen Umgebungen durchzumessen, so daß der Netz-Manager rechtzeitig geeignete Maßnahmen ergreifen kann, wenn irgendwo eine kritische Situation auftritt - beispielsweise eine zu hohe Belastung oder ein Leistungsverlust bei einer geschäftskritischen Applikation.

Anfang 1999 kaufte VNG dann den "Candle Management Server" sowie drei verschiedene Agenten: je einen für die Betriebssysteme AIX und Windows NT sowie einen für das Datenbank-Management-System Oracle. Das Investitionsvolumen für das Verfügbarkeits-Management beläuft sich derzeit auf rund 75000 Mark. "Es wäre bei beiden von uns getesteten Lösungen ungefähr gleich gewesen", erinnert sich Braunert. "Aber CCC war mit Abstand am schnellsten einsatzfähig.

Das Unternehmen

Mit 1100 Mitarbeitern und einem Umsatz von 3,6 Milliarden Mark 1998 ist Verbundnetz Gas AG (VNG), Leipzig, nach eigenen Angaben der zweitgrößte Ferngasimporteur Deutschlands. 1969 für die überregionale Gasversorgung in Ostdeutschland gegründet, wurde der Betrieb 1990 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und kurz darauf privatisiert. Das Unternehmen kauft Erdgas von in- und ausländischen Produzenten und verkauft es an regionale sowie örtliche Versorgungsunternehmen, Kraftwerke und industrielle Großabnehmer in den neuen Bundesländern und Berlin. Dazu betreibt es ein Netz von mehr als 8000 Kilometern Hochdruckleitungen sowie sieben Untergrundspeicher mit einer Kapazität von mehr als zwei Milliarden Kubikmetern. Daneben ist VNG auch als Dienstleister tätig. Zum einen übernehmen die Leipziger die Wartung und Inspektion technischer Anlagen, zum anderen leisten sie Hilfestellung bei Marktforschung sowie Erdgas-Marketing, -werbung und -verkaufsförderung. Last, but not least offerieren sie auch technische Beratung zum Erdgaseinsatz im kommunalen und industriellen Umfeld.