Vernetzte Technologien

Neues Licht macht schlau

25.10.2013
Von Thomas Kuhn

Update fürs Licht

Dabei sind die Leuchten so langlebig, dass Kunden kaum noch durchgebrannte Birnen ersetzen müssen. Die Hersteller setzen daher auf neue Geschäftsmodelle. Wie Philips mit seinem Hue-System: Das Set aus drei in Helligkeit und Farbe variablen LEDs ist funkvernetzt, lässt sich per Handy-App von jedem Ort der Erde via Internet steuern und ist updatefähig. Obwohl das Set fast 200 Euro kostet, konnte Philips nach dem Start 2012 monatelang nicht so schnell liefern, wie sich die Hue-Sets verkauften.

Experten der Unternehmensberatung McKinsey sagen voraus, dass der LED-Anteil am Beleuchtungsmarkt 2016 weltweit auf rund 45 Prozent und bis 2020 sogar auf 70 Prozent steigt. Bis dahin dürfte der Umsatz von heute rund elf Milliarden auf etwa 70 Milliarden Euro wachsen. "Auf mittlere Sicht", sagt denn auch Reinhard Baumgärtner, Produktmanager beim Leuchtmittelhersteller Osram, "gibt es kaum ein Nutzungsszenario für Licht, bei dem nicht LEDs zum Einsatz kommen werden."

Die spannendsten neuen Lichtkonzepte, Anwendungsszenarien und Forschungsprojekte präsentieren wir auf den nächsten Seiten.

Tuning für die Leuchten

Klassische Glühlampen als Lichtstrahler zu bezeichnen geht an der Realität völlig vorbei. Es sind vor allem Heizkörper, die bis zu 97 Prozent der aufgenommenen Leistung in Wärmestrahlung umwandeln. Das ergibt zwar "warmes" Licht, ist aber erschreckend ineffizient. Immerhin brauchen moderne Leuchtdioden - bei gleicher Lichtausbeute - rund 80 Prozent weniger Strom.

Dass sie herkömmliche Lampen trotzdem nicht längst aus dem Alltag verdrängt haben, lag vor allem an drei Nachteilen, mit denen die leuchtenden Chips lange zu kämpfen hatten: Sie waren entweder teuer, nicht lichtstark genug oder strahlten kaltes, ungemütliches Licht ab.

Angenehmere Farbbereiche, fallende Preise

Alle drei Punkte aber haben die Entwickler mittlerweile deutlich entschärft. Noch immer sind die meisten Dioden im bläulichen Farbspektrum besonders lichtstark. Doch inzwischen gelingt es immer besser, die tatsächlich abgestrahlte Lichtfarbe mithilfe spezieller Beschichtungen der Diode in für das menschliche Empfinden angenehmere Farbbereiche zu verschieben.

Zudem verfallen die Preise der LEDs rasant. "Das sind im Grunde Mikrochips, nur dass sie keine Rechenoperationen erledigen, sondern Lichtwellen abgeben", sagt Rene van Schooten, Chef der Leuchtensparte beim Elektronikriesen Philips. Und wie bei Prozessoren oder Speicherchips kenne der Preis auch bei LEDs nur eine Richtung: "abwärts!"

Während die einfachsten LED-Lampen schon um zehn Euro zu haben sind, liegen die Top-Modelle konstant bei um die 50 Euro. Dafür steigt deren Leistungsfähigkeit und Energieeffizienz kontinuierlich an. Inzwischen erreichen LED-Lampen für den Hausgebrauch die Lichtstärke klassischer 75- bis 100-Watt-Leuchten, brauchen aber nur rund 12 beziehungsweise 20 Watt.

Damit sparte eine solche LED bei 25 Cent Strompreis je Kilowattstunde und täglich fünf Stunden Betrieb gegenüber einer Haushaltsglühlampe etwa 23 Euro im Jahr. Der Kauf amortisierte sich also bereits im zweiten Jahr. "Und weil hochwertige LED-Leuchten bei langer Betriebsdauer allenfalls etwas an Lichtintensität abnehmen, aber kaum noch kaputtgehen", sagt Mario Hopp, Chef des Projektgeschäfts bei Toshiba Lighting Systems, "verteilt sich der Kaufpreis auf einen viel längeren Nutzungszeitraum."