DV-Trainingssoftware hilft Ausbildungskosten senken

Neues Lernmedium verdrängt die konventionelle Schulung

31.05.1991

Organisatorische Probleme und die Kostenfrage stellen bei der Einführung von Trainingssoftware oft unvermeidbare Hindernisse dar. Jens Geisel* erläutert an einem konkreten Beispiel die erfolgreiche Einführung von Computer Based Training(CBT).

Wenn nicht-technisches Personal in der Logistik, in der Rechtsabteilung oder im Sekretariat eines Unternehmens aus betriebsinternen Gründen mit typischen Großrechner-Anwendungen arbeiten müssen entsteht meist ein erheblicher Schulungsbedarf. Welcher Betriebswirt oder Jurist kommt schon während seiner Ausbildung intensiv mit Host-Software in Berührung?

Bisher mußte deshalb in der Regel ein zeit- und kostenintensives DV-Training veranstaltet werden um die entsprechenden Mitarbeiter mit den vergleichsweise spröden Großrechner-Anwendungen vertraut zu machen.

Dabei ergeben sich zum einen Koordinationsprobleme - nicht immer ist der Kreis der Schulungsteilnehmer nach jedem, Einstellungstermin so groß, daß sich ein Training lohnen würde. Zum anderen summieren sich die Kosten: Arbeitszeitausfall, Dozentenhonorar Übernachtungskosten und Spesen sind in diesem Zusammenhang die Hauptposten. Bei der Amdahl Deutschland GmbH kennt man die skizzierten Probleme nur zu gut. Stephan Gropp, Staff Systems Engineer in München, erklärt: "Wir verwenden für die betriebsinterne Kommunikation und unser E-Mail-System die Interactive System Productivity Facility (ISPF), die bei uns auf dem Großrechner läuft. Techniker kennen sich damit natürlich aus, Sekretärinnen aber kaum".

Deshalb wurden beim Münchner DV-Hersteller anfangs konventionelle Schulungen initiiert, aber bald aus ökonomischen Überlegungen wieder eingestellt. Nach Gropps Auffassung war der Vorbereitungsaufwand zu groß: "Es lohnt sich nicht, Folien und Material für einen Kurs zu erstellen der dann nur zwei. oder dreimal abgehalten wird." Ein Teil der Mitarbeiter verlangte jedoch ISPF-Schulungen, so daß ein neuartiges Ausbildungskonzept entwickelt werden mußte.

Nach ausführlichen Recherchen in Deutschland und in den USA stieß der Amdahl-Manager auf ein modular aufgebautes CBT, das von der Internationalen Rechenzentrum und Consulting GmbH (ICR), Neustadt/ Weinstraße angeboten wird. "Mit dem ICR-Produkt konnten wir unsere langjährigen ISPF-Schulungsprobleme auf einen i Schlag lösen", freut sich Gropp.

Nach einer kurzen Testphase wurde eine Firmenlizenz erworben, so daß Amdahl-Mitarbeiter in der Münchner Zentrale und allen deutschen Außenstellen heute die ISPF-Bedienung ausschließlich mit der computergestützten Trainingssoftware lernen.

Aus Gropps Sicht bietet das CBT gegenüber herkömmlichen Schulungen entscheidende Vorteile: "Unsere Mitarbeiter können damit arbeiten, wann immer sie Zeit dazu haben. Wir müssen sie nicht für ein mehrtägiges Training abstellen und in dieser Zeit Ersatzkräfte beschäftigen." Außerdem spare das Unternehmen Kosten, da nach Anschaffung des ISPF-CBTs kein Pfennig für zusätzliche Schulungsmaßnahmen ausgegeben werden mußte.

Die Trainingssoftware hat als Adressaten nicht nur vorgebildete Techniker, sie ist vielmehr auf einen breiten Anwenderkreis zugeschnitten. Eckard Moser, Produkt-Manager für den Bereich Ausbildung bei ICR: "Die Kursreihe ISPF-PDF 3.2 wendet sich nicht nur an Spezialisten, die ihr ISPF-Wissen vervollkommnen möchten, sondern an alle Mitarbeiter, die im Rahmen ihrer Tätigkeit ISPF-Datenbestände bearbeiten sollen."

Entsprechend gründlich ist das CBT dann auch konzipiert worden. Es umfaßt fünf Module, die das Leistungsspektrum von ISPF abdecken. Einführend wird die TSO/ISPF-Umgebung vorgestellt, Modul Il führt in die Parameter-Option ein, und Modul III zeigt dem Lernenden, wie Datasets im Browse-Modus eingesehen werden können.

Der ISPF-Editor wird im Modul IV vorgestellt, während sich Modul V den Utilities des ISPF widmet. Ein Clou dabei: Die Trainingssoftware läuft sowohl auf IBM-kompatiblen Host-Systemen mit MVS, TSO oder VTAM und 327x-Schirmen als auch auf PCs, die unter DOS betrieben werden, über minimal 512 KB RAM, ein Diskettenlaufwerk, eine Festplatte sowie einen Monochrom- oder Farbbildschirm verfügen.

Amdahl Deutschland nützt diese Flexibilität aus. Während ISPF auf dem Großrechner der US-amerikanischen Zentrale in Sunnyvale/Kalifornien gehalten wird, trainieren die Mitarbeiter in Deutschland nur auf PCs.

Der umfangreiche Stoff wird dabei interaktiv vermittelt, das heißt, der Lernende wird über simulierte praxisnahe Anwendungen an ISPF herangeführt, wobei er Aufgaben selbständig lösen muß, wie sie ihm im Arbeitsalltag typischerweise begegnen werden. Und sollte er sich einmal verzetteln, so hilft ihm die programminterne Antwortanalyse fehlerhafter Eingaben mit ihren Korrekturhinweisen schnell wieder auf den richtigen Weg.

Wegen der didaktisch fundierten Struktur ist die Akzeptanz bei den Lernenden außerordentlich hoch. "Unsere Mitarbeiter", so Gropp, arbeiten gern und vor allem erfolgreich mit dem ISPF-CBT. Selbst technisch vorgebildete Anwender profitieren von dem Training, weil sie direkte elegante Problemlösungen kennenlernen, die sie vorher allenfalls umständlich in mehreren Schritten erreicht haben."

So hilft die ICR-Software, von der auch eine Demoversion verfügbar ist, nicht nur, blutige Anfänger zu schulen, sie dient auch vorgebildeten Anwendern, die Arbeit mit ISPF effizienter zu gestalten. "Selbst Anwender, die schon jahrelang mit ISPF arbeiten, bekommen durch das Computer-Training auch erst ihren letzten Schliff, weiß Gropp.