Software-Transfer liegt DV-Managern im Magen:

Neues IBM-Diskettenformat bringt Probleme

08.05.1987

CHICAGO (CWN) - Das 3 1/2-Zoll-Diskettenformat, das IBM in seinen neuen PCs implementiert hat, wird trotz unbestreitbarer Vorzüge noch nicht so recht akzeptiert. Der Hauptgrund dafür liegt in einigen Inkompatibilitäten bei der Software, von der amerikanische DV-Anwender berichten.

DV-Manager in einigen US-Unternehmen planen einen gleitenden Übergang auf das neue Format. Gleichzeitig erarbeiten sie Methoden, wie sie den Gebrauch der existierenden 5 l/4-Zoll-Disketten auf unbeschränkte Zeit weiterführen können. Grund für diese Doppelstrategie sind grundlegende Inkompatibilitäten zwischen den beiden Speicherformaten, die es in manchen Fällen verhindern, "alte" PC-Software mit den neuen Maschinen zu verarbeiten.

Mehr als ein Dutzend MIS-Manager von Unternehmen, die in großem Umfang IBM-Equipment einsetzen äußerten sich letzte Woche zum Thema "Kompatibilität bei PC-Datenträgern". Diese Anwender, darunter Texaco, Mellon Bank und die amerikanische Robert Bosch Corp., zeigten sich einerseits angetan von den Fähigkeiten des Systems /2, wie IBM seine neuen PCs nennt. Andererseits machte ihnen der Mangel an Kompatibilität zu schaffen, ebenso wie der Umstand, den das Führen zweier unterschiedlicher Standards in einer Abteilung mit sich bringt.

Allgemein zeigt sich dabei der Trend, erst einmal einige Exemplare der neuen Rechner mit hauseigenen Anwendungen auf Herz und Nieren zu testen, bevor man größere Mengen bestellt. Im Brennpunkt des Interesses steht dabei der Transfer von Daten und Programmen vom alten zum neuen Diskettenformat wie auch der Test "alter" Software auf den neuen Maschinen. Weiter versuchen die Fachleute herauszufinden, in welchem Grad die Hardware zwischen den alten und den neuen Systemen differiert - eventuell sind unterschiedliche Device-Treiber erforderlich. "Ich möchte nicht einer von denen sein, die für die anderen bluten", erklärte Ron McKee, der Datenkommunikationsspezialist der Robert Bosch Corporation.

"Es wird eine schlimme Angelegenheit werden, die Software für Tausende von PCs zu transferieren", meinte ein anderer Fachmann, der bei einem Großunternehmen landesweit den PC-Einsatz koordiniert. Sein Unternehmen wünsche sich, IBM würde in den neuen Systemen weiter ein 5 1/4-Zoll-Laufwerk anbieten. So könne man ohne die Notwendigkeit zur Migration alte und neue Software nebeneinander verwenden.

IBM bietet jedoch andere Alternativen. Beispielsweise kann der Anwender ein externes 5 1/4-Zoll-Laufwerk für seine /2 kaufen, oder er kann seine alten PCs mit einer integrierten oder externen 3 1/2-Zoll-Floppy nachrüsten. Bei all diesen Möglichkeiten ist im Prinzip die Softwarekompatibilität gegeben. Den Transfer ermöglicht auch die Verwendung von IBMs "Data Migration Facility", einem Zusatz, der über Druckerkabel an den parallelen Port des PS/2 angeschlossen wird. Eine weitere vom Hersteller empfohlene Methode besteht darin, die Daten oder Programme per Download von einem File-Server zu laden und dann auf die Diskette abzuspeichern.

Zweifel über die Durchführbarkeit derartiger Transfers halten jedenfalls manche Anwender davon ab, das System /2 zur Anschaffung freizugeben. Ed McDonald beispielsweise, Leiter der Information Processing Group von Texaco in Houston, erklärte, er wolle das System erst einmal gründlich abchecken: "Vorher kommt mir die /2 nicht auf die Liste der empfohlenen Geräte."