"Polarstern" als Multiprozessormaschine mit neuer VMS-Version:

Neues DEC-Flaggschiff ante portas

18.03.1988

FRAMINGHAM (IDG) - Noch in der ersten Märzhälfte wird die Digital Equipment Corp. ihren langerwarteten Multiprozessor-Mainframe mit dem DEC-internen Entwicklungsnamen Polarstern der Öffentlichkeit vorstellen. Diesen Termin nannten jedenfalls unisono die meisten einschlägig tätigen Marktbeobachter und Analysten.

Der Rechner, aufgebaut aus vier enggekoppelten VAX-8700-Prozessoren, soll eine Leistung von etwa 22 Mips bringen. Im Gegensatz zu dem in den VAXCluster-Konfigurationen verfolgten Master-Slave-Ansatz wird der Polarstern eine symmetrische Architektur mit gleichberechtigten CPUs besitzen. Dem Vernehmen nach wird für das neue DEC-Flaggschiff auch eine neue Betriebssystemversion, VMS 5, erforderlich sein. Zur geplanten Markteinführung des Polarstern soll eine vorläufige Fassung des Betriebssystems in Umlauf gebracht werden, welche die für Multiprocessing erforderlichen Erweiterungen aufweist. Die komplette Fassung von VMS 5 wird allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt zur Verfügung stehen.

Wie die Analysten weiter spekulierten, werde DEC außer dem Polarstern den Schleier über einer Reihe weiterer Neuheiten lüften. Dies sind im einzelnen:

- Ein kleineres Multiprozessor-System mit vier Zentraleinheiten des Microvax-III-Typs. Diese Maschine trägt die Codebezeichnung Calypso. Wenn sie auch möglicherweise nicht zeitgleich mit dem Polarstern vom Stapel laufe - in diesem Punkt waren sich die professionellen Topfgucker uneins - so sei doch auf jeden Fall mit der Markteinführung innerhalb der nächsten zwei Monate zu rechnen.

- Ein neuer Plattenspeicher mit 1,2 Gigabyte Kapazität, Typenbezeichnung RA 90.

- Ein Kooperationsabkommen mit mindestens einem, auf vertikale transaktionsorientierte Anwendungen spezialisierten Unternehmen. Diese Kooperation soll DECs Hinwendung zur Transaktionsverarbeitung unterstreichen.

Die neuen DEC-Rechner, Polarstern wie Calypso, seien für Multiprocessing ausgelegt, im Gegensatz zur Parallelverarbeitung, erklärte ein Unternehmenssprecher. Aufgrund dessen werden sie auch nicht in der Lage sein, ein Programm gemeinsam zu bearbeiten und so seinen Ablauf zu beschleunigen.

Es besteht allerdings wie bei IBMs neuesten Mainframe-Ankündigungen die Möglichkeit, die Maschinen als vier unabhängige Prozessoren zu konfigurieren, die unter unterschiedlichen Betriebssystemen arbeiten.