Ist das die Rettung?

Neuer US-Kartellwächter hält wenig von MS-Zerschlagung

23.02.2001
MÜNCHEN (CW) - Microsoft kann wegen des Regierungswechsels in den Vereinigten Staaten hoffen, im Kartellrechtsstreit gegen das US-Justizministerium bessere Karten in Händen zu halten. Zum obersten Kartellrechtswärter wurde nämlich Charles James bestellt, der als Gegner einer Aufteilung des Softwarekonzerns gilt.

James löst den bisherigen Chef der Federal Trade Commission (FTC), Joel Klein, als Assistant Attorney General für Antitrust-Fragen ab. Dieser hatte sich im Verlauf des schon mehrere Jahre dauernden Prozesses eindeutig auf die Seite der klageführenden Parteien des US-Justizministeriums und ursprünglich 20, dann 19 und mittlerweile 17 US-Bundesstaaten geschlagen. Der US-Kongress muss die Nominierung von James allerdings noch bestätigen.

James ist kein Neuling im FTC. Als Deputy Assistant Attorney arbeitete er bereits von 1991 bis 1993 in der Kartellbehörde, also zu einer Zeit, als der Vater des neuen US-Präsidenten George W. Bush in Washington regierte. 1992 hatte James auch schon vorübergehend und übergangsweise als Chef der FTC amtiert. Die Karriere des 46-Jährigen bei den Wettbewerbshütern reicht sogar in die Jahre 1979 bis 1985 zurück. Von 1983 bis 1985 bekleidete er dort im Competition Bureau das Amt des Assistant Director. Momentan führt er bei einer Anwaltssozietät in Cleveland die Abteilung für Antitrust- und Handelsregulierungsfragen an.

James hatte schon vor einem Jahr Zweifel an der Strategie des bisherigen Kartellbehördenchefs Klein und dessen Plänen, Microsoft zu zerschlagen, geäußert. Das Softwarehaus habe zum Vorteil der Anwender eine einheitliche Softwareplattform geschaffen, sagte James in einem Fernsehinterview mit CNBC im April 2000. Dieses werde im Falle der Aufteilung von Microsoft zerstört. Er sagte ferner, dass der Kartellrechtsprozess wahrscheinlich mit Verhaltensauflagen an den Softwarekonzern enden dürfte, jedoch nicht mit dessen Aufsplittung in zwei Teile.