IBM bevorzugt Alleingang

Neuer Standard für Web-Services

23.01.2004
MÜNCHEN (CW) - Microsoft, Bea und Tibco haben die Spezifikation "Web Services Eventing" veröffentlicht. Das Papier soll Entwicklern helfen, Web-Services mit der Fähigkeit für ereignisgesteuerte Interaktionen auszustatten. Die an Web-Services-Standards sonst rege beteiligte IBM kocht diesmal ihr eigenes Süppchen.

Im Prinzip geht es darum, die aus Middleware-Produkten bekannten, allerdings proprietären Messaging-Mechanismen für Publish and Subscribe herstellerneutral auf Web-Services zu übertragen. Einfaches Beispiel für eine Web-Services-Kommunikation ist, wenn etwa das Bestellwesen via Web-Service von einem Lagermodul benachrichtigt wird, dass der Warenbestand eine kritische Marke unterschritten hat. In diesem Fall wäre das Bestellwesen der Abonnent (Subscriber) eines ereignisgesteuerten Dienstes, den das Lagermodul publiziert.

Das von Microsoft und den Middleware-Spezialisten veröffentlichte WS-Eventing definiert ein auf XML basierendes Set von Protokollen und Messaging-Formaten, die das Anbieten und Abonnieren von ereignisabhängigen Nachrichten ermöglichen. Die Spezifikation setzt auf den Standardisierungsarbeiten von WS-Adressing, WS-Security und WS-Reliable Messaging auf und sollen zur Normierung voraussichtlich beim Herstellergremium Oasis eingereicht werden. Waren diese Initiativen in der Vergangenheit immer von der engen Kooperation zwischen IBM und Microsoft geprägt, will sich Big Blue diesmal am Entwicklungsprozess von WS-Eventing nicht beteiligen. Auch ist es nicht sicher, ob der IT-Konzern die Spezifikation in eigenen Produkten umsetzen wird.

Man habe sich in diesem Fall entschieden, mit der eigenen Technik zu arbeiten, erklärt Karla Norsworthy, IBM-Managerin im Bereich E-Business. Dennoch sei sie zuversichtlich, dass sich beide Spezifikationen kombinieren lassen. Als Grund für den Alleingang lässt IBM eigene Prioritäten in der Ausrichtung von Event-Mechanismen für Web-Services erkennen. Laut Norsworthy geht es darum, dass auch andere Arbeitsgebiete des Konzerns in einer entsprechenden Spezifikation berücksichtigt werden, darunter Grid-Technologien und die in den Management-Produkten eingeführte Spezifikation von Web Services Distributed Management. Außerdem sei noch zu klären, ob WS-Eventing mit den ähnlich funktionierenden Publish-and-Subscribe-Mechanismen der eigenen Middleware "Websphere MQ" zusammenarbeiten. (ue)

Java-Community

Geleitet von Sun Microsystems und Bea haben sich jetzt elf Softwarefirmen, darunter Compuware, Oracle und SAP, zur Java Tools Community (JTC) zusammengeschlossen. Ziel der Gruppe ist es, die Entwicklung von Java-Tools zu erleichtern und eine bessere Interoperabilität zwischen den Werkzeugen zu erreichen. Unter dem Motto "Toolability" sollen die Java-IDEs (Integrated Development Environment) mit einheitlichen APIs zum Einklinken von Plugins ausgestattet werden. Damit richtet sich die Initiative, wenn auch von ihr nicht zugegeben, primär gegen IBMs Eclipse-Projekt, dessen Open-Source-Framework bei Drittanbietern von Plugins bisher die größte Unterstützung gefunden hat. Insofern ist es auch keine Überraschung, dass die beiden Marktführer bei Java-IDEs, Borland und IBM, nicht an der JTC teilnehmen wollen - Borland nimmt vorläufig einen Beobachterstatus ein.