Neuer Nadeldrucker von Citizen

02.03.1990

MÜNCHEN (pi) - Mit "Prodot 24" von Citizen bietet die Steinwald Electronic GmbH, München, einen 24-Nadeldrucker mit menügesteuerter Software an. Die Druckgeschwindigkeit beträgt bei Schnellschrift Zeichen, im Schönschriftbetrieb 79 Zeichen pro Sekunde. Fünf Schönschrift- und zwei Schnellschrift-Fonts sind Standard.

Die Auflösung beträgt 360 Pixel, mit einem zusätzlichem Bausatz sind auch Farbausdrucke möglich. Der Drucker ist für Endlospapier und Einzelblattauszug konzipiert und verfügt über eine serielle und eine parallele Schnittstelle. Mit der Software, die drei Menüs generiert und in verschiedenen Sprachen aufgerufen werden kann, lassen sich am Monitor Drucker-, Schriften- und Etiketten-Optionen festlegen. Als Grundausrüstung bietet der AT- und PS/2 kompatible Printer Epson-, NEC- sowie IBM-Proprint-Emulationen und kostet rund 2000 Mark.

Was die Verbindung zum alten DOS anbelangt, stehen auch hier die beiden Systeme recht gleichwertig da, wo es sich um die Intel-Architektur handelt: Ganz gleich, ob die Programme in der sogenannten DOS-Box von OS/2 oder unter der VP/ix- bzw. DOS-Merge-Emulation der diversen Unix-Systeme laufen, bieten sie allenfalls eine temporäre Übergangslösung - immer vorausgesetzt, sie sind sauber programmiert.

Beide Betriebssysteme sind übrigens gleich weit davon entfernt, mit DOS-Programmen echtes Multitasking zu betreiben, wie es dein unkundigen Umsteiger in diversen Broschüren suggeriert wird.

Untersucht man Unix und OS/2 auf ihre Unterschiede, so kann man feststellen, daß Licht und Schatten gleichermaßen verteilt sind. Bei Unix ist als erster Pluspunkt die erhöhte Sicherheit zu nennen, die OS/2 derzeit nicht bieten kann. Auch ohne den B2 + Sicherheitsstandard, der mit dem kommenden Unix System V Release 4 eingeführt werden dürfte, weist Unix eine ganze Reihe von Zusätzen auf, die bei OS/2 noch schmerzhaft vermißt werden. Auch wenn es gilt, daß ein Gutteil der schätzenden Paßwort- und Zugriffsberechtigungen durch die Multiuser-Umgebung von Unix bedingt ist, läßt sich nicht einsehen, warum das erweiterte Konzept der Dateiattribute von 1.2 keine adäquaten Sicherheitsstufen kennt. Sie werden erst - in rudimentärer Forum - mit dem Systemzusatz des OS/2 LAN Managers eingeführt und können auch dort noch nicht überzeugen, wenn die strengeren Maßstäbe des betrieblichen Umganges mit vertraulichen Daten angelegt werden. Hier bieten PC-Netzwerke und selbst zahlreiche DOS-Utilities einen größeren Schutz als OS/2 ohne entsprechende Tools.

Vernetzungsprobleme die eigentliche Akzeptanzhürde

Der Unisteiger muß sich in dieser Situation allein auf die Anwendungssoftware verlassen: Diese bietet - Ironie der Entwicklungsgeschichte - immer dann Schutzmöglichkeiten, wenn die Softwarepakete mehr oder minder gut portierte LAN-Anwendungen von DOS-Programmen sind (Beispiel: Paradox und Rbase für OS/2).

Das Argument, OS/2 bedürfte als Singleuser-System eines derartigen Sicherheitskonzeptes nicht, ist mehr als fadenscheinig: Auf der einen Seite wird die teure Hardware selten von einer einzigen Person benutzt, auf der anderen Seite wird niemand, der mehrere Prozesse im Rechner laufen hat, bei Zwischenpausen das ganze System herunterfahren. Der einzige dem Autor bekannte Ausweg aus diesem Dilemma besteht in dein Verzicht auf alle grafischen Möglichkeiten und dem Einsatz des MKS-Toolkits oder der Hamilton-C-Shell, die beide einen kompletten Unix-Mantel um OS/2 legen.

Eine Pointe sollte bei dem Betriebssystem-Vergleich nicht fehlen: Der eindeutige Pluspunkt von OS/2 besteht in einem Programmteil, der in dieser Form selbst nicht Bestandteil des Betriebssystems ist: im LAN Server von IBM oder im LAN Manager von Microsoft. Derzeit sind beide LAN-Aufsätze in der aktuellen Version 1.0 nur etwas für die Entwickler, die für den Tag X arbeiten, an dem der LAN Manager 2.0 und der erweiterte LAN Server erscheinen werden.

Dennoch zeigen bereits die ersten Ansätze, daß das Problem der Vernetzung unter OS/2 die eigentliche Akzeptanzhürde darstellt: Mit einem anwendergerechten Lösungsweg entscheidet sich, ob OS/2 über das Hindernis floppt oder selbst zum Flop wird.

LAN Manager als strategisches Konzept

Besonders deutlich wird dies bei den Angaben zur demnächst erscheinenden Extended Edition 1.2, bei der der IBM-eigene LAN Server standardmäßig mit 128 DOS- und beliebig vielen OS/2-Workstations verbunden werden kann. Der Communication Manager soll hinzukommen. Mit ihm können eine Vielzahl von IBM-Hosts für ein firmenweites OS/2-Netz angezapft werden.

Microsofts kürzlich verkündete Entscheidung, dem LAN Manager wieder in eigener Regie zu vermarkten, ist ebenfalls unter strategischen Gesichtspunkten zu sehen, bei der auch der gemeinsam mit Ashton-Tate entwickelte SQL-Server zu berücksichtigen ist, mit dem vor allem die DOS-Vernetzung schmackhaft gemacht werden soll.

Der Vorteil von Unix: Portierbare Technologie

Schließlich ist noch der LAN Manager/X zu beachten, der in zwei Versionen von Hewlett-Packard und der AT&T Stargroup seinen Markt finden will.

Und Unix? Obwohl bislang doch ein Paradebeispiel für gescheite Vernetzung, bei der das Workstation-Konzept ohne die Systemleistungen geradezu undenkbar ist, läßt es einige Wünsche offen, wenn es an die heterogene Vernetzung im kommerziellen Umfeld geht. Der Unix-Boom auf Intel-Prozessor-Basis hat hier nur wenige ansprechende Lösungen gefunden, die bei der OS/2-Vernetzung von Geburt auf mitkonzipiert wurden.

Eine große Ausnahme stellt allerdings das unter Unix laufende Banyan Vines dar, das mit seinem Namensservice Streattalk und den vielfältigen Hostkopplungen immer noch den besten Standard für WAN-Organisationen und großflächigen Einsatz bietet. Für die reine Unix-Vernetzung ist es allerdings nicht konzipiert.

Bekanntermaßen ist Unix in den diversen Versionen und Derivaten darauf ausgelegt, auf viele Prozessortechnologien portierbar zu sein. Hier eröffnen sich für das Betriebssystem angesichts der stürmischen Hardwareentwicklungen Möglichkeiten, bei denen wiederum die Chancen von OS/2 schwer abzuschätzen sind.

Erfolgreiches OS/2 sprengt Prozessorgrenzen

Bestes Beispiel ist die Unterstützung der Multiprozessor-Technologie, die SCO mit MPX bei der Vorstellung des Compaq Systempro demonstrierte. Ein erfolgreiches OS/2 wird nicht umhin können, die Prozessorgrenzen zu sprengen und auch für diese Technik eine Plattform anzubieten. Selbst für den Markt der RISC-Workstations müßte eine Alternative her.

Nach all diesen Unterschieden, Gemeinsamkeiten und Zukunftsausblicken sollte zum Schluß jedoch an real Existierendes erinnert werden: Eine noch kaum beachtete Gemeinsamkeit beider Systeme besteht in der Support-Frage, die bei der Entscheidung für den firmenweiten Einsatz eines Betriebssystems wahrlich keine untergeordnete Rolle spielt. Wo immer die Rede vom einfachen Umsatteln auf kommerzielle Unix-Anwendungen ist, wird oft und gern darauf verwiesen, daß der technische Support von den Ingenieursabteilungen kommen kann, die in dein Betrieb bereits Unix-Workstations einsetzen. Was aber ist mit den Firmen ohne installierten Unix-Park?

Bis zu einer bestimmten Betriebsgröße stellen die großen Unix-Distributoren und Systemhäuser adäquate Hilfe bereit gegen gutes Geld, versteht sich. Bei mittleren und kleinen Betrieben bietet sich hingegen ein düsteres Bild: Hier versuchen die lokalen Händler mehr recht als schlecht, den Einsteigern mit Rat und Tat beiseite zu stehen. Abgesehen von der kostenpflichtigen Systemwartung, bieten sie häufig gegen geringen Aufpreis eine Anwendungs-Hotline oder versuchen, lokale Unix-Treffen zu initiieren. Dies wiederum sehen die Unix-Hersteller und -Distributoren nicht allzugern, stellen die Anwender - "Wir sind die User" - doch lästige Forderungen, wie dies und jenes ans System zu verbessern sei.

Noch diffuser sieht die Sache bei OS/2 aus. Die optimistische Einschätzung vieler Händler und Softwarehersteller, nach der OS/2 wie DOS keinen systemeigenen Support benötigt, löst sich in der Realität schnell in Lauft auf Trotz der Übernahme der Befehlssyntax von DOS braucht OS/2 dieselben Support-Leistungen wie Unix, ganz gleich, ob der Rechner vernetzt oder als Single "multitask". Ein mit kommerziellen Applikationen arbeitender Anwender wird ebensowenig die Konfigurationsdatei eines OS/2-Systems mit über 30 Einträgen durchschauen, wie er die Terminal-Anpassung unter Unix versteht.

Ganz zu schweigen von dem wohl düstersten Kapitel beider Systeme, der Drucker- und Spooler-Anpassung. Für OS/2 gerät beim Kapitel verfügbare Druckertreiber dieses Bild ohnehin zum Blackout. Nicht von ungefähr mußte Lennane-De Scribe - der Vertreiber der OS/2-Textverarbeitung De Scribe - nach kurzer Erfahrungsphase in den USA eine happige Support-Politik betreiben, der zufolge zehn Dollar für die Beratungsminute bezahlt werden müssen. Die Firma erhielt derartig viele Anfragen zum Betriebssystem, daß die kostenlose Hotline, wie sie in den Staaten bei neuen Produkten gang und gäbe ist, abgeschaltet werden mußte.

Wie das Beispiel der OS/2-Abteilung zeigt, die sich der deutsche Unix-Vertreiber Garmhausen & Partner zugelegt hat, öffnet sich hier ein Markt für Systemhäuser, die dem Kund(..)Problemlösungen im Systemverbund verkaufen können. Weniger große Händler haben auch hier das Nachsehen.

Lebt DOS länger, als Manchem lieb ist?

Aber auch kleinere Softwareschmieden werden unter beiden Systemen nicht gerade auf Rosen gebettet. So wie die kommende Umstellung auf System, V Version 4.0 den Unix-orientierten Programmierern deftige Upgrade-Investitionen abverfügbare Development Kit (SDK) für die 32-Bit-Version von OS/2 ebenfalls gefüllte Brieftaschen. Hier zeigt Microsoft mal wieder allen Mitbewerbern, was eine: Harke ist: Für die Käufer des allerersten SDK, für die Firmen also, die sich von Anfang an für OS/2 einsetzten, gibt es kein Upgrade-Angebot.

Innovative Softwareprodukte aus diesen Quellen, die seinerzeit die immense Verbreitung von DOS gefördert haben, sind so auf lange Zeit nicht in Sicht. Allesamt Faktoren, die den oft prognostizierten Umstieg nicht gerade erleichtern und DOS ein längeres Leben bescheren, als es beiden Kontrahenten lieb sein könnte.

Wenn Rechte und Linke sich nicht verstehen

Das Industriemagazin "Which Computer?" fand in einer Umfrage heraus, daß Ignoranz beim Anwender waltet, soll er die Unterschiede der Betriebssysteme Unix und OS/2 benennen.

Im United Kingdom jedenfalls scheint ein Wissensdefizit vorzuherrschen, kommt es zur Gretchenfrage der EDV: Unix oder OS/2? 81 Prozent der Befragten kannten die unterschiedlichen Leistungsfähigkeiten beider Betriebssyteme nicht.

Leider kann man nicht feststellen, daß die Schlüsselspieler der OS/2- beziehungsweise Unix-Auseinandersetzung - IBM und Microsoft - viel zur Behebung der Wissenslücken beim Anwender beitrügen.

IBM scheint sich vielmehr auf eine Marketingstrategie zu versteifen, die den Anwender noch mehr verunsichern muß. Ganzseitige Zeitungsanzeigen, die AIX mit den ehedem OS/2-Argumenten bewerben, scheinen nicht angetan, Licht ins Dunkel der zu treffenden Betriebssystem-Entscheidungen zu bringen. Diese jedoch sind von zentraler Bedeutung für die DV-Zukunft von Unternehmen.

Vielleicht hat die Rechte bei IBM ausnahmsweise nicht gewußt, was die Linke tut, als die "Unix-Werbeabteilung" die Annoncen lancierte. So recht glauben mag man es jedoch nicht. jm