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Security-Roboter

Neuer Job: Roboter trainieren für den Objektschutz

14.04.2008
Von Handelsblatt 
Mobile Roboter werden zunehmend selbstständiger. Schon heute sind weltweit 3,5 Millionen Serviceroboter privat im Einsatz - Tendenz steigend. Dank besserer Sensoren und intelligenter Programmierung übernehmen die Servicemaschinen zunehmend Aufgaben im sensiblen Sicherheitsbereich.

Rasenmäher, die im Garten selbstständig ihre Runden drehen und autonome Staubsauger bevölkern immer mehr Haushalte. Waren nach einer Erhebung der International Federation of Robotics (IFR) bis 2006 weltweit 3,5 Millionen Serviceroboter privat im Einsatz, sollen es bis 2009 bereits rund 5,7 Millionen sein. Allerdings sind die Arbeiten, die die Serviceroboter erledigen - von einfachen Putzjobs bis hin zu Überwachungsaufgaben - noch recht überschaubar. Das soll sich in den kommenden Jahren ändern. Davon ist René Kiefer, Geschäftszweigleiter von Siemens Building Technologies, überzeugt: "Im Service und bei der Sicherheitstechnik übernehmen mobile Roboter immer mehr Aufgaben", sagt er. Zusammen mit dem Berliner Unternehmen Robowatch zeigte Siemens auf der Fachmesse "Light and Building" in Frankfurt, wie selbstständig die Automaten inzwischen ihre Arbeiten erledigen.

Die mit Siemens-Sensorik ausgestatteten mobilen Sicherheitsroboter überwachen bereits Lager, Industrieanlagen, Flughäfen, Stadien und auch Museen. Nachdem zur Fußball-WM in Berlin 20 Roboter nachts das Olympiastadion, Tunnel und Freiflächen inspiziert haben, werden nun auch 16 Exemplare zu den Olympischen Spielen nach China geschickt. "Dort ergänzen Roboter, die Patrouille gehen, die Sicherheitstechnik. Sie können zeitweilig eingesetzt werden und nach Bedarf an verschiedenen Orten, was die teure Installation fester Sicherheitstechnik ersparen kann", nennt Kiefer einen Vorteil. Obwohl die autonomen Geräte immer zuverlässiger navigieren können, muss die Technik noch besser werden: "Eine Herausforderung ist, dass mobile Roboter eigene Fehler erkennen und berichtigen, sich unter Umständen gar selbst reparieren. Denn bei einer Panne bleiben sie bisher noch stehen", sagt Kiefer.

Große Hoffnungen setzen die Roboterhersteller auf die Forschung. In den Labors versuchen Experten dem Blechhelfer künstliche Intelligenz einzuhauchen, ihn menschlicher, humanoider, zu machen. Nur dann kann er mit Hindernissen, Stolperfallen im Haushalt und Blessuren umgehen. Das ist mit ein Grund, warum Roboter lernen zu kicken. "Die einzelnen Herausforderungen, die beim Fußballspielen gelöst werden müssen, können sehr gut auf andere Bereiche übertragen werden", sagt Karen Petersen vom Fachbereich Simulation, Systemoptimierung und Robotik der Technischen Universität Darmstadt.

Was mit künstlicher Intelligenz heute bereits machbar ist, zeigen die Forscher auf der Hannover Messe. Dort treten vom 21. bis zum 25. April internationale Roboterteams aus der ganzen Welt bei den 7. RoboCup German Open gegeneinander an. Beim Kampf um den Ball mit hochmoderner Technik kicken, laufen, reagieren und kommunizieren Roboter selbstständig auf einem Fußballfeld.

Forscher der Uni Karlsruhe haben ihrem Roboter "Armar-IIIb" bereits Sprache beigebracht. Er reagiert auf deutsche und englische Befehle wie "Bitte räume die Spülmaschine ein". Allerdings muss der 1,70 Meter große und 120 Kilo schwere Kollege vorher lernen, welche Geräte wo stehen und wie sie zu bedienen sind. Sein Kopf ist zum Sehen und Hören mit Sensoren gespickt, seine zwei Arme haben wie Menschen zwei Hände mit je fünf Fingern, die eines Tages auch diffizile Aufgaben erledigen sollen. Sogar Bügeln wollen die Forscher Armar beibringen. Vor dem Hintergrund steigender Single-Haushalte und einer immer älter werdenden Bevölkerung denken die Darmstädter an eine Reihe von Jobs - auch im pflegerischen Bereich.

Letzteres sei aber, wie Siemens-Mann Kiefer meint, ein eher kitzeliges Feld: Selbst Asiaten, die humanoide Roboter zur Unterhaltung oder für Serviceausgaben zu Hause schätzen, ständen Anwendungen in der Pflege skeptisch gegenüber. Um international mithalten zu können, müssten Forschungsergebnisse schneller in marktfähige Anwendungen überführt werden, mahnt Robowatch-Geschäftsführer Jens Hanke. "Der Fokus hierzulande liegt zu stark auf der Grundlagenforschung. Um führender Servicerobotik-Standort zu werden, brauchen wir eine schnelle Umsetzung in marktreife Produkte", sagt Hanke. Gelinge dies nicht, gerate Deutschland in dem Wachstumsmarkt rasch ins Hintertreffen.