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Neuer Internet Explorer - Gefahr für Online-Marketing?

25.11.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nachdem Microsoft Mitte November angekündigt hat, mit dem Service Pack 2 für Windows XP Funktionen für den Internet Explorer 6 auszuliefern, mit denen sich die Anzeige von Popup-Fenstern unterdrücken lassen (Computerwoche online berichtete), regt sich bei Online-Vermarktern Unmut über das geplante Browser-Update.

Damit gehe das Anzeigenformat unwiederbringlich verloren, beklagte Gar Richlin, Chief Operating Officer (COO) bei Advertisement.com. Einer Studie von Nielsen/NetRatings zufolge wurden von August bis Oktober dieses Jahres weltweit 19,6 Milliarden Anzeigen in sich selbständig öffnenden Browserfenstern ausgeliefert. Die Marktforscher zählten in diesem Zeitraum insgesamt 266,4 Milliarden Online-Anzeigen, inklusive Banner und Skyscraper.

Trotz des geringen Anteils von knapp 7,4 Prozent sei die Werbeform des Popups sehr effektiv, heißt es bei Advertising.com. Sie erzeuge eine 13-fach höhere Aufmerksamkeit beim Online-Nutzer als herkömmliche Banner. Ob dadurch jedoch immer positive Resonanz erzeugt wird, ist zweifelhaft. So klicken laut Chris Saridakis Mitgründer von Doubleclick und COO beim Online-Vermarkter PointRoll lediglich sechs Prozent der Nutzer die Popups an. Die restlichen Fenster werden ungenutzt wieder geschlossen. Saridakis betonte, dass sich viele Websites ausschließlich über Online-Werbung finanzieren und dabei auch auf Popups angewiesen sind. Seiner Einschätzung nach müssten einige Firmen ihr Angebot einstellen, wenn Popups als Werbe- und Einkommensform wegfallen.

Weniger betroffen seien dagegen Fortune-500-Unternehmen. Sie haben laut Saridakis schon bislang kaum auf Popup-Werbung gesetzt, um Anwender und potenzielle Kunden durch die ungeliebte Werbeform nicht zu vergraulen.

Laut Mark Ryan, Chefanalyst bei Jupiter Research, setzen zurzeit bereits 20 Prozent der Internet-Nutzer Software zur Unterdrückung von Popups ein. Entsprechende Funktionen bieten die Browser von Mozilla und Opera sowie zahlreiche Shareware- oder Freeware-Anwendungen wie zum Beispiel die Google-Toolbar oder "AdSubtract" von InterMute. Nach Einschätzung Ryans wird die Zahl der Anwender, die Popups filtern, stark zunehmen, wenn Microsoft das Internet-Explorer-Update ausliefert.

Der Grund liegt laut Ryan in der hohen Verbreitung des Browsers. Einer Studie von OneStat zufolge nutzen weltweit 66,3 Prozent aller Anwender den Internet Explorer 6. Die Online-Vermarkter legen sich unterdessen neue Strategien zurecht. So gebe es zum Beispiel bei Doubleclick Pläne, auf Rich-Media-Anzeigen auszuweichen, ist aus der Firmenzentrale zu hören. Andere Vermarkter prüfen, wie sie die Popup-Blocker umgehen können. So ist unter anderem im Gespräch, via Cookie zu ermitteln, ob Anti-Popup-Software im Einsatz ist. Falls die sich selbständig öffnenden Fenster unterdrückt werden, könnte über das Cookie die Anzeige der Host-Seite unterbunden werden. So wären Anwender gezwungen, die Anzeige der Popups zuzulassen, wenn sie bestimmte Online-Angebote nutzen wollen. Denkbar sei es auch, die Popup-Blockade via Javascript oder DHTML (Dynamic Hypertext Markup Language) zu umgehen. (lex)