Neuer HB-Kleincomputer kann Gamma-55-Herkunft nicht verleugnen:Mehrprozessor-System für 3000 Mark Monatsmiete

12.12.1975

PARIS - Die neue HB-Maschine für den "100-Mann-Betrieb" ist total kompatibel zu den bisher kleinsten Rechnern der Serie 60, den Modellen 61/58 (Karte/Platte-System) und 61/60 (online-orientiert). Im Prinzip übernommen wurde das Mehrprozessoren-Konzept: Hauptspeicher (Zykluszeit 1.2 Mikrosekunden) in Verbindung mit einem schnellen Mikroprogrammspeicher (350 Nanosekunden) für die Aufnahme sogenannter Firmware. Geändert haben sieh die Kapazitäten: 16 K plus 12 K fest bei der 61/40 gegenüber 10 plus 10 bei der 61/60. Neu hinzugekommen ist ein 16-K-Mikroprozessor (8 K RAM und 8 K ROM) zur Steuerung der I/O-Funktionen.

Das System 61/40 wird in drei Versionen angeboten:

- als Einzelplatz-Ausführung (EP),

- in einer Mehrplatz-Variante (MP) und

- als intelligentes Datenendgerät für den Einsalz in Teleprocessing-Netzwerken großer Organisationen.

Evolution statt Revolution

Die " Monostation "-Version besteht aus: Zentraleinheit mit 16 K Hauptspeicher, Bildschirm (960 Zeichen) mit verschiebbarer Tastatur, bis zu zwei Disketten, Matrix-Drucker (40 oder 120 Zeichen/Sek., 5 X 7 Matrix) oder Zeilendrucker (100 Zeilen/Min.) sowie ein oder zwei Magnetplatten-Stationen (je eine Fest- und eine Wechselplatte pro Spindel). Die Platten-Kapazität ist von 4,6 Millionen Bytes (ein Single-Capacity-Drive) bis zu 18,4 Millionen Bytes (zwei Einheiten mit Double-Capacity) ausbaufähig. Als Einzelplatz-Version läßt das System 61/40 Stapelverarbeitung und gleichzeitige Datenerfassung auf Diskette zu. Die EP-Konfiguration kann um einen mikroprogrammierten Communications-Controller (8 oder 16 K) erweitert werden; dann ist der Anschluß von maximal zwei Terminals (1920-Zeichen-Displays und/oder Schreibwerke Terminet 300) möglich. Dabei übernimmt der Vorschaltrechner neben der Nachrichtenverwaltung die Konsolfunktion, so daß der 960-Zeichen-Bildschirm am System als zusätzlicher Online-Arbeitsplatz verwendbar ist und somit drei "Work-Stations (HB-Bezeichnung) zur Verfügung stehen, die parallel im Timesharing-Betrieb lokal oder remote arbeiten können.

Wer sich das System 61/40 genauer ansieht, wird unschwer - neben der Systemarchitektur - Bekanntes wiederfinden: Den Communications-Prozessor gibt es schon in der intelligenten Datenstation Honeywell Bull MTS 7500. Neu sind allerdings der Nadeldrucker, eine Schöpfung der italienischen HB-Schwester, und die Diskette. Sie wird von der amerikanischen Magnetic Peripherals Inc. (MPI) gebaut, einer gemeinsamen Gründung von Honeywell und Control Data zur Entwicklung von Peripherie-Geräten.

Entgegen früherer Praxis bietet HB die Software bei der 61/40 ungebündelt an. Die Monatsmiete schließt lediglich das Betriebssystem, die Erstausstattung mit System-Dokumentation und 30 Teststunden ein. Compiler, Anwendungsprogramme, Schulung und natürlich Wartung werden gesondert berechnet. So kostet zum Beispiel der Cobol-Compiler 180 Mark Monatsmiete. An Applikations-Paketen sind

vorhanden: Ingross, 60 (Integriertes Großhandelssystem) und Miacs (Manufacturing Information and Control-System). Die Einmal-Gebühren je Paket betragen 25 000 bis 30 000 Mark.

Primär fürs Neugeschäft

Mit der neuen Maschine zielt Honeywell Bull primär auf Neukunden. Doch dieses Geschäft ist bekanntlich hart, der Wettbewerb groß: System 32 und /3, Nixdorf 8870, Burroughs 9000 und und und...

Ob mit der 61/40 der Durchbruch im Kleincomputer-Markt gelingt? Immerhin gilt - es für HB, in den nächsten fünf Jahren eine große Hypothek einzulösen. Denn sowohl Regierungssprecher der "Grande Nation" als auch CII-HB-Chef Brulé wagten vor kurzem die kühne Prognose, daß HB bis 1980 in Frankreich IBM nach installierten Einheiten überholen wird.