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Neuer Entwicklungsstandard für die IT-Systeme des Bundes

09.02.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Um Milliarden Euro teure Pannen wie bei dem Mautsystem Toll Collect, der Hartz-IV-Software und der elektronischen Gesundheitskarte künftig vorzubeugen, hat der Bund ein neues Vorgehensmodell für IT-Projekte der öffentlichen Hand eingeführt: Seit dem 4. Februar greift bei den Bundesbehörden das "V-Modell XT". Das Regelwerk löst den seit 1996 im Bereich der Bundesverwaltung verbindlichen, aber auch in vielen Unternehmen angewandten Entwicklungsstandard "V-Modell 97" ab, der die Projektabwicklung sowie das Verhältnis zwischen Auftragnehmern und Auftraggeber im Detail regelte.

Angesichts der Mängel des zuletzt 1997 aktualisierten Vorgängermodells hatten sich Wissenschaftler der TU München und der TU Kaiserslautern vor drei Jahren im Auftrag von Bundesinnen- und Bundesverteidigungsministerium gemeinsam mit den Industriepartnern EDAS, IABG, Siemens und 4Soft im Rahmen einer Public-Private-Partnership an dessen Weiterentwicklung gemacht. Die Kosten für das Update zur Version XT werden mit vier Millionen Euro beziffert.

Im Zuge der Neukonzeption wurde das Regelwerk auf den neuesten Stand der Technik gebracht, um aktuelle Vorschriften und Normen ergänzt und nach dem Baukastenprinzip aufgebaut sowie durchgängig mit Open-Source-Werkzeugen unterstützt. Auf diese Weise sollen sich Auftraggeber oder Auftragnehmer mit Hilfe der entsprechenden Bausteine ihr maßgeschneidertes Vorgehensmodell zusammenstellen können. Die individuell erarbeiteten Vorgehensmodelle lassen sich aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten: Während die Konventionssicht eine Darstellung im Hinblick auf Standards, Normen und Vorschriften liefert, bieten so genannte Konzeptsichten gesonderte Darstellungen beispielsweise der Vorgehensbausteine oder Aktivitäten.

"Mit dem Vorgehensmodell XT steht ein Standard für die IT-Systementwicklung zur Verfügung, der den neuesten technologischen Entwicklungen Rechnung trägt", so Bundesinnenminister Otto Schily, der das modernisierte Verfahrensmodell am vergangenen Freitag an der TU München in Garching offiziell vorstellte. Die Anwendung des Standards werde helfen, IT-Projekte termingetreuer zu betreiben, sie im kalkulierten Finanzrahmen zu halten und eine wesentlich höhere Produktqualität zu liefern.

Das Vorgehensmodell XT und die zugehörigen Unterstützungswerkzeuge sind unter www.kbst.bund.de frei verfügbar. (kf)