Heureka, Regulus und Mikado sind da

Neuer Ansatz für das Software-Eingineering

17.12.1976

FRANKFURT - Als einen für das Software-Engineering ganz neuen Ansatz bezeichnete Hansbernd Berzheim, Geschäftsführer der Advis Softwarepartner KG (Hannover), das von ihm entwickelte logische Kalkül "Large Scale Standard" (LSS) auf einer Pressekonferenz in Frankfurt. Aktueller Anlaß der Veranstaltung war die Vorstellung der drei neuen, auf dem LSS-Kalkül basierenden Advis-Software-Tools "Heureka", "Regulus" und "Mikado". Bei einigen Pilotkunden bereits im Einsatz, sollen diese "Hochleistungswerkzeuge" im März für jedermann verfügbar sein. Geliefert werden dann den Kunden - wie Advis-Geschäftsführer Jörg E. Richter erklärte - in Assembler geschriebene Compiler (Eigenentwicklungen der Hannoveraner), die auf allen Byte-Anlagen laufen und deshalb in erster Linie für Anwender von IBM- und Siemens-Anlagen interessant sein sollten. Richter: "Wir haben bereits erfahrungen auf IBM-Systemen."

Die neuen Advis-Systeme mit den phantasievollen Namen unterstützen LSS, eine Methode für das Design und die Strukturierung von Programmen, die "fernwirkungsfreie" Programmierung ermöglichen soll (CW Nr. 50 vom 12. Dezember 1975). Berzheim will LSS als einen Beitrag zur Überwindung der Software-Krise verstanden wissen: "Es ist an der Zeit, von der bisher üblichen handwerklichen oder künstlerischen endlich zu einer ingenieurmäßigen Produktion von Software überzugehen." Hierzu müßten, wie Berzheim weiter ausführte, Anleihen bei vergleichbaren Disziplinen, etwa der Molekular-Biologie und der Genetik, gemacht werden. Als ausschlaggebenden Punkt zur Entwicklung des LSS nannte der "Vater des Kalküls" die Schwäche der Strukturierten Programmierung: "Ab einer bestimmten Komplexität sind die Dinge mit ,SP' aufwendiger, als wenn individuell programmiert würde."

Die strukturierte Programmierung basiert auf dem Struktur-Block-Kalkül, das dadurch charakterisiert ist, daß jeder Block nur einen Eingang und einen Ausgang haben darf, woraus sich die Notwendigkeit des Schalterwechsels ergibt. Nach den Kompositionsregeln der SP müssen deshalb - vereinfachend ausgedrückt - bei der zeichnerischen Darstellung die Strukturblöcke ineinandergeschachtelt werden.

Spaghetti's ausgekämmt

Im Gegensatz dazu soll die völlige Vermeidung von Schaltern ermöglichen und vollkommen entflochtene Programmflußstrukturen erzeugen: Die Darstellungsform für LSS-Strukturen basiert auf einer Matrix, in die logisch zusammenhängende Programm-Elemente auch räumlich benachbart als Spuren eingetragen werden. Diese Darstellungsform nennt Advis "Flußgraph". Der LSS-unterstützende Compiler Heureka setzt den Flußgraph in ein lauffähiges Steuerprogramm um. Regulus und Mikado sind Subsysteme von Heureka: Sie erzeugen "Programmquanten". Die Steuerung des Programmflusses der so erzeugten Programmquanten wird dann wiederum von "Heureka" vorgenommen.