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Neue Unbill für Dell

02.02.2007
Dem texanischen Direktanbieter Dell steht neuer Ärger ins Haus: Aktionäre haben das Unternehmen aus Round Rock wegen falscher Bilanzierung bei seiner langjährigen Partnerschaft mit Intel verklagt.

Die 251-seitige Klageschrift wurde laut "Wall Street Journal" bei einem Bezirksgericht in Austin eingereicht. Für die Klage wird Sammelklagenstatus ("class action") im Namen aller Dell-Anleger angestrebt.

Dell habe, so lautet der Vorwurf, seine Gewinn durch von Intel eingeräumte Rabatte in Höhe hunderter Millionen Dollar pro Quartal aufgebläht und diese Zahlungen weder korrekt verbucht noch kommuniziert. Zeitweise habe Dell von Intel bis zu einer Milliarde Dollar per annum eingestrichen - aus Sicht der Kläger "geheime und wahrscheinlich illegale" Schmiergelder dafür, dass Dell keine Chips von anderen Lieferanten bezog.

Gleichzeitig habe Dell seinen Anlegern ernste Bilanz-, Qualitäts- und Kundendienstprobleme verschwiegen, und das obwohl verschiedene Dell-Manager Aktien des Unternehmens im Wert mehrerer Milliarden Dollar verkauft hätten. Intel, so die Kläger weiter, habe Beihilfe zu diesem systematischen Anlegerbetrug geleistet.

Dell hat bislang keine Stellungnahme zu der Klage abgegeben, die die auf Class Action Suits spezialisierte Kanzlei William Lerach vorbereitet hatte. Intel, dass die Legalität seiner Marketing-Maßnahmen bereits in einem von AMD angestrengten Kartellverfahren beteuert hat, wies die Vorwürfe samt und sonders zurück und kündigte eine "schnelle Reaktion" an.

Eingereicht wurde die Klage am späten Mittwoch diese Woche - ungefähr um die gleiche Zeit, als Dell die Rückkehr von Firmengründer Michael Dell an die Firmenspitze und den Abgang des bisherigen CEO Kevin Rollins bekanntgab. Sowohl Michael Dell als auch Rollins gehören zu den 16 Personen, die in der Aktionärsklage namentlich aufgeführt sind. Beide standen nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung.

In der Klage wird auch Dells Wirtschaftsprüfer PriceWaterhouseCoopers genannt, der ebenfalls keinen Kommentar abgab. Der Sammelklagenstatus wird für alle Anleger angestrebt, die zwischen Februar 2003 und September 2006 Dell-Papiere gekauft haben. (tc)