SCS-Anzeigenanalyse: Akademische Ausbildung immer wichtiger

Neue Technik bestimmt die Job-Qualifikation

30.01.1987

HAMBURG (lo) - Einen Rekordzuwachs bei offenen Stellen für informationstechnische Fachkräfte um 70 Prozent verzeichnet die SCS Personalberatung aus Hamburg für die 80er Jahre. Doch DV-Spezialisten, die die erforderlichen Voraussetzungen erfüllen, sind rar: Ohne Hochschulabschluß läuft häufig gar nichts.

Die Nachfrage nach DV-Fach- und Führungskräften sei "spitzenmäßig", konstatiert die SCS-Beratung in ihrer jüngsten Anzeigenanalyse, die 53 000 Stellenangebote aller Branchen vergleicht: Seit 1982 haben die Vakanzen im DV-Bereich um 70 Prozent von 6,8 Punkten über 10,9 Anteile in 1985 auf 11,6 Prozent vergangenes Jahr zugenommen. Damit überflügelte die DV/Org. den Unternehmensbereich Produktion und Fertigung, der im vergangenen Jahr 15,3 Prozent (1982: 11 Prozent) der Stellenangebote auf sich vereinigte. Weitere Reihenfolge: Forschung und Entwicklung - mit 7,4 Anteilen vor fünf Jahren und 1986 mit 10,4 Prozent - sowie das Finanz- und Rechnungswesen mit einem Zuwachs von etwa einem Prozent in diesem Zeitraum.

lnformatiker auf Platz 1

Die zunehmende Bedeutung der neuen Techniken spiegelt sich - quer durch alle Wirtschaftsbereiche - in einer starken Nachfrage nach Ingenieuren und Fachleuten für Informationsverarbeitung wider.

Was die Ausbildungsanforderungen betrifft, so die SCS-Analyse, stehen Informatiker mit 25 Prozent vor Ingenieuren der Nachrichtentechnik und Elektrotechnik mit 19 Prozent an der Spitze. DV-Spezialisten, für die SCS keine Zuordnung ausweist, machen 39 Prozent aus.

Mangel herrscht besonders an projektmanagenden Org./DV-Leitern. Auch für Funktionen im Software-Engineering wie in der DV-Organisation wurde stark gesucht; danach folgen Angebote für Leiter DV oder Leiter RZ, Org.-Programmierer sowie für Tätigkeiten in DV-Verkauf und -Beratung. Nicht zu übersehen ist die wachsende Nachfrage nach Positionen im den Bereichen CAD/CAM und CIM, beobachtete SCS.

Technikwissen ist indes in allen Branchen erforderlich: Die Hälfte der Stellenangebote stellt denn auch informationstechnische Vorbildung als Bedingung heraus.

Problem: Stellenbesetzung

Je besser die Beschäftigungslage, desto länger dauert es, offene Stellen zu besetzen. Auf eine Suche von vier Monaten mußten sich Unternehmen 1986 einrichten, war beispielsweise eine Vakanz mit einem Ingenieur zu besetzen und Spezial-Know-how erforderlich, eruierte zu diesem Aspekt das deutsche Institut der Wirtschaft in Köln. Problemloser ließen sich Naturwissenschaftler ebenso wie Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler finden, fügen die SCS-Berater an. Die Ausnahme bilden dabei Betriebswirte. Da das Finanz- und Rechnungswesen sowie das Controlling seit Jahren aus dieser Quelle schöpfen, ergibt sich eine konstante Nachfrage von 12 Prozent.

Ein kontinuierlicher Anstieg der Offerten bei der Elektrotechnik und bei Computerherstellern, so die Hamburger Berater, führte von einem Anteil um 15 Prozent Anfang der 80er Jahre zu fast einem Fünftel aller Stellenausschreibungen vergangenes Jahr. Damit rangieren sie vor den 12,4 Prozentanteilen des Maschinen- und Anlagenbaus.

Mit wachsender technischer Leistung verändert sich zugleich auch das Anforderungsprofil der Mitarbeiter. Brauchten vor einigen Jahren nur 60 Prozent der Fach- und Führungskräfte eine Hochschulausbildung, fordern derzeit Unternehmen für drei Viertel aller ausgeschriebenen Stellen diesen Abschluß. Ein Universitätsdiplom honorieren die Personalverantwortlichen mit einem Zuschlag von etwa zehn Prozent gegenüber dem Gehalt eines Einsteigers mit Fachhochschulabschluß.

Noch steiler als die Kurve des Anzeigenaufkommens im DV-Sektor verläuft die der Gehaltsentwicklung. Konnte ein EDV-Abteilungsleiter im Jahre 1981 mit 38 Jahren 82 100 Mark per anno einstreichen, so betrug 1986 sein Salär 98 950 Mark, rechnete etwa die Zeitschrift "Capital" aus.

Der Bogen zum Topverdienst spannt sich indes recht weit. Ein Niederlassungsleiter aus der elektrotechnischen/elektronischen Branche kommt mit seinem Jahresverdienst - einschließlich geldwerter Vorteile - auf 240 500 Mark. Wenn ein Vorstand oder Geschäftsführer von 35 bis 40 Jahren aus dem gleichen Marktbereich mit einer qualifizierten Fachausbildung 328 000 Mark an Bezügen erhält, ist allerdings das Ende der Fahnenstange erreicht.