Magellan-Raumsonde soll mehr Daten sammeln als alle bisherigen Weltraummissionen:

Neue Speichermedien für Datenflut aus dein WeltallAlan J. Ryan, IDG News Service

28.07.1989

PASADENA - Vor genau zwanzig Jahren hat der Mensch seine ersten Gehversuche auf dem Mond unternommen und dabei mehr Daten erfaßt, als er auswerten konnte. Jetzt ist die Raumsonde "Magellan" unterwegs zur Venus, wo sie mehr Daten als alle bisherigen Weltraummissionen zusammen aufnehmen wird.

Im Gegensatz zu früheren Missionen werden die von Magellan erfaßten Daten nicht einfach irgendwo gespeichert und jahrelang nicht ausgewertet, so Leslie Pieri, Leiterin des Teams für Datenmanagement und Archiv beim Jet Propulsion Laboratory (JPL) in Pasadena, einem Stadtteil der kalifornischen Metropole Los Angeles. Dieses Labor hat im Namen der National Aeronautics and Space Administration (NASA) die Aufsicht über das Magellan-Projekt übernommen.

Ein großer Teil der Hardware, die für die Auswertung dieser Mission verwendet wird, basiert zwar auf älterer Technologie, dennoch wird sich diese Mission in vielen Punkten von anderen unterscheiden, um den Wissenschaftlern zu helfen, die gewonnenen Daten effizienter einzusetzen, meinte Pieri.

Während der Magellan-Mission werden mehr als drei Terabytes Daten gesammelt. Die Verwendung von optischen Speichern und einem sogenannten "single source catalog" in einer zentralen Datenbank, aus der die Wissenschaftler die große Datenmenge abrufen können, ermöglicht Pieri zufolge einen schnelleren Zugriff auf die Daten.

Erzeugte Daten werden anhand unterschiedlichster Parameter katalogisiert, beispielsweise nach Produkt, Orbit oder Zeit. Sie werden alle in einer relationalen Datenbank gesammelt, so daß jeder am Magellan-Projekt beteiligte Wissenschaftler Zugriff darauf hat. Werden die Daten benötigt, kann das JPL sie über einen optischen Speicher verteilen. "Wir archivieren Magnetbänder", erklärte Leslie Pieri, "aber unsere Arbeitskopie und die Kopie, mit der Forscher und Wissenschaftler die eigentlichen Forschungsaufgaben erledigen, befindet sich auf einem optischen Speicher."

Magellan wurde am 4. Mai von der Raumfähre Atlantis zunächst in eine Erdumlaufbahn gebracht und soll die Venus im August 1990 erreichen. Ziel der Mission ist es, ein besseres Verständnis der Geologie und Geschichte des Planeten zu erlangen, erklärte Franklin O'Donnell vom JPL. Besonders interessant ist die Venus wegen ihrer vielen Ähnlichkeiten mit der Erde, wie ihrer Größe und der Entfernung von der Sonne. Darüber hinaus gibt es auch riesige Unterschiede, zum Beispiel die Tatsache, daß die Oberflächentemperatur dort 500 Grad Celsius beträgt.

Während jeder von Magellans 1.853 Venus-Umkreisungen werden Aufnahmen gemacht, die jeweils ein 10 bis 17 Meilen großes Segment des Planeten zeigen, erklärte Jim Doyle vom JPL. Diese Segmente überlappen sich geringfügig und werden am Ende zu einem Mosaik zusammengefügt, so daß sich eine Karte der Gesamtoberfläche ergibt. Die Daten jedes einzelnen Segmentes werden überprüft, um frühe Ergebnisse zu festigen. Ein erster Bericht wird rund 45 Tage nach Beginn der Kartierungsphase im August 1990 angefertigt. Nach Ende der Mission wird ein Schlußbericht erstellt.

Da die Oberfläche der Venus von Kohlendioxidwolken einer Stärke von über 10 Meilen verdeckt wird, wäre es nutzlos, herkömmliche optische Abtastgeräte auf der Magellan-Sonde einzusetzen. Die Magellan erfaßt die Daten mittels Radar mit künstlicher Strahleröffnung (SAR), einer Technik, bei welcher die Radarenergie in Form von kurzen Impulsen mit einer hochdirektionalen Antenne zur Seite gelenkt wird. Die Energie wird als Impuls ausgesandt und der Rückstrahl wird in der Magellan-Sonde registriert. So wird die Planetenoberfläche kartiert, ohne daß sie tatsächlich gesehen wird. Die Daten werden anschließend an Bord der Sonde auf zwei digitalen Mehrspur-Aufzeichnungsgeräten gespeichert und können dann abgespielt werden. Die Speicherkapazität der Aufzeichnungsgeräte beträgt etwa 1,8 Milliarden Bit. Sobald sie ausgeschöpft ist, werden die Daten an Computer auf der Erde übertragen.

Der Hauptrechner zur Steuerung der Radarverarbeitung auf der Erde basiert auf einer VAX-1 1/785 von Digital Equipment, die Ein-/Ausgabe wird von einem Rechner IOC 2400 der Aptec Computer Systems, Inc. gesteuert. Darüber hinaus sind weitere gängige Hardwarekomponenten ebenso vorhanden wie die Möglichkeit zur temporären Datenspeicherung auf Festplatten und Magnetbändern, so O'Donnell.

Eine weitere Verarbeitung der Radarbilder wird auf einem System durchgeführt, das im wesentlichen aus einer VAX-Cluster-Umgebung mit zwei VAX 8650 und zwei VAX 11-7 80 , einer Microvax 11 und einem Computer der Alliant Computer Systems besteht. Das System verfügt laut O'Donnell über zwölf Bandlaufwerke und mehr als 17 Gigabytes

Plattenspeicher.

Das Speichersystem - mit optischen Speichern der WORM-Technologie, sechs ständig aktiven Plattenlaufwerken, die den Zugriff auf ein Gigabyte Daten ohne Operator ermöglichen und zwei Jukeboxes mit optischen Speichern, die ohne ausgewechselt zu werden, den Zugriff auf 32 Gigabyte Daten ermöglichen wird die während der Mission gesammelten Daten speichern.