Neue Qualität

13.12.1985

Einem DV/Org.-Chef klarzumachen, daß etwa in der DEC-Welt sein Mainframe-Reservat nicht ganz so imposant erscheint wie im Spiegel der veröffentlichten IBM-Meinung, ist ein schwieriges Unterfangen.

Durch zunehmendes "Personal Computing", so die blaue Lesart, ändere sich für die zentrale DV zunächst nämlich wenig. Und würden die PCs erst einmal vernetzt und mit dem Hostrechner verbunden, dann erhöhe sich zwangsläufig der Speicherbedarf. Der Zusammenhang ist klar: Ein größeres IBM-System muß her - so wird es jedenfalls in SNA-Broschüren dargestellt.

Ein unabhängiger DV-Berater muß wahrscheinlich Zustande kriegen, wenn er so etwas liest. Denn der hat doch die Kennzahlen parat, was ein Mainframe-MIPS kostet - und ein Mikro-MIPS, im Vergleich. Der weiß auch, was beide Architekturen leisten.

Soll keiner sagen, solche Vergleiche waren unzulässig - ein "Porsche-PC" sei nun mal kein "Boeing 747-Jumbo". Unserem Berater ist die Analogie nicht fremd. Für den kleinen Job über den kurzen Weg wird er gleichwohl die Flugmaschine im Hangar lassen.

Nein, die Rechnungen der Mainframe-Liebhaber gehen nicht auf. Eine zu teure Datenverarbeitung kann nämlich das eigene Unternehmen im Wettbewerb "die Qualität kosten", wie es im Schachjargon heißt.

Mit den Mikros, den Arbeitsplatzcomputern, ist eben eine ganz neue Qualität entstanden. Die sollte man sich ruhig etwas weniger kosten lassen.