Ein Blick in die Zukunft durch die Ellison-Brille

Neue Produkte und Strukturen beim Datenbankanbieter Oracle

26.04.1996

"Die Firma Levi Strauss ermoeglicht es, dass Sie Ihre Jeans elektronisch und auf Ihre Groesse zugeschnitten bestellen", so Oracle-Gruender Larry Ellison vor dem Anwenderforum, "wie wollen andere Jeans-Hersteller dagegen konkurrieren? Sie koennen es nicht." Um wettbewerbsfaehig zu werden, folgert Ellison, muessten die physikalischen von den logischen Strukturen einer Unternehmens-DV getrennt werden, so dass Produktionsplanung und -ausfuehrung an jeweils guenstigen Standorten stattfinden koennen.

Ermoeglicht werde das durch die globale Vernetzung, das Network- Computing und ein verteiltes Daten-Management. Oracle selbst werde auf die neuen Anforderungen mit einer geaenderten Organisation reagieren. Kuenftig gebe es eine horizontale Gliederung in die Bereiche Operations (OLTP), Decisions (Warehouses), Collaborations (Intranet) und Electronic Commerce. Die vertikale Struktur gliedert sich in Consulting-Services, Applikationen, Tools und Server.

Oracle gibt sich neue Unternehmensstruktur

Ausserdem will das Unternehmen nach Angaben von Ray Lane, dem weltweit Verantwortlichen fuer den Absatz, noch in diesem Jahr die Online-Unterstuetzung der User intensivieren. Zudem werde man den direkten Vertrieb ausweiten, Software vermehrt ueber das Netz verteilen, das Consulting-Geschaeft ausbauen und die Anforderungen an neue Software staerker buendeln. Es gehe nicht an, so Lane, dass Produkte in Frankreich bis zu einem Jahr spaeter auf den Markt gelangten als in den USA, nur weil dort eigene Qualitaetskontrollen durchlaufen werden muessten.

Auch der Network Computer (NC), den Ellison in Prototypen dem Anwenderpublikum vorstellte, spielt in der Geschaeftsplanung bereits eine Rolle. Bis zu zehn Dollar koennten pro verkauftes Exemplar fuer Oracle dabei herausspringen, so der CEO. "In diesem Geschaeft wird es mehr als nur einen Anbieter geben, zumal der NC Industriestandards wie HTML, HTTP, Java, SQL, Corba und MPEG 2 nutze. Das grosse Geschaeft fuer Oracle liege allerdings bei den Daten-Servern.

Konferenzteilnehmer, die Naeheres zum Thema "Oracle 8" erfahren wollten, wurden allerdings enttaeuscht. "Die Datenbank wird wahrhaftig objektbasiert sein", versprach Ellison lediglich. Ausserdem laufe der "Universal Server" nun auf weiteren elf Plattformen, darunter auch Windows NT.

Als Highlight unter den Oracle-Ankuendigungen duerfte gelten, dass die IBM wie Cap Gemini Sogeti (CGS) dem Application Partnering Program beigetreten ist. Die Integrated Systems Solutions Corp. (ISSC), die IBM im Mai 1991 fuer Outsourcing- und Systemintegrations-Projekte gegruendet hat, wird demnach Oracle- Applikationen in Amerika vermarkten und installieren, die 1993 von der IBM erworbene CGI Informatique ist dafuer in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika zustaendig.

Wie Robert Shaw, Senior Vice-President Oracle Applications and Services, ankuendigte, sollen demnaechst die Auftrags- und die Personalverwaltung ueber Intra- und Internet verteilt werden koennen. Der "Web Server Generator" soll das Entwicklungswerkzeug "Designer 2000" durch eine HTML-Schnittstelle um die Moeglichkeit erweitern, Applikationen fuer das Web zu programmieren. Auch die Entwicklungs-Tools "Developer 2000" und "Power Objects" sollen Internet-faehig gemacht werden.