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Neue Probleme fordern neues Recruiting

30.05.2011
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Mitarbeiter online binden

Mitarbeiterbindung, Employer Branding und soziale Netzwerke stehen auf der internen Agenda der Firmen ganz oben. Während sich mittelständische Betriebe oft nur vorsichtig auf das neue Terrain wagen, sind Konzerne dort längst zu Hause. Bertelsmann ging 2008 mit "Create your own Career" online. Der Konzern nutzt mittlerweile die ganze Palette an neuen Medien, um sich als Arbeitgeber zu präsentieren. "Wir waren in den Rankings abgerutscht und mussten gegensteuern", erklärt Nico Rose, Director Corporate Management Development bei Bertelsmann in Gütersloh, die Motivation. Mit der Site stiegen die Bewerberzahlen an. "Wir erhalten jetzt mehr Bewerbungen, und vor allem mehr passende", freut sich Rose und ergänzt: "Selbst im IT-Sektor ist es kein Problem, geeignete Kandidaten zu finden."

Mit den sozialen Netzwerken nahm das Tempo im Recruitment zu. Ähnelten vor einigen Jahren die Aufgaben mancher Personaler denen eines Sachbearbeiters, gleichen sie jetzt mehr denen eines Kommunikations-Managers. Schnelle Antworten auf Anfragen, eine frische und lockere Sprache anstatt eines gestelzten Stils sind gefragt, um über Twitter oder Facebook mit potenziellen Bewerbern ins Gespräch zu kommen.

Nico Rose, Bertelsmann: Wenn ich ein Stellenangebot veröffentliche und zehn Minuten später die erste Bewerbung erhalte, muss ich darauf reagieren."
Nico Rose, Bertelsmann: Wenn ich ein Stellenangebot veröffentliche und zehn Minuten später die erste Bewerbung erhalte, muss ich darauf reagieren."
Foto: N. Rose

Seit zwei Jahren setzt Bertelsmann ganz auf Online-Aktivitäten und Events. Der 33-jährige Rose sieht die Personalabteilung bei Bertelsmann in einer Vorreiterrolle: "Die heutige Generation lebt im Netz, deshalb müssen wir dort mit ihr in Kontakt treten."

Allerdings räumt Rose ein, dass sich das Arbeitstempo der Personaler erhöht habe: "Wenn ich ein Stellenangebot veröffentliche und zehn Minuten später die erste Bewerbung erhalte, muss ich darauf reagieren." Er selbst beantwortet auch am Abend oder Wochenende Anfragen, die ihn über Facebook oder E-Mail erreichen. Ihm steht ein kleines Team zur Seite, das ihn dabei unterstützt.

Judith Charles gestaltete das Programm Create your own Career von Anfang an mit. Inzwischen wechselte sie in ein ausgegründetes Unternehmen des Konzerns, das Social-Media-Aktivitäten von Bertelsmann betreut und als Dienstleister auch andere Firmen beim Personal-Marketing berät. Charles leitet dort seit Januar 2011 den Bereich Employer Branding. Die Managerin ist davon überzeugt, dass Unternehmen sich heute anders präsentieren müssen. Besonders bei mittelständischen Firmen sieht sie Nachholbedarf: "Viele treten zu bescheiden auf und sprechen nicht über ihre Stärken."

Judith Charles, Employer-Branding-Expertin: "Firmen brauchen online ein Konzept, Inhalte und eine Strategie. Sonst entsteht schnell Schaden."
Judith Charles, Employer-Branding-Expertin: "Firmen brauchen online ein Konzept, Inhalte und eine Strategie. Sonst entsteht schnell Schaden."
Foto: J. Charles

Aber nicht immer sei eine Facebook-Seite sinnvoll. Vor der Herangehensweise "Einfach mal anfangen" rät Charles ab, denn wer über keinerlei Erfahrungen mit diesen Kommunikationsformen verfüge, könne dem Unternehmen schnell Schaden zufügen. Soziale Netze haben ihre eigenen Gesetze. Die Sprache ist kürzer und prägnanter, aber vor allem beschleunigt sich damit die Kommunikation. Egal, ob es um Facebook oder Twitter geht, Firmen brauchen ein Konzept, Inhalte und eine Strategie.