Bundespost gibt Softwarekatalog heraus

Neue Postleitzahlen lassen "heissen Fruehling" erwarten

05.03.1993

Fest steht aber heute: Ab Juli dieses Jahres wird es neue, gesamtdeutsche Postleitzahlen geben (siehe auch CW Nr. 50 vom 11. Dezember 1992, Seite 11: "Die fuenfstelligen Postleitzahlen bereiten DV-Chefs Kopfzerbrechen").

Wer nun befuerchtet, dass seine Postsendungen nicht mehr befoerdert werden koennten, weil er die Umstellung der Adressen nicht rechtzeitig in die Wege geleitet hat, kann sich wieder beruhigen: Der Deutsche Bundespost Postdienst in Bonn hat angekuendigt, fuer eine unbestimmte Uebergangsphase auch noch die alten Adressen zu akzeptieren. Eile ist dennoch geboten, denn wer nach dem 1. Juli noch die alten Anschriften verwendet, muss dann erhebliche Verzoegerungen bei der Zustellung in Kauf nehmen.

Zwei Problemkreise ergeben sich bei der Konvertierung der Postleitzahlen: Vorhandene Adressen sind in einen korrekten Zustand zu versetzen und dann mit den neuen Postleitzahlen der Bundespost abzugleichen. Dabei wird der parallele Aufbau eines "Schattenbestandes" empfohlen, der dann puenktlich zum 30. Juni aktiviert werden kann. Zweitens muessen die entsprechenden Anwendungsprogramme angepasst werden. Das ist besonders dort aufwendig, wo die Postleitzahl innerhalb des Programms als Organisationselement genutzt wird.

Bestaende mit bis zu 1000 Adressen, so die Empfehlung der Post, sollten die Anwender manuell umstellen. Groessere Mengen wuerden dagegen sinnvollerweise mit Hilfe besonderer Werkzeuge konvertiert oder als Auftragsarbeit an einen Dienstleister vergeben.

Damit die Softwarehaeuser, die diese Tools bauen, den Ernstfall proben koennen, hat die Bundespost bereits Ende letzten Jahres zum erstenmal Testdaten herausgegeben. Wie sich aber sehr schnell zeigte, liessen sich diese nur bedingt nutzen. Die einzelnen Datenfelder waren nach Angaben betroffener Softwarehaeuser nicht immer eindeutig beschrieben. So konnten die vorgeschlagenen Daten nur bedingt als Massstab gelten.

Inzwischen sind die vollstaendigen Datenbestaende auf Disketten (1200 Mark), CD-ROMs (95 Mark) und Magnetbaendern erhaeltlich. Allerdings, so wurde am Rande einer Pressekonferenz der Bundespost deutlich, ist auch hier nicht alles Gold, was glaenzt: Die Interessenten muessen sich naemlich in Geduld ueben, weil die Daten oft erst mit wochen- oder gar monatelanger Verspaetung bei den Kunden eintreffen. Zudem sind Insider davon ueberzeugt, dass noch ein bis zwei Nachlieferungen erforderlich sein werden, ehe die Datenbestaende wirklich vollstaendig und korrekt sind.

Der Aufwand fuer die Umstellung ist schwer einzuschaetzen, da die Werkzeuge je nach Funktion und Maechtigkeit unterschiedlich teuer sind. Die Post veranschlagt die Kosten einer manuellen Umstellung auf etwa zwei bis vier Mark pro Adresse. Wolfgang Esmarch, Geschaeftsfuehrer der Esmarch Datentechnik in Muenchen, geht von der gleichen Summe aus und schaetzt den noetigen Zeitaufwand auf durchschnittlich fuenf Minuten pro Adresse.

Die automatische Umstellung verlaeuft deutlich preiswerter und schneller, allerdings faellt auch bei diesem Verfahren - je nach Pflegezustand des vorhandenen Datenbestandes - eine manuelle Umstellung bei minimal zwei bis fuenf Prozent der Daten an. In vielen Faellen werden aber Nachkorrekturen bei rund einem Drittel der Daten erwartet.

Damit sich Anwender nach dem fuer sie geeigneten Umstellungs-Tool umsehen koennen, hat die Bundespost jetzt einen Softwarefuehrer herausgegeben, der in regelmaessigen Abstaenden aktualisiert werden soll. Darin sind die meisten Anbieter mit ihren Umstellungswerkzeugen und den Angaben ueber Hardware-, Betriebssystem- und Datenbankumgebung in einer Uebersicht verzeichnet. Auch die COMPUTERWOCHE wird in ihrer naechsten Ausgabe eine Auswahl von Werkzeugen mit den entsprechenden Hardware- und Systemvoraussetzungen vorstellen.