Netzwerk-Management auf der Basis von X.25 und Ethernet:

Neue OSl-Gruppe peilt Vorab-Lösungen an

05.08.1988

NEW YORK (CW) - Schnell zu Taten schreiten will das letzt in New Jersey gegründete OSI/Network Management Forum. Die Organisation hofft, bereits in 18 Monaten mit fertigen Produkten aufwarten zu können. In Hinblick auf die eigentliche OSI Standardisierung hingegen müssen sich die Anwender wohl noch vier bis fünf Jahre in Geduld fassen.

Die neue Gruppe, zu der AT&T, Unisys, Hewlett-Packard, Amdahl, Northern Telecom, Telecom Canada, STC Plc sowie British Telecom gehören, will im Rahmen der angestrebten "Interoperability" gewährleisten, daß Systemteile von mehreren Herstellern kombiniert werden können. Bisher - so der Tenor des OSI/Network Management Forums - hätten sich die Anwender in der mißlichen Lage befunden, entweder das ganze System von einem einzigen Anbieter oder gleich mehrere Systeme zu kaufen. Keine Konkurrenz zu bestehenden Vereinigungen

IDG zufolge ist das Angebot einer für kommerzielle Systeme konzipierten Teilmenge von OSI-Protokollen vorgesehen. Die acht Unternehmen verständigten sich darauf, allgemeine OSI-Normen zwecks Kommunikation mit verschiedenen Netzwerk-Management-Systemen zu verwenden. Für das jeweils eigene Netzwerk-Equipment sollen jedoch "Proprietary"-Protokolle zum Tragen kommen. Willem Roelandts, General Manager der HP-Network-Systems-Group, erklärte dazu, das neue OSI-Forum wolle die bei den Kunden einmal installierte Basis durch "Interims"-Lösungen schützen.

Wie die Gründungsmitglieder des OSI-Network-Management- Forums bekundeten, will die Gruppierung nicht in Konkurrenz zu bereits bestehenden internationalen Vereinigungen treten, die beim Netzwerk- Management nach einheitlichen Standards streben. Es gehe vielmehr um die schnelle Einführung von "Vorab-Normen". Insgesamt sollen mittlerweile zwölf weitere Unternehmen ihr Interesse an einem Beitritt signalisiert haben. Dazu gehören unter anderem Digital Equipment, Nixdorf, Paradyne und General Datacom Industries. Die Tatsache, daß DEC, Nixdorf und IBM nicht schon beim "ersten Streich" mit von der Partie waren, wurde im übrigen in der Fachpresse übel vermerkt.

Eine Task-Force des Gremiums hat sich bezüglich der Übertragungsstandards bereits auf das OSI-Protokoll X.25 für die Paketvermittlung bei WANs und für die Ethernet-Norm 802.3 bei LAN- Verbindungen entschieden. Weitere Einzelheiten über die geplanten Produkte beziehungsweise Protokolle muß man bisher allerdings noch mit der Lupe suchen. In der IDG-Mitteilung hieß es lediglich, das OSI-Forum peile echte Peer-to-peer-Netzwerkkommunikation mit mehreren Management-Knoten an. In diesem Falle sei jeder Node für seine eigene Netzwerk-Domäne zuständig. Ebenfalls unterstützt werden sollten aber auch hierarchische Strukturen, wobei dann ein System als Administrator agiere.

Neben dem Fehlen einiger namhafter Unternehmen im OSI/Network Management Forum wird als Kritikpunkt auch die eventuelle Komplexität der anvisierten Lösungen ins Feld geführt. So äußerte David Passmore, Mitarbeiter bei dem Beratungsunternehmen Fairfax, gegenüber der COMPOUTERWORLD, daß bei "Vorab-OSI- Realisierungen" nach dem sogenannten verteilten Netzwerk-Management- Ansatz Probleme auftauchen, da fehlerhafte Netzkomponenten nur ausfindig gemacht werden könnten, indem man alle Netzwerk- Management-Datenbanken "anzapfe".