X.400- und EDI-Durchbruch stehen noch aus, ermittelte Studie bei US-Großanwender, und:

Neue Netz-Standards lassen SNA stagnieren

10.06.1988

ANAHEIM (CW) - SNA (Systems Network Architecture) und SNA-Produkte sind, selbst bei SNA-Anwendern, kaum mehr gefragt. Dies ergab eine Studie der renommierten Coopers & Lybrand, New York, deren Ergebnisse jetzt auf der ICA-Ausstellung (International Communications Association) in Anaheim veröffentlicht wurden.

Befragt wurden von der East-Coast-Unternehmensberatung hundert Großanwender, und zwar explizit nach fünf Netzwerkstandards, neun Kommunikationstechnologien sowie sechs Standardapplikationen. Die Ergebnisse wurden mit denen der entsprechenden Vorjahresbefragung verglichen. Von den hundert Befragten waren 65 SNA-Anwender.

Wegen der Dominanz von SNA im Sample verwunderte die Stagnation in der Nachfrage; kaum eines der Unternehmen sprach sich für neue Beschaffungen im Hinblick auf SNA aus. Ebenso verhielt es sich bei der Document Exchange Architecture (Disoss) von IBM, die von 18 Prozent zur Zeit zwar angewandt wird, für die aber in diesem Jahr kaum mehr Nachfrage registriert wurde.

Anders beim X.25-Paketvermittlungsstandard: Bereits 46 Prozent der Unternehmen setzen X.25 ein, und 12 Prozent wollen darüber hinaus künftig damit arbeiten.

Zuwachsraten von jeweils 10 Prozent wurden mit abnehmender Tendenz bei LANs und T1-Multiplexern ermittelt; bei diesen Techniken scheint der Sättigungsgrad derzeit bei 72 beziehungsweise 75 Prozent zu liegen.

Forcieren wollen die Großunternehmen offenbar den Einsatz von ISDN. Immerhin 27 Prozent äußerten sich in dieser Richtung; allerdings macht die Studie keine Angaben darüber, wie viele ISDN-Anwender sich bereits unter den Befragten befanden. Besser etabliert hat sich in den Unternehmen bereits die integrierte Sprach-/Datenvermittlung. Etwas mehr als die Hälfte greift auf irgendeine Art dieser Misch-Kommunikation zurück, und weitere 18 Prozent wollen ihre Informationssysteme um derartige Varianten erweitern.

Ernüchternd, so jedenfalls werten es die New Yorker, stellt sich vorerst noch das Umfrageergebnis bei Electronic Mail auf der Basis von X.400 und bei EDI (Electronic Document Interchange) dar: Weniger als zehn Prozent nutzen bisher diese Dienste; nur ein Drittel ist daran interessiert sie im nächsten Jahr einzuführen. Und die Hälfte der EDI-Anwender hat zur Zeit nur eine Pilotinstallation laufen. Der prognostizierte Durchbruch der beiden Standards stehe also noch aus.

Hingegen scheint das Sicherheitsbewußtsein der Großanwender sehr weit entwickelt zu sein: 93 Prozent gaben an, über eine "Bypass-Technologie" zu verfügen, die das Risiko des Netzzusammenbruchs minimiere. Die restlichen sieben Prozent sind dabei, sich ebenfalls mit entsprechendem Sicherheits-Equipment zu versorgen.

Hohe Anteils- und Steigerungsraten wurden von Coopers & Lybrand vor allem bei zwei Anwendungen beobachtet: Electronic Filing verzeichnet ein Plus von 33 Prozent und

Desktop Publishing eine Zunahme von 50 Prozent auf Gesamtanteile von 44 beziehungsweise 40 Prozent. Im Gegensatz dazu stagniert die Nachfrage nach E-Mail in Büro-Umgebungen, bei Voice-Mail und Video-Conferencing.