Geschäftsjahr 1999 erneut mit Verlust abgeschlossen

Neue Management-Struktur soll Infomatec mehr Effizienz bringen

28.04.2000
FRANKFURT/M. (CW) - Skeptikern erschien die sehr umfassende und ambitionierte Produktpalette der Infomatec AG seit jeher zu konfus. Optimisten sehen darin eher eine geschickte Risikostreuung. In jedem Fall dient die breite Aufstellung des Unternehmens den Augsburgern als Begründung für eine negative Bilanz im Geschäftsjahr 1999. Denn die erneuten Verluste werden vor allem auf Kosten für notwendige Umstrukturierungen zurückgeführt.

In drei Kernbereiche hat der am Neuen Markt notierte Softwareanbieter und IT-Dienstleister seine Geschäfte jetzt unterteilt. Die Sparte "Internet Core Applications" (CAP) wird künftig sämtliche E-Business-Produkte von Infomatec vertreiben. Dazu zählt unter anderem ein Web-fähiges Informations-Management-System oder eine Internet-Shop-Lösung. "Application Service Providing" (ASP) heißt die Division, die Firmen- wie Privatkunden mit einschlägigen Anwendungen und Dienstleistungen bedienen soll. Und im Geschäftsfeld "Java Network Technology" (JNT) dreht sich alles um das gleichnamige Betriebssystem, dessen Potenzial die Augsburger vor allem für die Anbindung verschiedener Endgeräte wie Kühlschrank oder Heizungsanlage an das Internet preisen.

Vorstand will nur noch strategisch arbeitenNeben diesen zentralen Geschäftsfeldern wurde außerdem ein Ressort namens "Future Convergence" geschaffen, das die Entwicklung zukunftsträchtiger Techniken wie WAP oder digitales Fernsehen vorantreiben soll. Ansonsten, so die lapidare Erklärung des Vorstands auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt am Main, decke dieser Bereich alles ab, "was nicht in den Kernbereich des Unternehmens fällt". Doch nicht nur auf der Produktseite, sondern auch in der Chefetage wurde umstrukturiert. Da sich der vierköpfige Vorstand künftig den rein strategischen Aufgaben widmen möchte, wurde eine weitere Management-Ebene, die so genannte operative Führungsmannschaft, eingezogen. Diese soll sich nun um das "Tagesgeschäft" kümmern.

Trotz dieser Maßnahmen und der damit verbundenen Aufwendungen sei man mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr zufrieden, hieß es in Frankfurt. Der Umsatz konnte um mehr als das Dreifache von 11,6 Millionen Euro im Geschäftsjahr 1998 auf 50,6 Millionen Euro erhöht werden. 60 Prozent dieser Einnahmen erzielten die Augsburger außerhalb Deutschlands, wobei das Geschäft mit Softwarelizenzen mit 38,8 Prozent den stärksten Anteil zum Gesamtumsatz beitrug. Die Zahl der Niederlassungen verdoppelte sich innerhalb eines Jahres auf 18, die der Mitarbeiter kletterte von rund 141 auf knapp 600.

Ebenfalls gestiegen ist allerdings auch der Jahresfehlbetrag. Das 1988 gegründete Unternehmen schloss den Berichtszeitraum mit einem Minus in Höhe von 16,3 Millionen Euro ab. 1998 belief sich die Summe noch auf minus 2,2 Millionen Euro. Auf eine konkrete Aussage, ob man den Breakeven denn in diesem Jahr schaffe, wollte sich Finanzvortand Karl Gruns nicht einlassen. "Wir werden sicher im Bereich Internet-Application-Services Gewinne erzielen", gab er sich zugeknöpft - eine schwarze Null im Konzernergebnis könne drin sein. Weniger vage ist das Ziel, das sich die umstrukturierte Infomatec AG für die nächsten fünf Jahre gesteckt hat. Nichts Geringeres als "eines der größten IT-Unternehmen weltweit" wolle man werden und außerdem in Sachen Internet-Anwendungen die Marktführerschaft übernehmen.