Kommentar

Neue Mängel, alte Rivalitäten

08.11.1996

Laut CW-Studie sind Anwender hierzulande noch sehr zurückhaltend beim Einsatz des Intranet als Anwendungsplattform. Eine Ursache dafür mag sein, daß ihnen Internet-Technologien der ersten Stunde, wie HTML, HTTP und CGI als Basis zur Applikationsentwicklung nicht ausreichen. Neue komfortable Werkzeuge wie Borlands "Intrabuilder" oder Netscapes "Livewire" erhöhen aber mit Hilfe von Java und Scriptsprachen die Attraktivität Web-basierter Programmierung und sollten viele der Bedenken ausräumen. Wer bei der internen Anwendungsentwicklung - gerade auf Abteilungsebene - auch weiterhin nur an Visual Basic denkt, ist selbst schuld. Zu offensichtlich sind beim Intranet die Vorteile: Plattformunabhängigkeit und das Ende von Update-Problemen.

Für unternehmenskritische Hochleistungs-OLTP-Anwendungen sind Zweifel an den bestehenden Internet-Technologien berechtigt. Allerdings können prozedurale Entwicklungsmethoden für potentiell weltweit verteilte Applikationen keine Abhilfe schaffen: Zu groß ist ihre Komplexität und zu heterogen das Umfeld. Deshalb wirkt das Internet nicht nur durch Java, sondern selbst durch seine Defizite als Katalysator für Objekttechnologien. Dabei lebt die alte COM- gegen Corba-Rivalität wieder auf.

Während Microsoft gerade dabei ist, seine Desktop-Technologie für verteilte Anwendungen auszubauen, bieten Hersteller auf der Basis des offenen Corba-Standards bereits eine Reihe von Produkten an. Für Anwender dürfte das Intranet daher bald mehr leisten als das Publizieren von HTML-Dokumenten.