Neue Länder entdecken

04.03.2005
Von Diana Ebert

EU-Geld für das Praktikum

So gesehen ist das Programm gerade für Studenten anderer Fachbereiche interessant, die auf diese Weise Erfahrungen im Umgang mit den für ihren Arbeitsbereich relevanten Programmen aneignen können". Auch Hochschulabsolventen aus Fachrichtungen, die derzeit auf dem Arbeitsmarkt ohne IT-Zusatzqualifikationen trübe Aussichten haben, können sich auf diesem Wege die berufsrelevanten IT-Kenntnisse sowie Praxiserfahrung sammeln und ihre sprachlichen und kulturellen Fähigkeiten ausbauen, um die nötigen Pluspunkte für eine Bewerbung zu sammeln. Gerade die interkulturellen Kompetenzen werden im Zuge der Globalisierung zu immer wichtigeren Soft Skills im Arbeitsleben.

Ein Auslandspraktikum ist deshalb eine gute Gelegenheit, Sensibilität gegenüber kulturellen Unterschieden zu entwickeln, um sich auch in fremden sozialen Umfeldern mit dem nötigen Feingefühl durchsetzen zu können. Darüber hinaus bietet es auch internationalen Unternehmen die Chance, deutsche Studenten kennen zu lernen und sich ein Bild von deren Qualifikationen zu machen. Fast unterstützt mit dem Leonardo-da-Vinci-Programm der EU in der Regel das zweite Praxissemester der FH-Studenten nach bestandenem Vordiplom, damit eine angemessene fachliche Basis für ein anspruchsvolles Praktikum vorhanden ist. Aber auch

Professor Bernd Breutmann: "Wir wollen zur Entwicklung eines europäischen Arbeitsmarktes und einer Wissensgesellschaft beitragen."
Professor Bernd Breutmann: "Wir wollen zur Entwicklung eines europäischen Arbeitsmarktes und einer Wissensgesellschaft beitragen."

Universitätsstudenten und Absolventen können sich bewerben. Einen Praktikumsplatz müssen sich die Interessenten selbst suchen.

Mit dem abgeschlossenen Vertrag und einer detaillierten Tätigkeitsbeschreibung können sie sich dann um ein Stipendium bemühen. Die Höhe des Förderbetrags richtet sich nach der Praktikumsvergütung, den Reisekosten, der Miete sowie den Kosten eines Sprachkurses. Um sicherzustellen, dass das Praktikum auch sinnvoll und lehrreich ist, wird ein Vertrag zwischen Fast, dem Unternehmen und dem Praktikanten geschlossen. Hier sind Vergütung, Dauer und Inhalte des Praktikums festgelegt, und das Unternehmen verpflichtet sich, den Praktikanten ordnungsgemäß nach den Qualitätsstandards der Hochschulrichtlinien zur Durchführung von Praktika zu betreuen. "Gerade in diesem Punkt ist uns das Feedback der Praktikanten sehr wichtig", so Breutmann.

Eine Praktikumserfahrung der etwas exotischeren Art machen gerade Hansjörg Ehammer und Simon Menzel, beide diplomierte Holztechniker der FH Rosenheim. Sie hatten sich vorgenommen, nach ihrem Abschluss auf der Suche nach interessanten Praktika und Projekten zwei Jahre lang durch Europa zu reisen - und zwar mit dem Fahrrad. Gesagt, getan. Für ihr "work&travel"-Projekt legten die beiden eine gehörige Portion Selbstvermarktung und Kreativität an den Tag. Sie tüftelten an einer Website, die ihr Projekt präsentieren soll und entwickelten während ihrer Fahrt nach Schweden einen Flyer, der ihre Qualifikationen, IT-Kenntnisse und ihre Motivation darstellt und mit dem sie sich in Schweden bei Industriebetrieben oder Ingenieur-Büros bewerben wollten.

Gelandet sind sie bei dem Projekt "Stockholmsbriggen" - dem Bau eines historischen Segelschiffs auf der Insel Skeppsholmen direkt vor der Küste von Stockholm. Als die beiden dort vorbeiradelten, drückten sie der Baumannschaft ihr Flugblatt in die Hand. Nach einer Woche Arbeiten zur Probe sind sie mittlerweile seit fünf Monaten auf der Brigg, bekommen immer verantwortungsvollere Aufgaben übertragen und werden wahrscheinlich noch bis zum Stapellauf im August Herzblut in das Projekt legen.

Mit dem Fahrrad nach Schweden

Die beiden haben sich sehr schnell in das kleine Team der Stockholmsbriggen integriert, die Arbeit läuft Hand in Hand, die Sprache lernen sie ganz nebenbei. Ihre Unterkunft auf einem nahegelegenen kleinen Schlepper bekamen sie von Kollegen vermittelt und die langen schwedischen Nächte verkürzt Simon sich und seinen Kollegen mit dem Knopfakkordeon.

"Als Simon und ich im Juli in Berlin losgefahren sind, hätten wir nie im Traum daran gedacht, dass wir so ein glückliches Händchen mit unserem Praktikum haben werden. Die Idee, mit dem Fahrrad loszufahren und an verschiedenen Flecken Europas zu arbeiten, hatte uns schon lange begeistert. Das Wichtigste dabei war, die Angst abzulegen, einen Fehler zu machen. Sich nach dem Studium aufs Fahrrad zu setzen und loszufahren, damit kann nicht jeder Personalchef etwas anfangen. Für mich war es der schönste Start ins Berufsleben, den ich mir vorstellen kann."