Schneller produzieren und liefern allein reicht nicht

Neue Konzepte für Mobilität im Verkehr

03.11.2000
Von VON Helga

- Volkswagen sucht Fachleute der Studienrichtungen Wirtschaftsingenieurwesen, Informatik, Wirtschaftsinformatik, Mathematik oder Physik nicht nur im Kernbereich DV/Organisation, sondern auch für die Systemintegration der Geschäftsprozesse zwischen Handel und Hersteller oder für den Ausbau von E-Business und Data-Warehouse-Lösungen. Gute Englischkenntnisse sind neben den fachlichen Qualifikationen eine wichtige Voraussetzung.

Der Wolfsburger Konzern bietet für die Studiengänge Industrie-Automatisierung, Konstruktion und Entwicklung sowie Produktion und Logistik gemeinsam mit der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel kombinierte Ausbildungen an. Abgeschlossen wird jeweils mit Facharbeiterprüfung und Diplom. Für Informatiker gibt es einen derartigen Qualifizierungsweg noch nicht.

Im September dieses Jahres haben die ersten Fachinformatiker mit Schwerpunkt Systemintegration eine klassische duale Berufsausbildung bei VW begonnen. Falls der Mangel an studierten Informatikern anhält, so die Kalkulation der Wolfsburger, können die hoch qualifizierten Facharbeiter nach Abschluss der Lehre in drei Jahren die entsprechenden Aufgaben übernehmen.

- Siemens Automotive Systems in Regensburg sucht Berufseinsteiger, die Elektrotechnik, Informatik, Maschinenbau, Kfz-Elektronik beziehungsweise -Mechanik, Physik, Mikrosystemtechnik, Betriebswirtschaft oder Wirtschaftsingenieurwesen studiert haben. Die Einsatzgebiete reichen von der Softwareentwicklung über die Bereiche Organisation, Information und Applikation bis hin zur Herstellung spezieller Prüfsoftware. Der bayerische Autozulieferer kooperiert mit naturwissenschaftlich-technischen Fakultäten verschiedener Hochschulen - von Regensburg über Aachen bis Darmstadt und Dresden.

- Daimler-Chrysler sucht derzeit rund 3300 Hochschulabsolventen - etwa 70 Prozent sollen einen Ingenieur- oder IT-Abschluss haben. Das Beschäftigungsfeld reicht von Systemplanung und Netzwerkadministration bis zu E-Business, Prozessdesign und Logistik. Der Stuttgarter Konzern bietet interessier- ten Studenten Praktika und Stipendien und bestimmten Hochschulen Gastprofessuren und Sponsorengelder an. Besonders pflegt der Autokonzern die Verbindung zu privaten Hochschuleinrichtungen wie der School of International Management and Technology (SIMT) mit Sitz in Stuttgart und der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung (WHU) in Koblenz. Dort hat Daimler-Chrysler einen Lehrstuhl für Electronic Business gestiftet.

- BMW in München wird vor allem für E-Commerce und verkehrstelematische Anwendungen neue IT-Fachkräfte einstellen. Monika Flor, die für das Recruiting der Young Professionals zuständig ist, bedauert, dass die Informatikstudiengänge "so wenig industrieorientiert sind". BMW brauche keine Programmierer, "sondern Leute, die sich mit Computersprachen auskennen und sie in Projekten anwenden können", formuliert Flor das gesuchte Profil. Das gelte für Maschinenbauer ebenso wie für Elektrotechniker oder Wirtschaftsingenieure. "Wichtig ist, dass die Leute mit Schnittstellen umgehen können. Wir brauchen bereichsübergreifende Produktentwickler, die auch wirtschaftlich denken." Die Recruiterin hat die Erfahrung gemacht, dass sich eine Firma nicht erst bei den Abschlusssemestern an der Uni bekannt machen darf, sondern den potenziellen Fachkräftenachwuchs viel früher durch Praktika oder Werkaufträge gewinnen muss.