Fünf Milliarden Dollar gefordert

Neue Klagen gegen Microsoft wegen Diskriminierung

12.01.2001
SAN MATEO (IDG) - Eine Gruppe aus ehemaligen und noch immer bei Microsoft beschäftigten Angestellten verklagt den Arbeitgeber. Wegen Rassendiskriminierung fordern sie Schadensersatz in Milliardenhöhe.

Willie Gary, ein Anwalt aus Florida, hat im Auftrag von sechs Personen beim Bezirksgericht in Washington D.C. Klage gegen Microsoft eingereicht. Weil sie Schwarze seien, habe man sie bei anstehenden Beförderungen oder Gehaltserhöhungen übergangen, beschweren sie sich. Der Anwalt bezichtigt Microsoft sogar, eine "plantagenartige Mentalität" bei der Behandlung seiner afroamerikanischen Mitarbeiter an den Tag zu legen, und fordert Schadensersatz in Höhe von mindestens fünf Milliarden Dollar.

Die Vorwürfe sind nicht neu: Bereits im Juni 2000 hat der ehemalige Microsoft-Manager Rahn Jackson eine Klage wegen Diskriminierung eingereicht. Trotz seiner 17-jährigen Berufspraxis und achtjährigen Betriebszugehörigkeit seien ihm weiße Kollegen bei Beförderungen vorgezogen worden. Vergangenen Oktober folgte eine Klage von Monique Donaldson, einer früheren Microsoft-Managerin.

Sie warf ihrem ehemaligen Arbeitgeber vor, er bevorzuge weiße Männer gegenüber Schwarzen und Frauen, auch wenn diese über die bessere Qualifikation verfügten.

Anwalt strebt Sammelklage anMicrosoft wehrt sich erwartungsgemäß gegen die Anschuldigungen. Deborah Willingham, Vice President Human Resources bei dem Softwarehersteller, beteuert, das Unternehmen dulde keinerlei Diskriminierung und verschreibe sich "hundertprozentig" der Diversifizierung: "Wir arbeiten aktiv daran, Minderheiten und Frauen einzustellen, fortzubilden und zu fördern." Der Anteil ethnischer Minderheiten an der Gesamtmitarbeiterzahl sei seit 1997 von 16,8 Prozent auf 22,1 Prozent angestiegen. 2,7 Prozent (717 Personen) der US-Belegschaft seien Schwarze. Zu den konkreten Vorwürfen der eingereichten Klage wollte Willingham sich jedoch nicht äußern.

Anwalt Gary möchte vor Gericht durchsetzen, dass die Klage als Gemeinschaftsklage im Namen aller Schwarzen, die jemals bei Microsoft gearbeitet haben oder noch dort beschäftigt sind, anerkannt wird. Eine Entscheidung darüber könnte unter Umständen zwei bis drei Monate dauern. Der Anwalt hofft, dass es innerhalb eines Jahres zur Verhandlung kommt. Ironie am Rande: Der Fall wurde Bezirksrichter Thomas Jackson zugewiesen, der schon im Monopolverfahren des Justizministeriums gegen Microsoft entschieden hatte.