Australischer Wang-Vize fährt schweres Geschütz gegen IBM auf

Neue Informatiker-Generation wird Monopol der IBM brechen

13.10.1989

AUCKLAND - Jahrelang schien die IBM Vorwürfe aus der Ecke der Konkurrenten, sie bediene sich monopolistischer Praktiken, gelassen hinnehmen zu können. Jetzt gerät sie immer stärker ins Kreuzfeuer der Kritik. In der CW-Schwesterpublikation "Computerworld New Zealand" führt ein Wang-Manager schweres Geschütz gegen Big Blue auf. Der folgende Bericht faßt die wichtigsten Passagen des Artikels zusammen.

IBMs Machtposition wird ins Wanken geraten. Diese Prognose wagt Mike Clarkins, Wang-Vizepräsident in Australien, der für die neunziger Jahre erwartet, daß sich die Anwender aus dem "Würgegriff der IBM" lösen können. Seine Hoffnungsträger: junge, akademisch gebildete Informationsmanager, die der IBM-hörigen Einkaufspolitik heutiger DV/Org.-Chefs ein Ende bereiten.

"Big Blues Gehirnwäsche bei vielen Entscheidern ist dafür verantwortlich," so der Wang-Manager, "daß in Australien heute viele Banken, Industrieunternehmen und öffentliche Verwaltungen ausschließlich mit IBM-Equipment ausgestattet sind." Angebote anderer EDV-Anbieter würden von diesen Organisationen kaum wahrgenommen.

Nach Ansicht des Branchenkenners unterstützen "DV-Manager der alten Schule" die Monopolstrategie von IBM, weil sie deren Ankündigungs- und Vertröstungspolitik entweder nicht durchschauen oder einfach hinnehmen. Die Folgen dieser Hinhaltetaktik seien vielerorts schon absehbar: Unternehmen müssen ihre unzureichenden IBM-Großrechnersysteme als Entschuldigung dafür anführen, DV-technische und damit auch unternehmensweite Probleme nicht mehr in den Griff zu bekommen. Clarkins prognostiziert, daß Betriebe, die sich vollständig auf die IBM-Produktphilosophie eingelassen haben, in Zukunft schwer in die Bredouille geraten werden.

Viele der gegenwärtig Verantwortlichen in den DV-Abteilungen seien von "IBM-Technokraten" dahingehend manipuliert worden, nur noch in IBM-Anlagen zu investieren und andere, weitaus günstigere und leistungsfähigere Angebote zu ignorieren. Häufig haben sich nach Einschätzung Clarkins' diese Firmen durch unternehmensinterne Entscheidungen an Big Blue gebunden. Nun müßten sie auf angekündigte Produkte warten, die schon längst in der Produktpalette anderer Anbieter zu finden seien.

Branchenriese schleust Interessenvertreter ein

Wer aber fällt die Entscheidungen in den Unternehmen? Vielfach schleust der Branchenriese, so Clarkins, Interessenvertreter - meist in Gestalt ehemaliger Top-Mitarbeiter - in die Entscheidungsgremien der einzelnen Unternehmen ein und versucht so, seinen künftigen Absatz zu sichern.

"Der Monopol-Rechtsstreit, dem sich IBM in den Vereinigten Staaten stellen mußte, hat gezeigt, welche Schwierigkeiten die DV-Strategen in den Unternehmen haben, die Macht des Monopolisten und seiner vielfältigen Manipulationen wirklich zu begreifen." Clarkins verdeutlicht die einmalige Sonderstellung der IBM an einem Beispiel: In jedem anderen Wirtschaftszweig, ob in der Öl-, Automobil- oder Finanzindustrie, sei der Abstand zwischen dem größten und zweitgrößten Unternehmen weitaus geringer als in der Computerwelt, wo DEC noch Welten von der IBM entfernt sei.