Gewerkschafter beklagen mangelnde Verhandlungsbereitschaft

Neue HP streicht 1100 Stellen in Deutschland

26.07.2002
MÜNCHEN (CW) - Die Verantwortlichen von Hewlett-Packard wollen nach der Fusion mit Compaq knapp 13 Prozent der insgesamt rund 8500 Arbeitsplätze in Deutschland einsparen. Vertreter der Gewerkschaften kritisieren, das Management sei nicht bereit, über Alternativen zu verhandeln.

Bei Hewlett-Packard, das etwa 5900 Mitarbeiter in Deutschland beschäftigt, sollen rund 560 Angestellte ihren Hut nehmen. Das aufgekaufte Unternehmen Compaq wird nach Planungen der Geschäftsführer knapp 400 seiner 1800 Stellen streichen. Darüber hinaus fallen über 100 Arbeitsplätze in Compaqs Münchner Europa-Zentrale weg. Heribert Schmitz, alter und neuer Geschäftsführer von HP in Deutschland, will die Stellen über Altersteilzeitregelungen und ein freiwilliges Abfindungsprogramm abbauen. Betriebsbedingte Kündigungen sollen vermieden werden. Es sei ferner nicht geplant, Standorte zu schließen. Allerdings würden in einzelnen Städten Niederlassungen zusammengelegt.

Sibylle Wankel von der Bezirksleitung der IG Metall in Bayern bezweifelt jedoch, dass der Stellenabbau ohne Kündigungen funktionieren wird. Gerade bei Compaq sei nach den Stellenstreichungen vor einem halben Jahr kaum jemand bereit, gegen eine Abfindung auszuscheiden. Damals hätten über 300 Beschäftigte das Unternehmen verlassen. Außerdem habe das HP-Management betriebsbedingte Kündigungen bislang nicht kategorisch ausgeschlossen.

Am 17. Juli protestierten einige hundert Mitarbeiter an verschiedenen deutschen Standorten gegen den geplanten Stellenabbau. Gewerkschafter und Betriebsräte übergaben der Firmenführung in München am Rande einer Aufsichtsratssitzung eine Unterschriftenliste, in die sich über zwei Drittel der Compaq-Mitarbeiter eingetragen hatten. Sie forderten das Management auf, Verhandlungen über die Rahmenbedingungen der Integration aufzunehmen. Bislang würden die Compaq-Beschäftigten als Mitarbeiter zweiter Klasse behandelt, schimpft Christian Brunkhorst, Vorsitzender des Compaq-Gesamtbetriebsrats. Wenn dies so weitergehe, werde die Fusion in Deutschland scheitern. "Von uns wird erwartet, dass wir Vorschläge akzeptieren. Zu Verhandlungen im eigentlichen Sinne kommt es nicht."

Welche Bereiche künftig mit weniger Mitarbeitern auskommen müssen, steht bislang nicht eindeutig fest. Aus Firmenkreisen heißt es jedoch, dass die Server- und Storage-Sparte, die Softwareentwicklung sowie das Outsourcing- und Dienstleistungsgeschäft von den Streichungen ausgenommen werden sollen. Auch der Drucker- und Bildbearbeitungsbereich von HP soll weitgehend unangetastet bleiben. Damit dürften in erster Linie die Bereiche Administration und Vertrieb von den anvisierten Kürzungen betroffen sein. Während des laufenden Geschäftsjahres 2002 bleiben beide Unternehmen in Deutschland rechtlich noch getrennt. Erst ab dem 1. November 2002 werden sie unter dem gemeinsamen Dach von HP zusammengeführt.

Entlassungen stoßen auf Unverständnis

Weltweit will HP rund zehn Prozent seiner zusammen mit Compaq 150000 Köpfe zählenden Belegschaft abbauen. In Europa sollen etwa 5900 Stellen wegfallen. Davon sind in Frankreich und Großbritannien jeweils rund 1400 Arbeitsplätze betroffen. Christophe Hagenmuller, ein französischer Arbeitnehmervertreter aus Annency, zeigte sich überrascht angesichts dieser Zahlen. "Wir waren geschockt und verstehen nicht, warum sie das tun." (ba)