Neue High-end-Rechner als Datenbankserver Compaq und Oracle wollen in IBMs AS/400-Revieren wildern

16.09.1994

BARCELONA (qua) - Als dedizierte Datenbankmaschinen hat die Compaq Computer Corp., Houston, Texas, die juengsten Mitglieder ihrer "Proliant"-Familie konzipiert. Die neuen Modelle sind mit einem festverdrahteten "Transaction Blaster" ausgestattet, der auf das Datenbanksystem Oracle 7.1 abgestimmt wurde.

Mit einem aehnlichen Konzept feierte vor Jahren schon die IBM einen ihrer groessten Erfolge. Die /38 und deren Nachfolgerin, die AS/400, liessen mit teilweise hardwareseitig implementierter Datenbankfunktionalitaet viele Konkurrenten alt aussehen.

Auch Compaq und Oracle bruesten sich mit rekordverdaechtigen Leistungsdaten. Der mit vier 100-MHz-Pentium-Prozessoren bestueckte "Proliant 4000 Modell 5/100" ist laut Anbieter in der Lage, mehr als 600 Transaktionen in der Sekunde (tps) abzuarbeiten. Wer es weniger eilig hat, kann auf eine der beiden mit 90 MHz getakteten Maschinen ausweichen: den ebenfalls mit vier parallelgeschalteten CPUs ausgestatteten "Proliant 4000 5/90" oder das Doppelprozessoren-Modell "Proliant 2000 Modell 5/90".

Die drei neuen Compaq-Server sind nicht nur im Tower-Design, sondern auch als Einschuebe fuer 19-Zoll-Schraenke zu haben.

Erwartungsgemaess verwandte Compaq fuer die voraussichtlich zum Jahresende verfuegbaren Datenbankmaschinen Intel-Prozessoren der Pentium-Reihe. Eigenen Angaben zufolge betrachtet Compaq den Chipgiganten auch in den kommenden Jahren als seinen "bevorzugten Lieferanten". Allerdings raeumten die Texaner ein, dass es Meinungsverschiedenheiten zwischen Compaq und Intel gegeben habe.

Einem Beitrag der "Financial Times" zufolge ist Compaq aus mehreren Gruenden nicht sonderlich gut auf Intel zu sprechen. Zum einen gehe die Intel-inside-Kampagne des Chipherstellers zu Lasten des eigenen Markennamens. Zweitens komme Intel dem Grossabnehmer preislich zu wenig entgegen. Darueber hinaus trete Intel mit seinen eigenen Rechnern in Konkurrenz zu Compaq.

Das Management von Compaq unternahm gar nicht erst den Versuch, den Bericht des Wirtschaftsblattes zu dementieren. Allerdings betonte Gary Stimac, Chef der Systems-Division, Compaqs Kritik richte sich nicht gegen das Preis-Leistungs-Verhaeltnis der Intel- Chips.

Neben der Partnerschaft mit Intel pflegt Compaq eine Reihe von Softwarebuendnissen. Im Rahmen seines "Smart-start-Konzepts" kooperiert der Hersteller mit den Betriebssystem-Anbietern Microsoft, Novell, IBM und SCO, unter deren Produkten der Proliant-Kunde waehlen kann. Er erhaelt alle vier Betriebssysteme auf CD-ROM. Hat er sich fuer eines entschieden, so fordert er bei Compaq den Schluessel dafuer an.