L

Neue Gleise in bekanntem Terrain

12.02.2003
Von Hermann-Josef Lamberti
„Entweder Deutsche-Bank-Vorstand oder Lokomotivführer“ - so lautet seine Antwort auf die Frage, was er als Kind denn habe werden wollen. Das mit dem Lokführer hat nicht geklappt, aber darüber dürfte sich Hermann-Josef Lamberti nicht allzu sehr grämen.

Lambertis Lebenslauf ist der Prototyp einer „Traumkarriere“: Nach einem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Köln und Dublin arbeitete er sich bei Touche Ross in Toronto und bei der Chemical Bank in Frankfurt am Main in Wirtschaftsprüfung und Controlling sowie in das Projekt-Management ein. 1985 stieß der 29-Jährige als Management-Trainee zur IBM Deutschland GmbH, wo er zwölf Jahre lang Stufe um Stufe em-porstieg. Vom Vertrieb für Banken und Versicherungen über das Management der Personal Software Division schaffte er es bis in die Geschäftsführung, deren Vorsitz er 1997 übernahm.

Knapp zwei Jahre später hängte der höchste deutsche IBM-Manager seinen hoch dotierten Job an den Nagel. Über die Gründe ist viel spekuliert worden. Lamberti selbst deutet an, dass ihm seine Arbeit bei der IBM keine Freude mehr bereitet habe. Weit mehr als Prestige und Bezahlung zähle für ihn die Möglichkeit, „neue Wege zu öffnen, andere Menschen mitzureißen und Ideen zum Durchbruch zu verhelfen“. Da musste es ihm sauer aufstoßen, als die IBM-Zentrale ihre Landesgesellschaften härter an die Kandare nahm.

Die sprichwörtliche neue Herausforderung fand Lamberti bei der Deutschen Bank. Dort konnte er seine beiden Know-how-Bereiche - das Finanzgeschäft und die Informationstechnik - zu-sammenführen. Schon kurz nach seinem Eintritt in das weltgrößte Finanzhaus rückte er 1999 als Chef des Unternehmensbereichs Global Technology & Service in den Vorstand der Deutschen Bank AG ein. Das ist wahrlich eine hübsche Alternative zum ehemaligen Traumberuf aller kleinen Jungen!

Mountainbike statt Golfschläger 

Nach der Neuorganisation des Bankkonzerns im vergange-nen Jahr zeichnete Lamberti zur Überraschung vieler auch für das gesamte Privatkundengeschäft verantwortlich. In die Entscheidung für eine Auslagerung der Deutsche-Bank-IT an IBM Global Services war er als CIO maßgeblich involviert. Den vorerst letzten Karriereschritt unternahm der heute 46-Jährige, als er kürzlich den Titel Chief Operating Officer erhielt und in das Group Executive Committee des Finanzdienstleisters berufen wurde.

Daneben bekleidet Lamberti ein weiteres wichtiges Amt: Er organisiert den hausinternen Golf-club. Dabei betreibt er selbst den grünen Sport höchst selten, wie er einräumt. Er ziehe es vor, seine knappe Freizeit mit seiner Frau und den beiden achtjährigen Söhnen zu verbringen. Frische Luft tanke er ohnehin lieber beim Montainbike- oder Skifahren und - weniger gern - beim Joggen: „Dazu zwingt mich meine Frau ab und zu.“


Zur Person

Mit erst 46 Jahren hat Hermann-Josef Lamberti bereits zwei Spitzenpositionen in der deutschen IT-Landschaft bekleidet: Von 1997 bis 1998 war er Geschäftsführer der IBM Deutschland GmbH, seit 1999 als Vorstandsmitglied der Deutschen Bank.