Neue Speichertechnologien/Enterprise Storage bei der R+V Versicherung

Neue Funktion: Konsolidierende Speicher in heterogener Umgebung

28.08.1998

Durchgängigen und von der Rechnerplattform unabhängigen Datenzugriff, rasche und sichere Migration von Daten bei Systemwechseln sowie unterbrechungsfreien Produktionsbetrieb selbst im Katastrophenfall verlangen viele Unternehmen beim Wechsel auf neue Speichersysteme. Die R+V Versicherung wollte außerdem die Datensicherheit verbessern und in einem Zug mit den neuen Speichern eine isolierte Umgebung für Testläufe und Simulationen schaffen. Die anstehenden Jahr-2000-Tests waren dafür der aktuelle, mittelfristig aber sicher nicht der einzige Grund. Wegen alledem war zusätzliche Speicherkapazität in erheblichem Umfang erforderlich.

Ganz oben im Pflichtenheft der neuen Systeme stand ihre Funktion als konsolidierende Speicherlösung in einer heterogenen Umgebung. Parallel zu unterstützen waren IBM-Mainframes unter OS/390, Server vom Typ RS/6000 SP unter IBMs Unix-Derivat AIX sowie eine Client-Server-Architektur mit Windows NT. Im Auswahlverfahren stellte sich heraus, daß der Hersteller EMC die geforderten Funktionen einsatzreif anbieten konnte. Für diesen Anbieter sprach zudem der modulare Aufbau seiner Speicherarchitektur, wodurch technische Verbesserungen im Detail relativ einfach in bereits installierte Produkte einfließen können. Die Speicherkapazitäten können flexibel auf die verschiedenen Plattformen verteilt werden.

Der Testbetrieb der Symmetrix-Speichersysteme von EMC begann im Sommer 1997; nach zwei Monaten gab es grünes Licht für die Investition, und im November ging der Produktionsbetrieb auf die neuen Speicherlösungen über. Sie bilden heute den Mittelpunkt der Enterprise-Storage-Lösung bei der R+V: Systeme der Produktreihen "5430" und "5700" stellen zusammen rund 2,5 TB Daten für die Produktion im Großrechnerkomplex zur Verfügung, weitere 750 GB verteilen sich auf Systeme von IBM und Comparex. Unabhängig davon bilden 2,6 TB die Großrechnerumgebung für den Jahr-2000-Test. Für die Betriebssysteme AIX und Windows NT wurde durch "3430"-Systeme eine Kapazität von 3 TB bereitgestellt.

Erfahrungsgemäß ist die Datenübernahme bei Systemwechseln nicht unproblematisch. Ungefähr 3 TB Daten mußten sicher hinübergeschaufelt werden. Für diese Aufgabe ließ sich ein Softwarewerkzeug des Speichersysteme-Herstellers einsetzen, die "Symmetrix Data Migration Services" (SDMS). Aus Zeit- und Sicherheitsgründen erfolgte die automatisierte Migration bei ruhendem Betrieb und war in wenigen Stunden erledigt.

Die R+V Versicherung operiert mit zwei Rechenzentren, die ein paar hundert Meter voneinander entfernt und via Glasfaser miteinander verbunden sind. An beiden Standorten sind Prozessor- und Speicherressourcen gleichmäßig verteilt; die Produktionssysteme laufen über bidirektionale Spiegelungen im gegenseitigen Backup-Betrieb. Temporäre und lokal zuzuordnende Daten werden nicht gespiegelt. Die mit der Softwarelösung "Symmetrix Remote Data Facility" fernkopierten Main- frame-Daten jedoch sorgen dafür, daß selbst bei Totalausfall eines Standortes innerhalb weniger Stunden der Betrieb wieder aufgenommen werden kann. Die bidirektionale Spiegelung bewirkt zudem eine gleichmäßige Auslastung der Speichersysteme und damit eine verbesserte Performance. Durchhänger bei Spitzenlast werden vermieden. Sobald Unix- und NT-Server auch am zweiten Standort komplett installiert sind, werden auch die Daten dieser Plattformen bidirektional gespiegelt. Bis dahin wird ein unidirektionales Verfahren eingesetzt.

Mit redundanten Rechenzentren und durch Plattenspiegelung beiderseits stets aktuellen Datenständen ist heute ein hohes Maß an Sicherheit zu erreichen. Mit konsistenten, plattformübergreifenden Backups und der Fibre-Channel-Technologie für den Anschluß von Servern an die Speichersysteme wird sich das Gesamtsystem noch weiter verbessern lassen.

Angesichts der zunehmenden Speicherdichte von Magnetbändern und der Einführung von Stacking-Verfahren werden auch im Magnetbandbereich Raid-ähnliche (Raid = Redundant Array of Independent Disks) Verfahren gefordert. Die Spiegelung der Bänderdaten in ein räumlich entferntes Sicherheitsarchiv ist eine der wichtigsten anstehenden Aufgaben.

Unternehmen

In ihrer Branche zählt die R+V Versicherung mit ihren rund 11500 Mitarbeitern zu den Großen. Das gesamte Beitragsvolumen liegt bei 9,0 Milliarden Mark, die Zahl der Verträge bei 13,1 Millionen. Die R+V Versicherung gehört zum Finanzverbund der Volksbanken und Raiffeisenbanken und ist in allen Sparten der Lebens-, Kranken- und Sachversicherung aktiv. Sitz der Zentralverwaltung ist Wiesbaden.

Angeklickt

Bei der R+V Versicherung wurde im Zentralressort Informationssysteme im Zuge einer Umorganisation die Verantwortung für Rechner und Speichersysteme plattformübergreifend in eine Hand gelegt. Man wollte für mehr Sicherheit sorgen und technische Synergieeffekte nutzen. So sollten zum Beispiel für den Jahr-2000-Test, losgelöst vom produktiven Betrieb, Simulationen mit einem isolierten Datenbestand realitätskonform durchgespielt werden.

Dr. Dietrich Schaupp ist Leiter der Abteilung Systemtechnik bei der R+V Versicherung, Wiesbaden.