Wer hilft bei der Kapitalsuche?

Neue Finanzierungsideen für IT-Gründer

15.01.2014
Von 
ist freier Journalist in Bonn.

Verbündete im Netz suchen

Den Charme dieses Finanzierungsformats für Gründer beschreibt United-Equity-Chef Porger: "Das Verfahren ist für die Gründer unkompliziert. Innovative Unternehmer können hier ihre Story verkaufen." Statt wie bei einer Bank als Bittsteller aufzutreten, gehen sie ins Netz und suchen Verbündete für ihre Wachstumsgeschichte. "Das Geld kommt meist von Leuten, die das Geschäft kennen - und eine interessante Anlage suchen." Das Bagger-Investment etwa bringt den Anlegern einen Zinssatz von 5,5 Prozent. Das ist deutlich mehr, als ein Festgeldkonto bei einer Bank abwirft. Allerdings ist auch das Verlustrisiko höher: Wenn die finanzierte Investition ein Flop wird, ist das Geld mit hoher Wahrscheinlichkeit weg. Diese Botschaft allerdings haben die Baggerfinanzierer verstanden. Sie beteiligten sich mit durchschnittlich 640 Euro bei Doms. Bei so einer Summe ist das Risiko beherrschbar.

Adrian Porger, Geschäftsführer der Crowdfunding-Plattform united-quity.de: "Manchmal steht die Finanzierung innerhalb von wenigen Tagen."
Adrian Porger, Geschäftsführer der Crowdfunding-Plattform united-quity.de: "Manchmal steht die Finanzierung innerhalb von wenigen Tagen."
Foto: united-equity.de

Als Aike Baumann auf Geldgeber-Suche ging, war ihr klar, dass sie ihre Finanzierung auf mehrere Beine stellen würde. Das Ersparte aus vorheriger Berufstätigkeit bildete den Grundstock. Ergänzend kam ein Kanal hinzu, den viele IT-Gründer nutzen: In der Branche ist er als "Friends & Family" bekannt. "Das Netzwerk aus Freunden und Familie wird eingeladen, sich mit überschaubaren Einzelbeträgen an der Gründung zu beteiligen", erläutert HHL-Professor Stubner das Finanzierungsformat. Um ihr Gründerkapital weiter aufzufüttern, wandte sich die Hamburger Unternehmerin auch an verschiedene Banken. Sie machte Termine, stellte ihr Konzept vor und lenkte das Gespräch auf einen Gründerkredit. Die Ergebnisse waren durchwachsen. Die Großbanken interessierten sich offenbar nicht für die Finanzierung eines Startups. Anders sah das Bild bei Sparkassen und Volksbanken aus. Hier kam sie nach einigen Vorgesprächen weiter - und schloss schließlich einen Finanzierungsvertrag ab: Über die Bank erhielt sie Zugang zu einer zinsgünstigen Gründerfinanzierung der KfW.

Für die Gründerin von Jiayoo war dieser Weg ideal. "Ich wollte als Sologründerin starten und erst einmal unabhängig bleiben", sagt Aike Baumann. Ihren Aufbruch als digitaler Helfer für Unternehmer auf den Weg in den chinesischen Markt wollte sie selbst gestalten, ihre Idee ohne den Eingriff von Dritten zur Reife bringen. Deshalb wählte sie den Weg über die Gründerfinanzierung über das Geldhaus. "Die Bank gibt die Finanzierung, der Gründer zahlt dafür Zinsen", so lautet die Grundlage für den typischen Kredit.

Firma läuft, Finanzierer sind zufrieden

"Jetzt haben wir gerade die zweite Finanzierungsrunde abgeschlossen", freut sich Ulrich Beckmann von Data Virtuality.

Das Leipziger Startup befindet sich im Aufwind. Fünf Unternehmenskunden hat der Software-Dienstleister an Bord, drei befinden nach seinen Aussagen im Anmarsch. Das Portal Windeln.de etwa lässt über die neue Software von Data Virtuality sein Data Warehousing organisieren.

Die erste Finanzierungsrunde fand im Jahr 2012 statt: Vom Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS) und dem High-Tech Gründerfonds (HGTF) sammelten sie je 500.000 Euro ein - in Form einer Beteiligung am Eigenkapital. Als immaterielle Mitgift bekamen sie die Kompetenz der Finanzierer. Mit ihren Gründern sind die Investoren so zufrieden, dass beide auch zur zweiten Finanzierungsrunde antraten.

Geldgeber sitzen im Beirat

Andere Wege ziehen mehr Mitsprache nach sich. Sören Schuster etwa gebietet über die Gründerfinanzierung des Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS). Hier werden hauptsächlich von der EU und dem Land bereitgestellte Mittel unter die Gründer gebracht, drei regionale Sparkassen sowie die Landesbank Baden-Württemberg treten als Co-Finanzierer auf Fondsebene auf. "Wir geben Eigenkapital, steigen als Minderheitsgesellschafter in Startups ein", beschreibt der TGFS-Geschäftsführer die Agenda. Seine Spezialität sind die Seed-Finanzierungen ("Seed" steht, wörtlich übersetzt, für "Saat", Anm. d. Red.), hier kommen Gründer in einer sehr frühen Phase ihres Projekts an Kapital. "Meist sind wir schon dabei, wenn eine Idee noch ganz am Anfang steht", sagt Schuster. Der Gründer sollte seinen Geldgebern allerdings plausibel machen können, dass er innerhalb von 18 Monaten ein verkäufliches Produkt auf die Beine stellen kann.

Sören Schuster, Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS): "Wir geben Eigenkapital und steigen als Minderheitsgesellschafter ein."
Sören Schuster, Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS): "Wir geben Eigenkapital und steigen als Minderheitsgesellschafter ein."
Foto: Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS)

Die Finanzierung über den Technologiegründerfonds Sachsen oder seine Pendants in anderen Bundesländern folgt einem bestimmten Muster: "Der Gründer bekommt Investitionsmittel. Im Gegenzug gibt er Teile seines Unternehmens und damit seines persönlichen Gewinns ab und räumt den Gesellschaftern Mitspracherechte ein", erläutert der TGFS-Chef den Deal. Der neue Gesellschafter wird damit zum Mitgestalter des Unternehmens: So bringen die Kapitalgeber häufig ihre Kontakte ein, stehen mit Rat und Tat zur Seite und ziehen meist in den Beirat oder den Aufsichtsrat ein - ohne allerdings Aufgaben im operativen Geschäft zu übernehmen.