Multiprotokoll-Backbones als Zukunftsperspektive

Neue Bridge-Komponenten zur Einbindung von SNA-Einheiten

08.02.1991

FRAMINGHAM - (IDG) - Beim Aufbau von Backbones ist die Einbindung von SNA-Equipment aufgrund seines technischen "Eigenlebens" weiterhin keine Selbstverständlichkeit. Jüngste Aktivitäten einzelner Hersteller wie Cisco Systeme und Wellfleet Communications deuten jedoch darauf hin, daß der Markt für einschlägige Router- und Bridge-Produkte bald mehr in Bewegung gerät.

IBM-Anwender sind heute vielfach noch darauf angewiesen, SNA-Daten über ein getrenntes Netzwerk abzuwickeln. Demgegenüber würde ein einziges Multiprotokoll-Backbone eine ganze Reihe von Vorteilen bieten, angefangen von einer Kostenersparnis über verbesserte Routing-Möglichkeiten bis hin zu größeren Bandbreiten für die SNA-Kommunikation. Nach Angaben von Chris Brown, Telekommunikations-Spezialist bei Analog Devices in Norwood, können in einer SNA-Backbone-Umgebung insbesondere durch den Verzicht auf verschiedene Routing-Möglichkeiten, Probleme erwachsen.

Gängige Brücken und Router schaffen hier bedingt Abhilfe. So sind diese Komponenten in der Lage, SNA-Daten auf die Belange andere Protokolle wie das leichter routbare Control Protocol/Internet Protocol zuzuschneiden, LAN-Protokolle in IP-Paketen zusammenzufassen oder aber sie unterstützen SNA-Systeme mit IBM-Source-Routing-Verfahren in Token-Ring-Netzen. Als Anwender kommen insbesondere Unternehmen in Betracht, die auf lange Sicht Cluster-Controller oder Front-end-Prozessoren für ihre Token-Ringe anschaffen wollen.

Die Realität sieht aber gegenwärtig häufig so aus, daß in den Firmen bereits oft SNA-Einheiten vorhanden sind, wobei aber die Anschlußmöglichkeiten an lokale Netze noch fehlen. Die beiden Anbieter Cisco Systems und Wellfleet Communications stellen jetzt doch ein nicht näher beschriebenes Feature zur direkten Anbindung von synchronen Systemen wie den IBM-Cluster-Controllern oder Front-end-Prozessoren an die eigenen Brücken oder Router in Aussicht.

"Ich denke, daß ist die beste News, die ich seit langer Zeit gehört habe", erklärt Brown. Er geht davon aus, daß auf diese Weise das SDLC-Handling revolutioniert werde. Analog Devices ersetzt zur Zeit kleine Mainframes in Norwood und Wilmington durch einen Großrechner in Norwood. Um für die Terminal-Benutzer in Wilmington die gewohnten Antwortzeiten zu gewährleisten, installierte das Unternehmen Token-Ringe und Wellfleet-Router zum Support , von 3174-Cluster-Controllern. Die beiden Standorte sind via T1-Links mit einander verbunden.

Die jetzt verfolgte Token-Ring-Strategie kann jedoch nicht sämtliche Schwierigkeiten lösen. So verfügt Analog Devices über RJE-Drucker in einer irländischen Niederlassung. Um den Rückgriff auf zwei internationale Datenleitungen zu vermeiden, will die Gesellschaft das sogenannte "Transparent Synchronous Pass Through Feature", ebenfalls eine Wellfleet-Entwicklung, einsetzen. Auf diese Weise lassen sich pro Monat 9000 Dollar einsparen.

Robin Layland, Engineering-Berater bei der Travelers Corporation in Hartford, betonte in diesem Zusammenhang, daß

Hilfsmittel wieder Transparent-Modus oder der ihm vergleichbare SDLC-Transport von Cisco zu Leitungskosten-Reduzierungen und Performance-Verbesserungen führen, wenn Betriebe LANs zur SNA-Unterstützung installieren.

Er gehe davon aus, daß man die Idee, LAN-Internets zum Support von SNA oder anderen Protokollen zu schaffen, rasch aufgreife. Nach Laylands Auffassung werden zudem Brücken und Router künftig ihr "Gesicht" verändern, indem sie bisher im Rahmen von IBMs Network Control Program (NCL) abgedeckte Funktionen wie die Fehlersuche übernähmen.

Als weiterer Trend deutet sich auch an, daß Anbieter wie Wellfleet, Cisco Vitalink oder IBM im Endeffekt an SDLC und Source-Routing-Verfahren festhalten wollen, selbst wenn sich Nachteile wie ein Overhead an Nachrichten in großen Netzen, ergeben können. Nach Angaben von Don Listwin ist es im Rahmen dieser Philosphie auch denkbar, daß remote installierte Front-end-Prozessoren künftig SNA-Routing-Aufgaben an die Bridges abgeben.