IoT-Roundtable

Neue B2B-Geschäftsmodelle: Evolution oder Disruption?

11.08.2017
Von 
Christiane Pütter ist Journalistin aus München.

Daten statt Geld verdienen

Gerade dieses Beispiel aber zeigt, worum es künftig gehen wird. Rohrmann formuliert das so: "Neue Geschäftsmodelle sollen Daten verdienen statt Geld!" Er denkt etwa an den Rauchmelder, der nicht nur die Rauchentwicklung in der Luft misst, sondern auch die Konzentration an Schimmelsporen. Schon geht es nicht mehr nur um Feuerschutz, sondern auch um Gesundheitsthemen. Kommentar von Gerhard Lesch, IoT Business Development bei Intel: "Die Macht der Daten ermöglicht unglaublich viele neue Geschäftsmodelle!" Sein Tipp an Entscheider in den Unternehmen: Mit überschaubaren Proofs-of-Concepts starten, die aber einen konkreten Business-Nutzen haben müssen, und den Roll-Out in die Fläche gleich mitdenken.

Gerardo Labrador Solar, AT&T, und Andreas Hein, Capgemini, waren sich in der Diskussion nicht immer einig.
Gerardo Labrador Solar, AT&T, und Andreas Hein, Capgemini, waren sich in der Diskussion nicht immer einig.
Foto: Michaela Handrek-Rehle

Doch wer sind diese Entscheider? "Da gibt es den CIO, den Chief Digital Officer (CDO) und den Chief Security Officer (CSO)", zählt Labrador Solar auf. "Und immer öfter haben wir direkt mit dem Fachbereich zu tun." Das ist auch gut so, bestätigt die Runde. Denn wer End-to-End denken will, muss Silostrukturen aufbrechen. Wolfgang Klimt, Prokurist bei Consol Consulting, kann nur raten: "Man sollte die Leute zusammenbringen, die normalerweise nicht miteinander reden. Mitarbeiter aus Fertigung und IT zum Beispiel. Dann gibt man ihnen sechs Monate Zeit!" SAS-Manager Rohrmann schmunzelt: "Aber geben Sie denen kein Geld! Sobald das Team ein Budget kriegt, läuft oft schon was falsch!" Einfach deswegen, weil es dann um Ziele und Vorgaben geht. Das schadet offenbar der Experimentierfreude und damit der Innovationsfähigkeit.

Kontinuierliche datengetriebene Innovation

Einen weiteren Aspekt bringt Sebastian Hild ein. Der Principal Solution Specialist bei Microsoft empfiehlt, nicht von "IoT-Projekten" zu sprechen. "Ein Projekt hat einen Anfang und ein Ende", erklärt er. "Was Unternehmen brauchen, ist ein Schwungrad für kontinuierliche, datengetriebene Innovation!" Automobilhersteller beispielsweise könnten es sich heute nicht mehr leisten, alle acht Jahre ein neues Modell auf den Markt zu bringen. Der Verbraucher will ständig Verbesserungen sehen, und diese können nur Data Analytics generieren.

Michael Schenk, Oracle, und Thomas Rohrmann, SAS
Michael Schenk, Oracle, und Thomas Rohrmann, SAS
Foto: Michaela Handrek-Rehle

Stichwort Autobauer: Die Diskussionsteilnehmer erwarten, dass künftige Verbrauchergenerationen nicht mehr "einen Audi" oder "einen BMW" kaufen werden, sondern das Fahrzeug, das sie am einfachsten und bequemsten von A nach B bringen wird. Hinzu kommt: Die klassischen Hersteller erhalten neue Konkurrenz durch innovative Anbieter wie Uber. So wie die einst erfolgsverwöhnten Hotels durch Dienste wie AirBnB.

Christian Pereira, Q-Loud, und Gerardo Labrador Solar, AT&T.
Christian Pereira, Q-Loud, und Gerardo Labrador Solar, AT&T.
Foto: Michaela Handrek-Rehle

Wobei Christian J. Pereira gar nicht nur über die bekannten Größen der deutschen Wirtschaft sprechen will. Der Geschäftsführer von Q-loud (QSC) ist viel für den Mittelstand tätig. Und diesen will er nicht unterschätzt sehen: "30 Prozent meiner Kunden haben einen CDO eingesetzt", sagt er. "Blockaden gegen das IoT bestehen nicht im Management. Sondern auf den Ebenen weiter unten." Michael Schenk, SCM Sales Representative von Oracle, kennt das von seinen Kunden: "Technisch ist alles machbar, aber das Internet of Things berührt Kulturfragen in den Unternehmen. Es erfordert einen Change." Und bei dem orientiert man sich am Besten an den Methoden des Design Thinking, rät Avanade-Managerin Sondermann.