Neue Aufbruchstimmung im Web

30.08.2006
Von Jürgen Liebherr

Mit dieser Meinung steht Tietjen nicht allein. Viele Köpfe der Web-2.0-Szene treibt eine Mischung aus "Social Web Spirit" und Business-Know-how. Martin Röll, Berater im Bereich Social Software, schreibt in seinem Insider-Blog: "Web 2.0 ist nicht für Geschäftsmodelle entstanden. Menschen (und sogar Unternehmen) tun alle möglichen Dinge auch ohne Geschäftsmodell." Dabei sei die Frage nach der Bedeutung von Web 2.0 für das eigene Unternehmen oft wichtiger als die Frage, wie sich damit Geld verdienen lasse.

Bubble 2.0?

Dennoch bleibt die Frage, ob bei aller Web-2.0-Euphorie nicht manchem neuen Internet-Unternehmen mangels realer Verdienstmöglichkeiten die Luft ausgehen wird. Wird eine weitere Dotcom-Blase platzen? Harald Summa, Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Internetwirtschaft (eco), sieht hier wenig heiße Luft: "Hinter dem Web 2.0 stehen ja anscheinend wirkliche Bedürfnisse - sowohl der Privatpersonen als auch der Unternehmen." Zudem handle es sich bei den neuen Internet-Firmen nicht um Newcomer, die nur aus dem Business-Plan heraus lebten, sondern meist um erfahrene Unternehmen mit einem Proof of Concept und hinreichender Finanzierung.

Selbst der von vielen als "heißluftig" eingeschätzte 580-Millionen-Dollar-Deal von Rupert Murdoch scheint aufzugehen: Google wird MySpace in Zukunft die Anzeigenkunden liefern und dort seine Suchtechnik integrieren. Dafür zahlt Google 900 Millionen Dollar an Murdoch.