Neue Adressen

17.11.1995

Geaendert hat sich bei der neuen IP-Generation IPv6 gegenueber der derzeit verwendeten IP-Version 4 die Adresslaenge: Diese wurde von 32 Bits auf 128 Bits erhoeht, ist also 16 Bytes lang statt wie bisher 4 Bytes. Damit stehen nun, zumindest theoretisch, 340 282 366 920 938 463 463 374 607 431 768 211 456 Varianten zur Verfuegung. Selbst bei einer aehnlich ineffizienten Vergabe wie bei den Telefonnummern in Frankreich und den USA sollten damit nach den Berechnungen von Netzexperte Christian Huitema im schlechtesten Fall 1 564 Adressen pro Quadratmeter auf der Erde zur Verfuegung stehen. Pessimisten befuerchten allerdings bereits, dass selbst dieser Adressraum nicht ausreicht, wenn beispielsweise Energieversorger beginnen, ihre Messgeraete fuer Strom und Heizung automatisch abzulesen und dazu jedem Geraet eine IP-Adresse verpassen.

Allerdings haelt mit der neuen Generation auch eine geaenderte Notation Einzug: Die Adressen werden statt bisher dezimal nun wieder hexadezimal geschrieben. Um jedoch die Rueckwaertskompatibilitaet zur Version 4 zu gewaehrleisten, ist auch die Kombination zwischen alter Dezimal- und neuer Hexadezimalschreibweise erlaubt, ein Verfahren, das laut Martens "noch viel Spass im Netz bringt". Gleichzeitig wurden auch existierende Adresskonzepte, Novell hat beispielsweise einen reservierten Adressraum fuer Netware 4.x, in das Verfahren eingebunden. Dabei werden die 16-Bit-Gruppen mit Doppelpunkten getrennt, wobei einmal in der Darstellung die Abkuerzung einer Null-Gruppe erlaubt ist (1080::800:200C:F17A statt 1080:0:0:0:0:800:200C:F17A).

Neu ist auch die Adressierungsart unter IPv6, denn kuenftig sind keine Broadcast-Adressen mehr vorgesehen. Diese Funktion wird durch Multicast-Adressen ersetzt, bei denen IP-Pakete an alle Teilnehmer aus einer zu definierenden Gruppe verschickt werden. Daneben gibt es noch Unicast-Adressen fuer einen Knoten sowie das Verfahren Anycast, bei dem die Daten an den naechsten aus einer Gruppe von Teilnehmern mit gleichem Adresspraefix versandt werden.

Die IP-Adressen werden dabei nicht Knoten, sondern Interfaces wie beispielsweise Netzkarten zugeordnet, das heisst, die Identifizierung eines Knotens erfolgt ueber seine Interfaces. Ein Interface kann aber auch mehrere IPv6-Adressen haben. In Ausnahmefaellen ist die Zuordnung einer Adresse an mehrere Interfaces moeglich, so zum Beispiel, wenn Daten ueber zwei gebuendelte 64-Kbit/s-Leitungen transportiert werden. Router dagegen koennen Interfaces ohne IP-Adresse sein, wenn die Endpunkte nicht mit entsprechenden Paketen erreicht werden muessen.