Privatsender Super RTL schreibt Sicherheit groß

Netzwerktechnik spielt auch beim Fernsehen eine große Rolle

22.09.2000
KÖLN (ave) - Ohne das Netz geht nichts: Super RTL setzt bei allen Arbeiten rund um sein Fernsehprogramm ganz auf die DV. Da deren Sicherheit und Verfügbarkeit oberste Priorität hat, soll eine Antivirenlösung vor unliebsamen Überraschungen und Ausfällen durch elektronische Schädlinge schützen.

Zeichentrickserien, Spielfilme, Magazine und Shows - seit dem Sendestart im April 1995 schickt Super RTL sein auf Familien zugeschnittenes Programm über den Äther auf die Bildschirme der Bundesrepublik. Vor allem Walt-Disney-Cartoons, Tierfilme und Kinderproduktionen prägen das Profil des Kölner Fernsehsenders, der eigenen Aussagen zufolge seit zwei Jahren der Marktführer bei den jungen Zuschauern ist. Live-Sendungen sind bei Super RTL die Ausnahme, fast das komplette Programm kommt vom Band: Ein Library Management System (LMS), eine riesige Abspielmaschine, die rund 1000 Videokassetten fasst, spielt dabei das vor-her akribisch zusammengestellte Programm ab und schickt es von Köln aus direkt zum Satelliten, von wo aus es wiederum zu den örtlichen Kabeleinspeisestationen beziehungsweise direkt auf den heimischen Satelliten-Receiver und von dort in den Fernseher gelangt.

Ohne die DV läuft nichtsDoch auch ohne den Stress von Live-Produktionen kommt bei der RTL-Schwester keine Langeweile auf: Neben den anfallenden Verwaltungsaufgaben muss das Fernsehprogramm geplant, koordiniert und der Sendeablauf überwacht werden - eine Arbeit, die die Kölner ohne ihre DV nicht mehr bewältigen können.

Das, was nachher auf der Mattscheibe im Wohnzimmer zu sehen ist, hat seinen Ursprung in der Programmplanung. Die beginnt drei bis sechs Monate vor der Ausstrahlung mit dem Anlegen erster Schemata in Microsofts "Excel". Danach legen die Gestalter einen minutengenauen Sendeplan in "Traffic" an, einer Spezialsoftware von Solutions for Media (S4M), die die Super-RTL-Mitarbeiter seit Dezember 1999 nutzen. Bis zirka vier Wochen vor der Ausstrahlung feilen die Programmplaner an ihrem Entwurf und verfeinern ihn ständig: Filme, Serien, Trailer - kurze Eigenwerbungen - und Werbeinseln werden eingeplant, später werden alle Elemente Frame-genau festgelegt. Frames sind für die Fernsehmacher eine wichtige Einheit: Damit für den Zuschauer die Bilder laufen, müssen pro Sekunde 25 solcher Einzelbilder ausgestrahlt werden.

Unterstützend kommt bei dieser Arbeit die Software "Programm-, Film- und Serien-Management" (Profis) zum Einsatz, die auf die Verwaltung der Lizenzen für die auszustrahlenden Sendungen zugeschnitten ist. Profis bildet die Datenbasis für Traffic und hilft den Programm-Machern zum Beispiel, den Überblick über die Lizenzkosten zu behalten, auch kontrolliert es, wie oft eine bestimmte Sendung innerhalb der Lizenz noch gezeigt werden darf. Hinter diesen senderspezifischen Anwendungen steht eine SQL-Datenbank, in der die Daten zusammengeführt werden.

Wie die meisten Unternehmen kann auch Super RTL inzwischen nicht mehr auf das darunter liegende Netz verzichten. Mit PC-Arbeitsplätzen für 63 fest angestellte und bis zu 40 freie Mitarbeiter kommen die Kölner momentan noch mit einer Ethernet-Infrastruktur zurecht, wobei nur in kritischen Bereichen durch Switching den Anwendern die volle Bandbreite exklusiv zur Verfügung steht.

Es gibt aber bereits Überlegungen, ob bei einem möglicherweise schon im nächsten Jahr anstehenden Umstieg Fast Ethernet oder gleich Gigabit Ethernet kommen soll. Das wäre vor allem dann unerlässlich, wenn der Sender, wie erwogen wird, eine übergreifende Senderautomation einführen sollte. Dann könnten Videos, Spots und Filme digital auf Video-Servern vorgehalten und im Netzwerk transportiert werden.

Die File-Server des Senders laufen mit "Intranetware 4.11", im Netz herrscht daher zurzeit auch noch Novells IPX-Protokoll vor. "Es ist aber nur eine Frage der Zeit, wann wir auf IP umsteigen", kommentiert Norbert Krause, DV-Leiter bei Super RTL. Das gebe schon deswegen Sinn, weil mittlerweile auch an jedem Arbeitsplatz ein Internet-Zugang vorhanden sei. Momentan ist Krause aber noch mit IPX zufrieden, vor allem, weil es einfach zu verwalten ist.

Dem DV-Chef zufolge kommt in dem Unternehmen nur Standardhardware zum Einsatz: "Das erleichtert die Administration, außerdem zahlt es sich beim Support und dem Service aus, nur einen Ansprechpartner zu haben." Sonderangeboten hinterherzulaufen lohne sich nicht, winkt der IT-Manager ab.

Die Anbindung der einzelnen Arbeitsplätze an das weltweite Datennetz erfolgt über die Schwestergesellschaft RTL, die ihren Hauptsitz nur wenige Kilometer entfernt hat. Eine von der Deutschen Telekom angemietete Dark-Fiber-Standleitung mit 100 Mbit/s verbindet die beiden Sender, RTL selber verfügt über einen 4 Mbit/s schnellen Zugang zum Internet.

Ein moderner Sender ist intern wie extern auf schnelle und effiziente Kommunikation angewiesen. Daher spielt das Medium E-Mail eine wichtige Rolle bei Super RTL, wie Jens Brausen, DV-Professional bei dem Sender, unterstreicht. Er sieht die elektronische Post als "zentrales Kommunikations-Tool." Wie der Spezialist erzählt, nutzt der Sender Microsofts "Exchange" auf NT-Basis als Mail-System. Um die elektronische Kommunikation aufrechtzuerhalten, spielt für die DV-Abteilung der Kölner der Schutz vor Computerviren eine große Rolle.

Bei Super RTL kommt "Norman Virus Control" von Norman Data Defense Systems zum Einsatz. Die Server sind durch das Tool geschützt, außerdem ist auf jedem der Arbeitsplatzrechner eine Client-Version installiert. Mindestens einmal pro Woche wird automatisch ein Update der Virensignaturen eingespielt, die Anwender brauchen sich selber nicht darum zu kümmern.

Doch trotz dieser ständigen Aktualisierung machte der I-love-you-Virus auch vor Super RTL nicht halt: "Es hat uns auch erwischt", erinnert sich Krause, "zwar nicht hart, aber hart genug." Obwohl einige Dateien gelöscht wurden, konnten die DV-Spezialisten alle Daten wiederherstellen: "Dank des Backups, das wir jede Nacht fahren, war das kein Problem." Er lobt die schnelle Reaktion von Norman in dieser Situation: Innerhalb von einer Stunde nach dem Auftreten des Virus habe der Anbieter eine Antwort geschickt, welche Schutzmaßnahmen zu ergreifen seien. Im Laufe des Tages seien dann die Virendefinitionen zur Abwehr des Schädlings gekommen.

Sein Mitarbeiter Brausen zeigt sich zufrieden mit dem Support des Anbieters: "Wenn wir eine Frage haben, dann steht uns immer jemand zur Verfügung, der sich auch wirklich auskennt, und nicht bloß irgendein Call-Center-Agent, der von der Sache nichts versteht." Besonders bei Virenproblemen sei dies sehr wichtig, weil in solchen Fällen die Zeit drängt.

Die ist bei Super RTL immer knapp. Selbst wenn das Kaminfeuer, das hin und wieder mitten in der Nacht als Endlosschleife bei dem Sender zu sehen ist, einen anderen Eindruck vermittelt: Die Arbeit am Programm darf bei den Kölnern nicht still stehen. Und die DV auch nicht.