Cisco geht einen eigenen Weg

Netzwerker streben Standard zur Vermittlung von Videos via IP an

14.04.2000
MÜNCHEN (CW) - Unter Federführung von Nortel Networks hat sich eine Gruppe von Carriern, Netzwerkern und Content-Providern zusammengefunden, um einen Standard für die Übertragung bandbreitenhungriger Inhalte zu definieren.

Nach wie vor lässt das Netz der Netze eine effektive Möglichkeit vermissen, verzögerungskritische und bandbreitenintensive Inhalte verlässlich ans Ziel zu befördern. Nortel Networks hat sich dieses Problems angenommen und einige Mitstreiter zusammengesucht. Das "Broadband Content Delivery Forum" strebt eine Norm an, mit der sich Telefongespräche, Videos und umfangreiche Inhalte via Internet und IP-Netze schnell ans Ziel befördern lassen.

Trotz neuer Zugangsverfahren wie Digital Subscriber Line (DSL) und Kabelmodems ist das jedoch kein einfaches Unterfangen, denn die grundsätzlichen Abläufe im Internet, aber auch im unternehmensinternen IP-Netz müssen analysiert und geändert werden. Um Datenstaus und Server-Überlastung zu verringern, ist eine interne Verteilstruktur erforderlich, über die sich Inhalte möglichst nah zum Abnehmer verschieben lassen. Dadurch ließe sich das Verkehrsaufkommen reduzieren, denn die großen Datenmengen müssten nicht bei jeder entfernten Abfrage über weite Distanzen vermittelt werden.

Das Forum wird sich im Mai zu seiner ersten Sitzung zusammenfinden. Zugesagt haben bislang der Internet-Geschäftsbereich von AT&T sowie die Carrier NBC, Qwest Communications und British Telecom. Zudem sind Sun Microsystems, Microsoft, Hewlett-Packard, Akamai, Enron und Bertelsmann dabei. Dagegen haben die Nortel-Konkurrenten Lucent und Cisco die Einladung abgelehnt. Vor allem letzterer Hersteller könnte die Entwicklung blockieren, denn im Randbereich des Internet tun meistens Cisco-Router ihren Dienst.

Der Platzhirsch unter den Netzwerkern verfolgt seine eigenen Pläne. Rund 800 Millionen Dollar in Aktien war es Cisco nämlich wert, sich das auf Content Delivery Networks (CDN) spezialisierte Startup Sightpath einzuverleiben. Abnehmer dieser Anteilscheine sind zwei ehemalige MIT-Professoren sowei zwei weitere Hightech-Veteranen, die 1998 gemeinsam das Unternehmen gegründet haben. Sightpath hat Produkte und Techniken im Portfolio, die Inhalte zu Servern verschieben, die von anfragenden Anwendern und Web-Surfern optimal zu erreichen sind. Zudem beobachtet das Produkt "Sightpath Appliance" permanent Netzstrecken auf Verkehrsaufkommen und Server-Auslastung, um zur Übermittlung von bandbreitenintensiven Inhalten den schnellsten Weg zu finden.