Netzwerk für die zweite Startup-Generation

10.09.2001
Von Gabriele Müller
Die Gründergeneration hat es zur Zeit nicht leicht. Aber sie wehrt sich gegen die ihrer Meinung nach unberechtigte Kritik, unter anderem mit einer eigenen Organisation.

Der Deutsche Multimediaverband (dmmv) und Internetunternehmen der ersten Stunde haben ihre Kooperation New Business Network Germany (nbng) getauft. Sinn der ganzen Aktion, die erstmals auf der CeBIT 2001 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, ist die Bündelung von regionalen Netzwerken und die Schaffung einer Interessenvertretung für die Startup-Szene im Internet- und Multimediabereich. Durch die Kooperation mit dem dmmv kann sich nbng rühmen, gleich das mitgliederstärkste Start-up-Netzwerk in Europa zu sein.

Den nbng-Mitgliedern wird der Service und das Wissen des dmmv zur Verfügung stehen. Das reicht von Marktforschung bis hin zur Interessenvertretung gegenüber Wirtschaft und Politik. „Und natürlich geht es um Erfahrungsaustausch“, informiert Mathias Entenmann, Sprecher des nbng und Vorstandsvorsitzender der Paybox AG. Den können die Neulinge im Geschäft sicher auch gut gebrauchen. Denn den Gründern weht nach einer Euphoriephase der Wind im Moment ziemlich kalt ins Gesicht. Aber die Szene will Kritik, wie die von der „Internetblase, die jetzt geplatzt ist“, nicht einfach auf sich sitzen lassen. Sie spart auch nicht mit Vorwürfen gegen Finanziers.

Der Druck der Kapitalgeber sei oft unerträglich groß gewesen, berichtet zum Beispiel nbng-Sprecherin Anna Otto, CEO der a-anacom AG. Der Börsengang aufs glatte Parkett, ob nun gut vorbereitet oder nicht, war da nur die logische Fortsetzung der Geschäftspolitik. Doch „die Gründerszene ist reifer geworden“, sagt Entenmann mit Überzeugung. Die Zeiten, wo Venture Capital schneller verbrannt, als Gewinn gemacht wurde, sollen endgültig vorbei sein. Und so ist alles in allem jetzt statt Kriegserklärung an die Old Economy eher ein Schmusekurs angesagt – die Zeichen der Zeit stehen auf Kooperation und Partnerschaft. Statt jugendlichem Elan und Begeisterungsfähigkeit allein „zählen jetzt auch Branchen- und Managementerfahrung“, ist Ex-Yahoo-Chef Peter Würtenberger überzeugt. Und mit der realistischeren Sicht von Chancen und Risken ist auch die Chance gegeben, „dass die junge Internet-Szene und die etablierte Wirtschaft zur One Economy zusammenwachsen.“