Netzwerk-Dschungel

20.03.1981

Vor drei Jahren hatten die IBM-Netzwerkstrategen als letzte herausgefunden, daß im Datenfernverarbeitungs- und Distributed Processing-Markt mit rein hierarchischen Konzepten á la SNA1 kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist.

Mit der Ankündigung des lnformationssystems 8100 wurde im Herbst 1978 der Kompromiß offiziell eingesegnet, Satelliten-Stationen in den Fachabteilungen begrenzte Verarbeitungsautonomie zu geben.

Im Lager der Nicht-IBM-Mainframer hatte man bekanntlich von Anfang an auf das Konzept der Verteilten Intelligenz gesetzt - allen voran Honeywell.

Andererseits sahen sich Netzwerk-Außenseiter wie Digital Equipment oder Data General durch das Einschwenken des Marktführers gezwungen, Konzessionen in Sachen "Gleichberechtigung" zu machen: Sowohl Mini-Marktführer DEC als auch DG öffneten ihren Kunden einen IBM-Hostausgang.

So stellte sich dem DDP-Interessenten die Netzwerk-Landschaft vorübergehend als "Englischer Garten" dar: übersichtlich und gepflegt. Da gab es Gruppe 1-, Gruppe 2- und Gruppe 3-Netzwerke, klassifiziert nach ihrer Herkunft aus den Lagern der Universalrechner-, Minicomputer- und Terminal-Hersteller.

Zur ersten Kategorie (keine Wertung) gehören beispielsweise DSE (Distributed System Environment) von Honeywell Bull, DCA (Distributed Communications Architecture) von Sperry Univac oder Transdata von Siemens. Vertreter der Mini-Networking-Klasse sind Primenet, Expand von Tandem oder Dietz´ Dixos.

Als Netzwerk-Architekten haben sich schließlich auch die Terminal-Anbieter SEL, Nixdorf, Philips und Datapoint einen Namen gemacht. Deklariert als "herstellerspezifisch", boten sich rund 20 Architekturen zum Aufbau geschlossener Netze an. X.25 mit seiner "Open Systems" Doktrin hat aus Benutzersicht erneut alles durcheinandergebracht.

Jetzt muß man nicht nur die Schnittstellen-Besonderheiten innerhalb der einzelnen Herstellernetze, sondern auch deren X.25-Ausgänge kennen.

Fazit: Wer an die Netzwerk-Implementierung herangeht, braucht einen großen Kopf. Und ein scharfes Messer, um sich durch den Dschungel der Inkompatibilitäten hindurchzukämpfen. Einzige Hoffnung: Das Paradies der ISO-Normer. Es soll irgendwann kommen.