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Netzagentur-Chef Kurth drängt Telekom zum Dialog mit Konkurrenz

17.01.2006
Der Chef der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, drängt die Deutsche Telekom weiter zur Einbeziehung der Konkurrenz beim Bau des VDSL-Hochgeschwindigkeitsnetzes.

"Die Telekom wäre sicher gut beraten, wenn sie eine derartige Investition mit anderen Marktteilnehmern diskutiert und auf freiwilliger Basis Konditionen erarbeitet, die alle zufrieden stellt", sagte Kurth der "Börsen-Zeitung". Die Konkurrenten United Internet und freenet.de hatten zuvor ihre Bereitschaft erkennen lassen, sich an den Investitionen von drei Milliarden Euro in Höhe ihrer bisherigen Anteile im DSL-Markt zu beteiligen.

Die Telekom macht das Gros der Investitionen von einem anfänglichen Wegfall der Regulierung abhängig. Im Falle einer einvernehmlichen Lösung zwischen der Telekom und ihrer Konkurrenz stellt Kurth Regulierungsfreiheit für das VDSL-Netz in Aussicht. "Das Telekommunikationsrecht geht grundsätzlich vom Vorrang von Vereinbarungen zwischen den Marktteilnehmern aus", sagte er. Erst beim Scheitern werde Regulierung erforderlich.

Bei einer weiteren Blockade der Fusion mit T-Online im klassischen DSL-Geschäft erwartet der Bonner Konzern einen deutlichen Rückschlag. Wie die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aus Unternehmenskreisen erfuhr, würde T-Online in diesem Jahr 438 000 DSL-Kunden weniger gewinnen, wenn die Verschmelzung nicht wie geplant vollzogen wird. Nach einer Fusion erwartet die Telekom demnach eine deutlich geringere Wechselrate von DSL-Kunden als bei einem getrennten Fortbestand von Tochter und Mutter. Sprecher der Unternehmen lehnten einen Kommentar dazu ab.

T-Online war mit einer Klage auf eine sofortige Eintragung der Transaktion in das Handelsregister in erster Instanz gescheitert und hatte daraufhin beim Oberlandesgericht Frankfurt (OLG) Beschwerde eingelegt. Das Gericht will voraussichtlich bis Ende Januar seine Entscheidung bekannt geben. Sollte das OLG erst im Februar ein Urteil fällen, würde sich die Fusion gemäß dem Verschmelzungsvertrag um mindestens ein halbes Jahr verzögern. Sollte die Klage abgewiesen werden, dann könnte die Transaktion nach Einschätzung von Experten für Jahre auf Eis liegen. Mehrere Aktionäre von T-Online hatten in einem weiteren Verfahren gegen die Fusion geklagt.

Die Telekom wies erneut auf die Vorteile der Wiedereingliederung der Tochterfirma in den Mutterkonzern hin. In den Unterlagen heißt es, dass nach einer Fusion die Unternehmen Internet und Festnetztelefonie aus einer Hand anbieten könnten, wodurch weniger Kunden zu Konkurrenten wechseln würden. Dies würde zugleich die Gewinnung von Neukunden erleichtern.

Ende September hatte T-Online rund vier Millionen Breitbandkunden unter Vertrag und war damit der führende Anbieter Deutschlands. In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres wuchs der DSL-Kundenbestand um über 800 000. Für das laufende Jahr rechnet die Telekom mit einem deutlichen Anstieg der Nutzerzahlen.

Zudem gibt es im Aufsichtsrat der Telekom einen Wechsel. Staatssekretär Volker Halsch habe mit Wirkung zum 16. Januar dieses Jahres sein Mandat niedergelegt, teilte der Konzern ohne Angabe von Gründen mit. Sein Nachfolger sei Thomas Mirow, seit November Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Mirow war den Angaben nach bis zuletzt persönlicher Beauftragter des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) für die so genannte "Lissabon-Strategie" und Leiter der Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Arbeitsmarktpolitik im Bundeskanzleramt. (dpa/tc)